Schede, Paulus Melissus (1539-1602)

Leben: Geboren am 20.12.1539 in Mellrichstadt (Unterfranken); als Dichter nannte Paul Schede sich Melissus; Studium in Jena, 1559 Kantor in Königsberg/Ufr., 1561-1567 in Wien, wo er 1564 durch Kaiser Ferdinand I. zum Poeta laureatus gekrönt wurde. Es folgten längere Aufenthalte in Frankreich (1567/68), Genf (1568-1571, dort durch den Calvinismus geprägt), Heidelberg (1571-1577, Übersetzung des Hugenottenpsalters), Italien (1577-1580, 1579 Ernennung zum Comes Palatinus mit der Berechtigung, Dichterkrönungen vorzunehmen), Nürnberg (1580-1584), wieder Paris (1584/85) und London (1585/86). Ab 1586 Leiter der Bibliotheca Palatina in Heidelberg. 1593 Eheschließung. Galt um 1600 als führender lateinischer Dichter Deutschlands. Gestorben am 3.2.1602 in Heidelberg.

Werke (in Auswahl): Di Psalmen Davids in Teutische gesangreymen ... gebracht, 1572.- Schediasmata poetica, 1574.- Schediasmatum reliquiae, 1575.- Schediasmata poetica, secundo edita multo auctiora. Pars 1-3, 1586.- Odae Palatinae, 1588.- Meletematum piorum libri 8 [u.a.], 1595.

Literatur (in Auswahl): Killy 10, S. 167-169.- Humanismus im deutschen Südwesten, S. 239-263 (E. Schäfer).- Füssel (Hg.), S. 545-560 (E. Schäfer).- Parnassus Palatinus, S. 82-105.- Humanistische Lyrik, S. 753-861, 1395-1483.- E. Schäfer: Deutscher Horaz, 1976.- E. Schäfer: Die "Dornen" des Paulus Melissus, in: Humanistica Lovaniensia 22 (1973), S. 217-255, - Ole Kongsted, Kronborg motetterne : tilegnet Frederik II og Dronning Sophie 1582 ; udgivet i anledning af Hendes Majestaet Dronning Margrethe II's halvtredsºarsdag 16.4.1990 / [de tre anonyme motetter med Joachim Pömers tekst er udg. i facs. med transskription og efterskrift af Ole Kongsted], [Kopenhagen] 1990 (Ermittelter Textverf.: Paul Schede).

Zur vorliegenden Edition: Mit der zweiten, erweiterten Ausgabe der Schediasmata poetica (Paris, 1586) und der Edition der Meletemata pia (nebst kleineren Werkgruppen; Frankfurt/M., 1595) geben wir die vom Autor selbst besorgten, so gut wie fehlerfrei gedruckten Sammelausgaben seiner Gedichte wieder.

Aspekte des poetischen Werks: Melissus ist einer der wenigen Humanisten, die sich der Poesie nicht nur in ihrer Jugend und danach in ihren "Nebenstunden" widmeten, sondern sie zu ihrem Beruf machten. Er vereinte große Formkunst mit gelehrtem Wissen und verband den poetischen Lobpreis der Großen der politischen und gelehrten Welt mit dem Ausdruck einer eigenwilligen, selbstbewußten Dichterpersönlichkeit. Obwohl entschiedener Calvinist, vermied er konfessionelle Polemik. Er orientierte sich nicht nur an lateinischen Vorbildern, sondern auch an der italienischen (Petrarkismus) und französischen (Pléiade) Lyrik. Die Schediasmata poetica (²1586, drei Teile: Oden, Elegien, Epigramme) präsentieren die zumeist an namhafte Personen gerichteten Gedichte in chronologischer Folge und spiegeln so die Peregrinatio des Dichters durch europäische Kulturzentren wider. Mit den Meletemata pia von 1595 wollte Melissus den Anfang einer mehrbändigen Publikation seiner noch nicht erschienenen Gedichte machen. Dazu ist es jedoch nicht gekommen. Die dritte von ihm vorbereitete Sammlung, "Acanthae" (Dornen) in 36 (!) Büchern, ist als druckfertiges Manuskript verlorengegangen. Nur wenige Einzelstücke davon sind in autographer Zweitschrift erhalten.

 

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