Text and Translation submitted by Lothar Mundt.



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Liber tertius.

Hactenus agricolas atque instrumenta colendi
Diximus. Haud etiam fugit, haec perparva videri
Multis et vix digna legi, in lucemque ferenda
Carminibus tantoque adeò dignanda cothurno.
Nam sacros quotus agricolas nunc quisque requirit?
Quis magnifacit aut illos artemve colendi?
Ad nummos properant omnes artesque lucrosas
Scurrarumque magis praebent sermonibus aures,
Qui nugas soliti magno narrare cachinno,
Quàm verbo Domini, tenebroso et coelitus orbi
Demissae sophiae. Mundi nunc scilicet ille
Terminus accedit, de quo praedixit IESUS.
Nunc fraternus amor pariter pietasque fidesque
Deficiunt vulgo, atque horum contraria regnant.
Ad quae protrudit violentus flatus habendi,
Tartareo Satanas quem mundo immisit ab Horco,
Valdius ac unquam. Finem nam cernit et ipse
Atque suo antè studet colophonem imponere regno.
Porro sub his quid nos tandem curare decebit?
Quo magis ille furit Christi subvertere regnum,
Omnibus et nervis stabilit sua vileque prorsum
Arte facit solita donum coeleste videri,

Drittes Buch.

Bisher haben wir von den Landbauern und dem Rüstzeug zum Landbau gesungen. Es ist uns auch durchaus nicht entgangen, daß dies vielen als etwas sehr Geringfügiges erscheint und als etwas, was kaum wert ist, gelesen, in Gesängen veröffentlicht und gar eines so hohen Kothurns gewürdigt zu werden. Wie viele fragen denn heute nach geistlichen Landbauern? Wer hat Hochachtung vor ihnen oder der Kunst des Landbaus? Alle hasten zum Geld und zu gewinnträchtigen Künsten und leihen ihr Ohr lieber den Reden von Possenreißern, die gewöhnlich unter rohem Gelächter dummes Zeug erzählen, als dem Wort des Herrn und der vom Himmel in die finstere Welt gesandten Weisheit. Jetzt naht nämlich jenes Ende der Welt heran, von dem Jesus geweissagt hat. Jetzt schwindet allgemein brüderliche Liebe ebenso dahin wie die Frömmigkeit und der Glaube, und die ihnen entgegengesetzten [Kräfte] haben die Oberhand. Der heftige Wind der Habgier, den Satan aus der Hölle in die Welt gesandt hat, treibt [die Menschen] stärker als jemals zuvor auf sie zu. Denn er [Satan] sieht auch selbst das Ende [herannahen] und trachtet danach, zuvor seiner Herrschaft die Krone aufzusetzen. Worauf werden wir nun aber unter so bewandten Umständen geziemenderweise hinarbeiten? Je mehr jener wütend darauf aus ist, Christi Herrschaft umzustürzen, die seine mit allen Kräften befestigt und mit gewohnter List darauf hinwirkt, daß das Geschenk des Himmels als völlig wertlos betrachtet wird,

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<69> Hoc magis adversum pugnabimus atque vicissim
Illius illecebras sperni faciemus et artes
Adque Dei certum revocabimus omnia cultum,
Floreat ut Christus solus regnetque potenter
Hostibus in mediis sintque humana omnia stercus.
Huic studio incumbat noster faveatque colonus
Sublimesque animos gerat et contraria mundo
Iudicet audacter. Quae magni scilicet ille
Pendit, divitias, hominum commenta et honores,
Rideat et celsa tanquam de sede caduca
Despiciat. Contrà quae negligit ille iacitque
Post tergum longè, teneat, veneretur ametque.
Sic sophiam mundi Dominus condemnat inertis
Stulticiae magnique facit stultissima mundi.
Noster idem sapiat, nec turbam aut mobile vulgus
Nec proceres ullos Domini sine mente sequatur.
Nec se discipulum mundi, verùm esse magistrum
Noscat divinis doctum sermonibus, unis
Auscultet quibus et se praestet in hisce fidelem.
     Tu tamen Agricolam populo es quicunque daturus,
Haud prius attentes sacram conscendere sedem
Nec doceas, quamvis divina humanaque noris,
Quàm satis à Domino te intelligis esse vocatum,
Ne non legatus curras et semina spargas
Illius iniussu, magnam merearis et iram.
Scilicet hic agimus non nostra negocia servi,
Non ager est noster nec iuris semina nostri.
Mandatum ergo Dei est atque expectanda voluntas.
Ingrata esse solent etiam bene facta Tonanti,
Si non legitimè facias et iussa secundum.

um so mehr werden wir dagegen ankämpfen und umgekehrt dafür sorgen, daß seine Verlockungen und Machenschaften der Verachtung anheimfallen, und wir werden alles dazu aufrufen, wieder zur wahren Verehrung Gottes zurückzukehren, damit allein Christus in Blüte steht, inmitten seiner Feinde machtvoll regiert und alles Menschliche nur ein Dreck ist. Diesem Streben widme sich unser Pflanzer mit Energie und Hingabe; er sei hochgemut und setze seine Meinung kühnlich der Welt entgegen. Den Reichtum und die Erdichtungen und Ehrungen der Menschen, die jene hochschätzt, verlache er nämlich und blicke auf sie mit Verachtung, gleichsam als kämen sie von einem hohen Thronsitz, der sich schon dem Fallen zuneigt. Hingegen verteidige, verehre und liebe er, was jene unbeachtet läßt und weit hinter sich wirft. So verdammt auch der Herr die Weisheit der Welt wegen ihrer tölpelhaften Dummheit und schätzt dasjenige hoch, was der Welt als das Dümmste gilt. Unser Mann besitze dieselbe Einsicht und schließe sich nicht ohne einen Gedanken an den Herrn dem großen Haufen oder der wankelmütigen Volksmenge noch irgendwelchen Vornehmsten an. Er begreife, daß er nicht der Schüler, sondern der in der Heiligen Schrift geschulte Lehrer der Welt ist; einzig auf diese höre er und ebenhierin erweise er sich als treu.
     Wer immer du aber auch seist, der sich anschickt, dem Volk einen Landbauer zu schenken: versuche keinesfalls eher den geistlichen Stuhl zu besteigen und lehre nicht eher – wie beschlagen in göttlichen und menschlichen Dingen du auch sein magst –, als bis dir hinreichend klar geworden ist, daß der Herr dich berufen hat, damit du nicht losläufst, ohne ausgesandt worden zu sein, die Samen nicht ohne sein Geheiß auswirfst und dir nicht großen Zorn zuziehst. Als Knechte betreiben wir hier nämlich nicht unsere Geschäfte, der Acker gehört nicht uns, und die Samen unterliegen nicht unserer Gewalt. Also muß man Gottes Weisung und Willensentscheidung abwarten. Auch gute Werke sind dem Donnerer gewöhnlich nicht willkommen, wenn man sie nicht rechtmäßig und entsprechend seinen Befehlen ausführt.

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<70> Hoc munus sancti quondam fugere prophetae,
Qui videre, Dei quantum sit tradere verbum.
Excusat Moses Phariam mittendus in aulam.
Vastandae missus Solymorum nuncius urbi
Se puerum esse refert iuvenilesque arguit annos.
Tollit onus grave, qui Domino se mancipat uni
Et Satanae ire parat regnumque atque agmina contra.
Currit adulator nec tanta negocia librat
Nec Domino servit nec dicit vera popello.
Quippe suum sequitur quaestum et compendia ventris.
Ne properes igitur rebus non antè revisis.
Nulla tuum quoque dirumpat sapientia pectus.
Mensuram ipse tuam noris sapiasque modestè,
Ne non sufficiant tibi magna ad pondera vires.
Denique demissos amat extollitque ministros
Messis herus, reicit contrà spernitque superbos.
Anxietas turbet commissi nulla talenti,
Tam nec uti expendas, quàm quidque et quomodo cures.
Sortis si quid habes, lucrandi occasio nunquam
Deerit, nec Dominum capient oblivia doni.
Quum volet, utetur. Tum te proferre iubebit.
Tu modò te dedas illi temetque neges, nec
Torpida socordis te prendant ocia vitae.
Si studiosus eris quaeresque illius honorem
Et sities validè desertae commoda plebis,
Si morum ingenio bonitatem iunxeris acri,
Non te paupertas, tuguri nec vilia parvi
Tecta nec incultae sylvae aut deserta tenebunt.
In lucem venies, è cunctis ritè latebris
Protrahet omnipotens inter vel saxa latentem,

Die heiligen Propheten, die erkannten, was für eine große Sache es ist, das Wort Gottes zu lehren, haben sich vor Zeiten vor diesem Amt gescheut. Moses führte einen Entschuldigungsgrund an, als er an den ägyptischen Hof gesandt werden sollte. Der Bote, den man in das zu verwüstende Jerusalem schickte, erwiderte, er sei noch ein Knabe, und wies auf sein jugendliches Alter hin. Wer sich einzig dem Herrn verschreibt und sich anschickt, gegen das Reich und die Heerscharen Satans ins Feld zu ziehen, nimmt eine schwere Last auf sich. Ein Schmeichler rennt los, erwägt nicht, um welche großen Unternehmungen es geht, dient nicht dem Herrn und sagt dem Volk nicht die Wahrheit. Natürlich strebt er nach seinem Gewinn und Vorteilen für seinen Bauch. Mache dich also nicht eilends auf den Weg, bevor du die Dinge genauer geprüft hast. Auch zersprenge keine Weisheit deine Brust. Erkenne selbst dein Maß, und sei weise mit Bedacht, damit es dir nicht für die schweren Lasten an Kräften fehlt. Überhaupt liebt und erhebt der Eigentümer der Ernte die demütigen Diener und verwirft und verachtet hingegen die hoffärtigen. Beunruhige dich nicht aus ängstlicher Sorge um den anvertrauten Zentner, und kümmere dich nicht so sehr darum, daß du ihn ausgibst, als vielmehr um das Was und Wie. Wenn du etwas Kapital hast, wird es niemals an einer Gelegenheit zu einem Profit mangeln, und der Herr wird deine Gabe nicht vergessen. So oft es sein Wille sein wird, wird er sich ihrer bedienen. Dann wird er befehlen, daß du sie darbringst. Gib du dich nur in seine Hand, verleugne deine Person, und laß nicht die reglose Untätigkeit eines gedankenlosen Lebens von dir Besitz ergreifen. Wenn du mit Eifer bei der Sache sein, nach seiner Ehre trachten und heftiges Verlangen nach dem Wohlergehen des im Stich gelassenen Volkes tragen wirst, wenn du Geistesschärfe mit einem rechtschaffenen Lebenswandel verbinden wirst, dann werden dich nicht Armut, nicht die schäbige Behausung einer kleinen Hütte, nicht unwirtliche Wälder oder Wüsten umfangen. Du wirst ins Licht treten, der Allmächtige wird dich aus jeder Verborgenheit, seist du auch gar zwischen Felsen versteckt, gehörig hervorziehen,

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<71> Spiritu ut ex imis cristatum forte cavernis
Serpentem cervus trahit oreque sorbet hianti.
Sollicitudo animum ergo tuum non ulla flagellet.
Accedet populus divino numine iussus
Aut princeps aliquis praesesque piusque senatus
Et te doctorem poscent sibi et esse ministrum
In Domini verbo. Mos est nunc iste vocandi,
Quo tibi voce hominum patefit divina voluntas.
Hunc ne transgrediare cave! Cuncta ordine certo
Vult fieri Pater et sana consistere lege,
Non nostro ferri arbitrio sursum atque deorsum.
Non tamen impedio, quum iam divina tenebis
Verba satis magnoque docendi ardebis amore
Venalemque voles animam et rem ponere mundo,
Quin possis ambire operamque offerre popello
Sponte tuam. Domini dependent omnia nutu,
Nec tu ambire voles. Sed nec tibi proderit usquam
Ni mandante illo tacitisque vocante tabellis.
Non etiam inficias imus, quin spiritus ipse,
Rectorum populique licet suffragia desint,
Interdum mittat, missos ut novimus olim
Divinos vates duodenaeque alta catervae
Nomina. Nec dubium, quin, si te miserit ille,
Sit parendum, homines quamvis Satanasque resistat.
Sed tu cautè etiam atque etiam vultumque pedesque
Inspice mittentis, ne te, sub tegmine sancti
Spiritus, ille malus fallat magnamque ruinam
Et populo paret atque tibi. Non ludicra res est,
Verum alias inter tenebrosi maxima mundi,
Sermonem tractare Dei usurpareque nomen.

so wie etwa der Hirsch die kammtragende Schlange mit seinem Atem aus den tiefsten Höhlen zieht und offenen Maules einsaugt. Also erschüttere keinerlei ängstliche Unruhe dein Gemüt. Auf Geheiß der göttlichen Majestät werden ein Volk oder irgendein Fürst, Vorsteher und frommer Senat an dich herantreten und verlangen, daß du ihr Lehrer sein sollst und ein Diener am Wort des Herrn. Auf diese Art berufen zu werden, ist heute der Brauch; durch ihn wird dir vermittels Menschenwort der göttliche Wille offenbar. Hüte dich, ihn zu durchbrechen! Der Vater will, daß alles in seiner festgesetzten Ordnung abläuft und sich auf einer vernünftigen Regel gründet und nicht nach unserem Gutdünken drunter und drüber geht. Wenn du jedoch das Wort Gottes schon hinlänglich beherrschen und in großer Liebe zur Lehrtätigkeit entbrannt sein wirst und wenn es dein Wille sein wird, der Welt deine Seele und die Sache selbst feilzubieten, so hindere ich dich nicht: du kannst das Volk aus freien Stücken angehen und ihm deine Dienste antragen. Es hängt alles vom Walten des Herrn ab, und nicht dein eigener Wille wird es sein, wenn du dich bewirbst. Doch wird es dir nirgendwo etwas nützen, wenn er nicht die Anweisung gibt und dich durch geheime Stimmtäfelchen beruft. Wir stellen auch nicht in Abrede, daß der Heilige Geist selbst zuweilen aussendet, auch wenn kein Votum der Regierenden und des Volkes ergangen ist – so wie wir wissen, daß einst die göttlichen Propheten und die erhabenen Männer der Zwölferschar ausgesandt wurden. Kein Zweifel, daß du gehorchen mußt, wenn er dich ausgesandt hat, so sehr die Menschen und Satan auch Widerstand leisten. Sieh dir aber denjenigen, der dich schickt, immer wieder wachsam von Kopf bis Fuß an, damit dich nicht jener Bösewicht unter dem Deckmantel des Heiligen Geistes hintergeht und dem Volk und dir selbst ein schweres Unglück bereitet. Das Wort Gottes zu handhaben und seinen Namen zu gebrauchen, ist keine Beschäftigung, die zur Kurzweil dient, sondern hat von allen anderen Dingen auf der finsteren Welt die größte Bedeutung.

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<72> Quo magè curandum, nobis ut certa negoci
Assumpti constet ratio, nec pectore quicquam
Audendum dubio, magno ne quando dolore
Poeniteat nullamque habeant praecordia pacem.
     Flatu igitur missus divino aut ritè vocatus
Aggredere arvorum cum mansuetudine cultum.
Principiò verò quales circumspice mores,
Qui ritus illic, quae regnet opinio vulgi,
Nec vulgi modo, sed procerum magis atque potentum,
Unde malique bonique irrepunt semina vulgo.
Quod si perversi nihil exploraris adesse,
Omnia sed rectè Domini mandata secundum,
Ingentis Domino debes persolvere grates.
Namque laboris erit minus inde minusque pericli:
Ut sueti agricolae multum gaudere prophani,
Si sint culturi purgatum à vepribus agrum
Nec sudaturi pigro duroque labore,
Dumis aut saxis radicitus extirpandis.
Deterrere solent incommoda prima colonum,
Quum merces tanto haud sit responsura labori.
At tu, divinae quum iacta sit alea sortis,
Nullum diffugias durum quemcunque laborem,
Verùm insta duris animoque facillima grato
Suscipe sisque adeò fortunam in utramque paratus.
Est autem rarum, vix immò inveneris usquam,
Moribus ut nihil atque fide rituque requiras,
Non stultos modò apud Turcas et semen Abrami,
Verùm etiam Christi nomen cultumque professos.
Hoc res ipsa probat, nec tu mirabere, gnarus,
Arva quot absque pio durarint secula cultu.

Um so mehr müssen wir darauf bedacht sein, eine fest umrissene Vorstellung von dem erwählten Amt zu haben, und dürfen nicht schwankenden Sinnes irgendein Wagnis eingehen, damit es uns nicht eines Tages unter großem Schmerz reut und Unfriede die Brust beherrscht.
     Wenn du also vom Heiligen Geist gesandt oder regelrecht berufen worden bist, dann mache dich mit Sanftmut an die Bebauung der Gefilde. Zuerst aber halte Ausschau, welche Sitten und Bräuche und welche Denkweise dort im Volk im Schwange sind – und nicht nur im Volk, sondern mehr noch bei den Vornehmsten und Mächtigen, von denen her schlechte und gute Samen sich beim gemeinen Volk einschleichen. Solltest du herausgefunden haben, daß keine Verkehrtheit vorliegt, sondern alles füglich den Geboten des Herrn entspricht, so mußt du dem Herrn ungeheuren Dank zollen. Aufgrund dessen nämlich werden deine Mühe und dein Risiko geringer sein – wie denn auch die weltlichen Landbauer gewöhnlich sehr froh sind, wenn sie an die Bearbeitung eines Ackers schreiten, der von Dornensträuchern gesäubert ist, und sich nicht vor die Aufgabe gestellt sehen, in langwieriger und harter Arbeit im Schweiße ihres Angesichts Gestrüpp und Steine von Grund auf ausreuten zu müssen. Die Anfangsschwierigkeiten schrecken den Landbauer in der Regel ab, da der Lohn dem so großen Arbeitsaufwand nicht entsprechen wird. Du aber fliehe, nachdem einmal die Würfel zugunsten des göttlichen Amtes gefallen sind, keinerlei harte Arbeit, sondern packe das Schwere energisch an und nimm das sehr Leichte dankbaren Herzens auf dich und sei dergestalt für Glück und Unglück gerüstet. Es ist aber selten, ja vielmehr: es wird dir kaum je begegnen, daß Sitten, Glaube und Brauch nichts zu wünschen übriglassen – nicht nur bei den einfältigen Türken und der Nachkommenschaft Abrahams, sondern auch bei denen, die sich zum Namen und zur Verehrung Christi bekannt haben. Dies versteht sich von selbst, und du wirst dich darüber nicht wundern, da dir bewußt ist, wie viele Jahrhunderte lang die Felder ohne fromme Pflege geblieben sind.

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<73> Ut pater iratus miseris mortalibus olim
Devovit terram, fructus ne redderet ullos,
Ni multis curis multoque subacta labore,
Morbida sic hominum similis quoque pectora torquet[16]
Conditio à prima nascentis origine mundi.
Si non ritè colas aut si cessaveris horam,
Mox nihil expectare licet rectique bonique:
Ut si continuo flatu non foveris ignem
Atque alimenta foco subieceris arida, languet
Et fugitivam animam paulatim fundit in auras.
Si qua igitur fidei morumque incommoda cernis
Adversosque Deo ritus vitamque prophanam,
Omnem illuc primò culturae verte laborem,
Stirpitus excindas uti. Severis omnia frustra,
Antè nisi evellas doctrinae obstantia sanae.
An quaeris, quae sint, et vis tibi singula dici?
Plurima sunt variisque eadem dissecta figuris,
Quae narrandi haud iam locus est nec suppetit hora,
Et sunt edocto verbum satis obvia cuique.
Qui lucem novit, quî non quoque noverit idem
Obscoenas tenebras tenebrarumque impia facta?
Omnibus in rebus semet contraria monstrant.
Ergo (inquam) primum doctrinae obstantia tolle.
Ut, quam durarunt hominum vestigia, tellus
Fructum ferre nequit, calido nec semina succo
Iacta fovet spinasque inter silicesque renatis
Nec vigor esse potest longùm nec suppetit humor,
Haud secus humanae nugae ritusque prophani
Vitaque Iudaico gentilive insita more
Haud unquam coeleste sinunt coalescere semen.

Wie der Vater einst im Zorn über die armen Sterblichen die Erde verflucht hat, daß sie keinerlei Früchte zeitigen sollte, ohne mit vielen Mühen und vieler Arbeit durchgewalkt worden zu sein, so haben auch die kranken Herzen der Menschen vom frühesten Ursprung der werdenden Menschheit an unter einer ähnlichen Bestimmung zu leiden. Wenn du sie nicht gehörig bearbeitest oder den rechten Zeitpunkt verpaßt, wirst du so bald nichts Rechtes und Gutes erwarten dürfen: so wie das Feuer ermattet und seine flüchtige Seele allgemach in die Lüfte aushaucht, wenn du es nicht durch ständiges Blasen am Leben erhältst und den Herd mit trockener Nahrung versorgst. Solltest du also möglicherweise Übelstände in Glauben und Sitte, Gott zuwiderlaufende Bräuche und eine ruchlose Lebensweise feststellen, dann wende zunächst alle Kultivierungsarbeit darauf, sie mit Stumpf und Stiel auszurotten. Du wirst alles umsonst säen, wenn du nicht zuvor austilgen solltest, was der reinen Lehre widerstrebt. Fragst du etwa, was das ist, und möchtest, daß man dir Einzelheiten nennt? Davon gibt es sehr vieles, und es ist in mannigfaltige Erscheinungsformen aufgesplittert, die darzulegen kein Platz mehr ist und die Zeit auch nicht ausreicht – und sie sind auch jedem, der gründlich im Wort unterwiesen ist, bequem genug zur Hand. Wie sollte der, welcher das Licht kennt, nicht auch die schmutzige Finsternis und. die gottlosen Werke der Finsternis kennen? Alle Dinge verweisen auf das, was zu ihnen selbst im Widerspruch steht. Also nochmals: zuerst beseitige, was der Lehre widerstrebt! Ebenso wie die Erde keine Frucht tragen kann und die ausgeworfenen Samen nicht mit warmem Nahrungssaft am Leben erhält, wenn sie von menschlichen Fußtapfen hart getreten worden ist, und wie die Wachstumskraft von Saaten, die inmitten von Dornenbüschen und Kieselsteinen neu ersprossen sind, keinen langen Bestand haben kann und für sie die Feuchtigkeit nicht ausreicht, genauso verhindern menschliche Flausen, gottlose Bräuche und eine nach jüdischer oder heidnischer Sitte eingesäte Lebensform, daß die himmlische Saat überhaupt jemals Wurzel faßt.

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<74> Unde etiam Paulus cives fermenta Corinthi
Expurgare iubet, mores vitamque priorem,
Scilicet, ut prorsus nova sint conspersio Christo.
Inter Christigenas non ut venerabile nomen,
Sic etiam syncera manet fiducia Christi.
Prava superstitio, longis quae venit ab annis
Quaeve modò irrepsit, fidei sibi vindicat ultro
Nomen et incautis solita est imponere fuco.
Tu normam retine et veterum vestigia patrum
Sedulus observa sulcosque infinde sequendo.
Haud nomen sub sole datum mortalibus ullum,
Quàm Christi unius, in quo sit vita salusque,
Per quem unum nobis Genitor peccata remittit
Et favet estque olim coelestia regna daturus.
Hanc normam partim subvertunt dogmata quaedam,
Partim diminuunt nec ubique et tempore in omni
Esse sinunt veram solidamque minusque fatentur.
Huc quoque nonnullos videas incumbere ritus.
Ò sortem miseram et facinus super omnia tetrum,
In castris perque ipsa adeo praetoria Christi
Inventos, qui ausint huic contradicere normae
Induperatorisque sui praedentur honores
Ritibus et prava doctrina et cultibus, ut iam
Vix illi caeci magis adversentur Apellae.
Fortiter illius causam et tuearis honorem
Tartareas contra portas mundumque frementem!
Muneris hoc scito esse tui coeptique laboris.
Ergo spei si quid vanae, fiducia si qua
Aut olim aut nuper quovis sub nomine tandem
Irrepsit populo, scripturis destrue sacris!

Deshalb befiehlt auch Paulus den Bürgern von Korinth, den Sauerteig – die schlechten Sitten und das frühere Leben – auszufegen, dazu nämlich, daß aus ihnen, durch Christus, ein völlig neuer Teig wird. Ebenso wie Christi verehrungswürdiger Name, so bleibt auch das feste Vertrauen auf ihn unter den Christenmenschen nicht in unverfälschter Reinheit bestehen. Obendrein beansprucht verkehrter Aberglaube, dessen Ursprung lange Jahre zurückliegt oder der sich eben erst eingeschlichen hat, den Namen des Glaubens für sich und pflegt ihn Unvorsichtigen durch Verstellung aufzuschwatzen. Halte du an der Richtschnur der alten Väter fest und achte emsig auf ihre Fußspuren und ziehe die Furchen nach ihrem Vorbild. Den unter der Sonne lebenden Sterblichen wurde kein Name geschenkt, der Leben und Heil beinhaltete, als einzig derjenige Christi, dessentwegen allein uns der Schöpfer die Sünden erläßt, uns gnädig ist und uns dereinst das Himmelreich schenken wird. Gewisse Lehren stürzen diesen Grundsatz teils um, teils zersplittern sie ihn und lassen ihn nicht überall und zu jeder Zeit als wahr und gediegen gelten, und noch weniger bekennen sie sich zu ihm. Hierauf stützen sich auch, wie du sehen kannst, einige Bräuche. O du elendes Geschick, du an Abscheulichkeit alles übertreffende Missetat, daß sich im Lager, ja sogar im Hauptquartier Christi Menschen fanden, die es wagten, diesem Grundsatz zu widersprechen, und mit Riten, verkehrter Lehre und Kulten ihren Feldherrn seiner Ehrentitel berauben, so daß heute die blinden Juden ihm kaum in stärkerem Maße entgegenarbeiten! Verteidige seine Sache und seine Ehre energisch gegen die Pforten der Hölle und die aufmuckende Welt! Wisse, daß dies deines Amtes ist und zu dem Werk gehört, das du begonnen hast! Sollte sich also eine eitle Hoffnung, sollte sich Selbstgewißheit entweder zu früherer Zeit oder erst unlängst, unter welchem Namen auch immer, beim Volk schließlich eingenistet haben, so zerstöre sie mit der Heiligen Schrift!

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<75> Omnia sint collata nihil, fac, nomina Christo!
Ille agnoscatur passim rex unicus, ad quem
Confugiant tristi noxarum pondere pressi.
Totius inclament illum suspiria plebis.
Voce illum celebret resonante Ecclesia solum.
Auxilium unius speret re semper in omni.
Unum suppliciter colat et veneretur, adoret,
Scilicet ut sponsum, qui pro purgamine sponsae
Solus sustinuit crucifigi et sanguine fuso
Eripuit sponsam rabidis e faucibus Horci
Proque illa patris ferventem pertulit iram,
Dum trepidi fugerent omnis hominesque Deique.
Cur non illa etiam studeatque et adhaereat[17] uni?
Non tibi divini desunt suffragia verbi,
Strenuè ut affirmes ista et convincere possis,
Si magni aut parvi, Satanas aut ipse repugnet.
Nam quid tam plenè, quid tam constanter ubique
Legati Domini veteresque dedere prophetae,
Quàm genus humanum Christo confidere solo
Debere, in nulloque alio quicquam esse salutis?
Quàm nihil ingratum magis atque odiosius alto
Coelorum Regi, quàm quos humana refingit
Permagnique facit proprios sapientia cultus?
     Unus erit magnusque labor, consistere contra
Invidiam nullosque hic formidare tumultus.
Mundus amat sua, quae peperit, propriamque salivam
Coelesti praefert escae et sua stercora laudat
Et non esse mali praefractè pugnat odoris.
Divinis igitur nunquam sermonibus omnes,
Ut patrios linquant cultus et dogmata prava

Bewirke, daß alle Namen zusammengenommen nichts sind im Vergleich zu Christus. Dieser sei überall als der einzige König anerkannt, damit die von schrecklicher Sündenlast Niedergebeugten bei ihm Zuflucht suchen. Die Seufzer des ganzen Volkes mögen laut nach ihm rufen! Die Kirche möge mit schallender Stimme ihn allein feiern! In jeder Sache hoffe sie auf die Hilfe dieses einzigen. Demütig möge sie ihm allein dienen, ihn allein verehren und anbeten, als den Bräutigam nämlich, der zur Entsühnung der Braut als einziger die Kreuzigung auf sich genommen und durch Vergießen seines Blutes die Braut den grimmigen Schlünden der Hölle entrissen und für sie den heißen Zorn des Vaters erduldet hat, während alle Menschen und Götter furchtsam die Flucht ergriffen. Warum trachtet nicht auch sie nach ihm und hängt nicht ihm allein an? Es fehlt dir nicht an der Unterstützung des göttlichen Wortes, um ebendies energisch zu bekräftigen und unwiderlegbar beweisen zu können, wenn Große oder Geringe oder Satan selbst widerstreben. Denn was haben die Gesandten des Herrn und die alten Propheten so vollständig, was haben sie überall mit solcher Festigkeit verkündet wie dies: daß das Menschengeschlecht allein auf Christus vertrauen müsse und in nichts anderem irgendein Heil liege? Daß dem erhabenen Himmelskönige nichts widerwärtiger und verhaßter sei als die eigenen Kulte, die die menschliche Weisheit wieder ersinnt und überaus hoch schätzt?
     Es wird eine einzige große Anstrengung sein, sich gegen Mißgunst zu behaupten und sich hierbei vor keinem Aufruhr zu ängstigen. Die Welt liebt das Ihre, das sie hervorgebracht hat, und zieht ihren eigenen Schleim der himmlischen Speise vor und lobt ihren Unflat und beharrt steifnackig darauf, daß dieser keinen üblen Geruch habe. Du wirst also mit dem göttlichen Wort niemals alle überzeugen, daß sie den heimischen Kulten und verkehrten Lehren den Rücken kehren

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<76> Et Christo sese dedant, persuaseris, uni.
Mox torquatus eques cristaque superbus adunca,
In morem felis cui prominet horrida longis
Barba pilis, torvumque minaxque tuebitur et te
Voce Cyclopaea validè inclamabit, ut ipsum
Intrepidum quamvis posset terrere Gradivum:
„Tu nobis ergo coelo corrector ab alto
Laberis, ut veteres convellas undique ritus,
Quos nostri per tot servarunt secula patres?
Scilicet errarunt illi, solusque sapis tu?
Hos cultus magna nostri instituere parentes
Nummorum summa: tu dices omnia frustra
Esseque pro nihilo? conquirendaeque salutis
Mille vias rediges nunc et formabis in unam?
Omnia confundes et seditione cruenta
Longam dirumpes pacem turbasque movebis?
Haeretice atque inimice Dei, dignissime planè
Morte perire mala rapidoque exurier igne,
Aufer et his pòst de rebus ne dicito verbum!“
Haec eadem et peiora etiam mercator avarus,
Omnis in argento cui stat fiducia vitae,
Occinet atque suos nunquam vilescere cultus
Perferet. Haec eadem delirus saepe queretur
Exstillante senex naso: in praesentia vitam
Tempora produxisse malè, ut recta omnia cernat
Subverti a pueris; lippos et terget ocellos
Cultuque in veteri superos iurabit et imos
Velle mori; simul et mala multa precabitur illis,
Qui vel suscipiunt nova vel docuisse videntur.
Nec rugosa silebit anus, convicia fundet

und sich allein Christus ergeben. Alsbald wird dich ein mit einer Halskette geschmückter, mit einwärts gebogenem Helmbusch sich brüstender Ritter, dem sich – wie bei einem Kater – ein stachliger Bart mit langen Haaren sträubt, wild und drohend anschauen und mit Zyklopenstimme heftig anbrüllen, so daß er selbst den noch so furchtlosen Mars erschrecken könnte: „Du schwebst uns also als Schulmeister vom hohen Himmel herab, um die alten Bräuche, die unsere Väter so viele Jahrhunderte hindurch bewahrt haben, von allen Seiten niederzureißen? Natürlich haben diese geirrt, und du allein besitzt Einsicht! Diesen Kultus haben unsere Vorfahren mit einer großen Summe Geldes eingeführt. Wirst du behaupten, daß dies alles umsonst und für die Katz sei? Wirst du die tausend Wege zur Erlangung des Heils jetzt zu einem einzigen zusammenfassen und gestalten? Du wirst alles durcheinanderbringen und den langen Frieden durch blutigen Aufruhr zerstören und die Volksmassen in Erregung versetzen! Du Ketzer und Feind Gottes, du hast es dir fürwahr höchlich verdient, eines schlimmen Todes zu sterben und im verzehrenden Feuer verbrannt zu werden! Pack dich, und rede fortan kein Wort mehr über diese Dinge!“ Genau dies und noch Schlimmeres wird auch der habgierige Kaufmann daherkrächzen, dessen ganzes Vertrauen auf das Leben in seinem Geld besteht, und er wird niemals dulden, daß sein Kultus seinen Wert einbüßt. Genau dieses Klagegezeter wird auch der schwachsinnige, triefnasige Greis häufig anstimmen: die Zeitumstände hätten gegenwärtig das Leben in schlimme Bahnen gelenkt, so daß alles Rechtschaffene, wie er sehe, von Knaben über den Haufen geworfen werde; und er wird sich seine Triefäuglein wischen und bei den Geistern der Ober- und Unterwelt schwören, daß er im alten Kultus sterben wolle; gleichzeitig wird er denen, die Neuerungen ins Werk setzen oder sie zu lehren scheinen, viele schlimme Dinge an den Hals wünschen. Auch die runzlige Alte wird nicht stillschweigen; sie wird Beschimpfungen

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<77> In te doctrinamque tuam verosque colonos,
Et capite obstipo veteri dabit oscula cultu.
Sunt haec dura nimis toleratu. Ast omnia dices
Esse iocum, si ipsi impietatis fortè magistri
Et quibus humani praestant compendia cultus
Et quaestus adfert miserae ignorantia plebis,
In te consurgent. Hîc terque quaterque beatum
Clamabis Stephanum, lapidum qui pertulit ictus
Occubuitque semel. Tibi mors non sufficit una,
Saepe venenatis adeò lapidabere linguis.
Nec satis, incendent in te populumque ducesque,
Perniciem inque tuam coelum terramque ciebunt.
Ut quum nimbiferi depugnant undique fratres
Invalidam Aegaeo puppim mersisse profundo:
Omni ex parte fragor, surgunt ad sidera fluctus
Frontibus adversis, parili mox impete cedunt
Illiduntque vadis fragilem scopulisve carinam;
Effugium miseris nullum, labor omnis inanis,
Nil prosunt artes, decimo sed denique fluctu
Cùm lacera navi fundum sorbentur ad imum.
Aut quum crabronum nidos coecasque latebras
Incautus ludensque puer fortè impulit: illi
Concurrunt intus, crebrescunt murmure bombi
Iraque colligitur subitoque armantur in hostem;
Mox ducibus fremitu lectis atque agmine facto
Erumpunt cinguntque caput nil tale timentis
Spiculaque intorquent nudis lethalia membris.
Nequicquam clamat puer et defendere certat
Et dat terga fugae: certatim illi usque sequuntur
Vulneraque ingeminant densi. Mora nulla quiesque,

über dich und deine Lehre und die wahrhaften Pflanzer ausschütten und den alten Kultus mit gesenktem Kopf küssen. Dies ist über die Maßen schwer zu ertragen. Doch du wirst sagen, dies alles sei nur ein Spaß, wenn etwa die Lehrer der Gottlosigkeit selbst gegen dich aufstehen werden, denen die menschlichen Kulte Vorteile gewähren und die Unwissenheit des bejammernswerten Volkes Gewinn bringt. In diesem Fall wirst du ausrufen, daß Stephanus, der nur ein einziges Mal Steinwürfe erduldete und hingestreckt dalag, drei- und vierfach glückselig gewesen sei. Für dich reicht ein einziger Tod nicht aus, so oft wirst du von giftigen Zungen gesteinigt werden. Damit nicht genug: sie werden das Volk und die Fürsten gegen dich aufwiegeln und zu deiner Vernichtung Himmel und Erde in Bewegung setzen. Wie wenn die sturmbringenden Brüder von allen Seiten auf Leben und Tod darum kämpfen, ein schwaches Schiff im tiefen Aegaeischen Meer zu versenken: Tosen von allen Seiten, die Wogen steigen in verheerender Frontlinie bis zu den Sternen empor, weichen alsbald mit ebenso heftiger Gewalt zurück und zerschmettern das zerbrechliche Schiff auf einer Untiefe oder an Klippen; den armen Menschen winkt keine Rettung, jede Anstrengung ist vergebens, alle Mittel und Wege nützen nichts, vielmehr werden sie bei der zehnten Woge schließlich mitsamt dem zertrümmerten Schiff auf den tiefsten Grund gesogen. Oder wie wenn ein Knabe unbedacht und beim Spielen zufällig die Nester und dunklen Schlupfwinkel von Hornissen angestoßen hat: diese sammeln sich drinnen, immer wieder ertönt Gebrumm, sie geraten in Zorn und bewaffnen sich sogleich gegen den Feind; alsbald, nachdem sie sich Anführer erwählt und einen Heerzug gebildet haben, brechen sie brummend aus, umringen den Kopf des Knaben, der solches nicht befürchtete, und jagen ihre tödlichen Lanzen in seine nackten Glieder. Es ist umsonst, daß der Knabe schreit, zu seiner Verteidigung kämpft und die Flucht ergreift: in dichten Scharen verfolgen sie ihn unausgesetzt um die Wette und verdoppeln ihre Stiche. Sie rasten und ruhen nicht,

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<78> Extinctum donec videant pronumque iacentem.
Tum sua victrici repetunt spelaea susurro.
Impietatis hic est furor, à primo usque Caino.
Nonne sacerdotes[18] olim falsique prophetae
Plus aliis semper veros odere prophetas?
Poscitur ad mortem statuae subversor et arae,
Vir fortis Gedeon. Coeno submergitur alto
Vinclaque perpetitur depalmaturque Prophetes
Nuncius excidii, matris vir sanctus ab alvo,
Quum falsos populi cultus vitamque scelestam
Argueret. Fugit et Thesbites usque Sareptam,
Utitur et corvis ad pauca alimenta ministris,
Totaque Hebraeorum tutam provincia sedem
Denegat. Inquiris causam? Non est nova: falsos
Arguerat Regum invectos molimine cultus.
Et quis non veterum perpessus talia vatum,
Quum vellent populum à pravo deducere calle
Damnarentque hominum errores inventaque vana?
Peiores non est hostes expertus IESUS
Atque sacerdotes ipsos vanique patronos
Cultus, quîs lucrosa incauti inscitia vulgi.
Discipulorum eadem poterunt narrare catervae.
Non est obscurum, quanto conamine Paulo
Restiterit magus ille Elimas omnesque cohortes
Iudaicae, quamvis aliena per oppida, gentis.
Clamoso è quadam pulso Pythone puella,
Illius ingentes Domini movere tumultus,
Quod lucrum pariter foret et bona perdita vates.
Quas turbas Ephesi civit Demetrius unus
Nec non deinde fabrûm collegia sacra Dianae?

bis sie sehen, daß er tot ist und auf dem Bauch hingestreckt daliegt. Alsdann suchen sie mit Siegesgebrumm wieder ihre Höhlen auf. So ist die Raserei der Gottlosigkeit, seit Kain damit begonnen hat! Hassen nicht von jeher Priester und falsche Propheten die wahren Propheten stets mehr als alles andere? Man forderte den Tod für den Zerstörer des Standbildes und des Altars, den Helden Gideon. Der Prophet, der den Untergang [Jerusalems] verkündete, ein Mann heilig von Mutterleib an, wurde in tiefen Unrat getaucht, erduldete standhaft das Gefängnis und wurde mit der flachen Hand verprügelt, als er die falschen Kulte und den ruchlosen Lebenswandel des Volkes anprangerte. Der Thisbiter floh bis nach Sarepta und lebte von Raben, die ihm mit wenigen Speisen zu Diensten waren, und das ganze Land der Juden versagte ihm eine sichere Heimstatt. Du fragst nach dem Grund? Der ist nicht neu: er hatte die falschen Kulte angeprangert, die die Könige mit aller Macht eingeführt hatten. Und welcher von den alten Propheten hat nicht solches standhaft erduldet, als sie das Volk vom verkehrten Pfad abbringen wollten und die Verirrungen und eitlen Erfindungen der Menschen verdammten? Schlimmere Feinde hat auch Jesus nicht ertragen müssen – und es waren sogar Priester, Schirmherren eines eitlen Kults, die aus der Unwissenheit des unbedachtsamen Volkes Profit schlugen. Die Scharen seiner Schüler werden das gleiche berichten können. Man weiß, wie heftig der berühmte Zauberer Elymas Paulus Widerstand geleistet hat, ebenso alle Scharen des Judenvolkes, sogar in Städten des Auslands. Nachdem er aus einem Mädchen ihren immerfort schreienden Wahrsagegeist ausgetrieben hatte, erregten deren Herren ungeheuren Aufruhr, weil mit der guten Seherin zugleich ihr Profit verdorben war. Welch einen Tumult rief in Ephesus allein Demetrius hervor, danach auch die der Diana geweihte Kollegenschaft der Goldschmiede!

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<79> Et non perversum propter tantummodo cultum,
Sed magis ut quaestus conservaretur iniquus
Arceretque famem ventrique assisteret error?
Difficilis labor, assuetos convellere cultus,
Quos ferre unius renuit fiducia Christi
Quosque hominum nevit stulto sapientia filo
Atque adamat multaque solet defendere caede.
Tyndarida ut quondam nolebat reddere Troia,
Sanguine sed multo decimum bellabat in annum,
Pro catulis saevit raptis ut Caspia tigris,
In mortemque ruit pullis gallina tuendis,
Haud secus innumero retinet sua sanguine mundus.
Tu nolito animo frangi, meditata teneto,
Quae te cumque queunt sorbere pericla docentem.
Cuncta stude docta cum mansuetudine ferre,
Caetera contemptor lucis pro nomine Christi
Atque superstitionum hostis vanique cerebri.
Mansuetè primùm sacris ostendito scriptis,
Quae verae fidei summa et quid magnus Olympi
Credere nos iubeat rector quaeque anchora vitae
Perpetuae sacra, quam magnorum exempla virorum
Undique confirment. Et quòd pro tempore quamvis
Externos cultus nunc hos, nunc iusserit illos,
Internum omnipotens tamen haud mutaverit unquam,
Verùm à principio praefixa sit una salutis
Meta scopusque unus, qui secla per omnia mundi
Tartareas contra portas Satanamque manebit:
Nimirum in faustum stabilis fiducia semen,
Quod pro peccatis mundi à serpente necatum
Invicem et illius contrivit colla caputque.

Und dies nicht bloß wegen des verkehrten Kultus, sondern mehr noch, damit ein unrechter Gewinn aufrechterhalten blieb und die Irrmeinung den Hunger abwehrte und dem Bauch Hilfe bot! Es ist ein schwieriges Unterfangen, eingefahrene Kulte auszurotten, die hinzunehmen das sichere Vertrauen auf den einzigen Christus nicht erlaubt und die die Weisheit der Menschen mit törichtem Faden gesponnen hat – und die sie gar noch liebgewinnt und mit großem Verlust an Menschenleben zu verteidigen pflegt. Wie Troja einst die Tyndaride nicht zurückgeben wollte, sondern bis ins zehnte Jahr mit viel Blutvergießen Krieg führte, wie die kaspische Tigerin wütend um ihre geraubten Jungen kämpft und die Henne sich zur Verteidigung ihrer Kücken in den Tod stürzt, genauso hält die Welt mit unendlichem Blutvergießen an dem Ihrigen fest. Behalte du ungebrochenen Mut, sei auf alle möglichen Gefahren gefaßt, die dich bei deiner Lehrtätigkeit verschlingen können. Bemühe dich, alles mit kluger Sanftmut zu ertragen, und erzeige dich im übrigen als jemand, der sein Leben dem Namen Christi zuliebe verachtet und ein Feind abergläubischen Wesens und eines eitlen Hirns ist. Erläutere zunächst mit Sanftmut aus der Heiligen Schrift, was der Inbegriff des wahren Glaubens ist, was der große Himmelslenker uns glauben heißt und was der geistliche Anker des ewigen Lebens ist, den uns Beispiele großer Männer in jeder Hinsicht als einen solchen unter Beweis stellen. Und daß der Allmächtige, obgleich er je nach den Umständen bald diese, bald jene äußerlichen Kulte anbefohlen hat, das Innere doch niemals verändert habe, sondern daß von Anbeginn an ein einziger Endpunkt des Heils festgesetzt worden sei, ein einziges Ziel, das alle Weltzeitalter hindurch gegen die Pforten der Hölle und gegen Satan bestehen bleiben wird: das standhafte, unbedingte Vertrauen auf den glückbringenden Sohn, versteht sich, der für die Sünden der Welt von der Schlange getötet wurde und seinerseits deren Nacken und Haupt in den Staub getreten hat –

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<80> Ut verò externi nihil invexere priores
(In tenebris mundi quotquot placuere Tonanti)
Absque Dei verbo, verùm vigilantius illud
Fixis servarunt oculis, quàm navita Graius
In mediis Helicen undis Tyriusque minorem
Vicinamque polo magis ursam observat euntem.
Figebant siquidem iussi tentoria verbo,
Rursum et sublatis proficiscebantur eodem.
Porrò sacerdotum vestes scenaeque supellex,
Sabbata sacratique dies ritusque sacrorum
È verbo fluxere Dei, cautumque severè est,
Addere ne quis quid vellet vel demere, verùm
Id facerent tantum, Dominus quod iusserat ipse,
Quique fuere pii, vocem audivere iubentis.
Sic hortare omnes, proprios ne fingere cultus
Invectosque sequi temerè à maioribus olim,
Sed magis in Domini studeant incedere verbo.
Sit Cynosura Heliceque illud re semper in omni,
Praecipueque Deo cupiant si impendere honorem,
Ne fors internis conficta externa repugnent,
Ut fit, divinis ubi sese humana voluntas
Immiscet rebus statuitque iubetque facitque,
Quae sint grata Deo, sacri non lumine verbi
Demonstrante viam. Sunt passim exempla per orbem,
Nec fatua usquam hominum sese deliria celant.
Nam si sola Deo grata est fiducia gnati
Et fraternus amor, debent et ad ista referri
Caetera. Quis non multa videt vanissima partim,
Partim adversa Deo, partim dignanda cachinno,
Quae tamen ingenti strepitu vultuque Catonis

wie denn in der Tat die Vorfahren (soviel nur in der Finsternis der Welt beim Donnerer Gefallen fanden) keine Äußerlichkeiten ohne Rücksicht auf Gottes Wort eingeführt haben, sondern dieses mit großer Wachsamkeit fest im Auge behielten: so wie der griechische Seefahrer mitten auf dem Meer den Großen Bären und der Seefahrer aus Tyros den in größerer Nachbarschaft zum Nordpol befindlichen Kleinen Bären beobachtet. Sie schlugen nämlich ihre Zelte auf Geheiß des Wortes auf, und nachdem sie sie wieder abgebrochen hatten, zogen sie ebenso auf sein Geheiß weiter. Des ferneren leiteten sich die Priestergewänder, die Ausstattung der Stiftshütte, der Sabbat, die Feiertage und gottesdienstlichen Bräuche aus dem Wort Gottes her, und man sah streng darauf, daß niemand etwas hinzuzufügen oder wegzunehmen beliebte, sondern alle Frommen und Gottes Befehlen Gehorsamen nur das taten, was der Herr selbst befohlen hatte. In diesem Sinne ermahne alle eindringlich, sich keine eigenen Kulte auszudenken und nicht auf gut Glück die vor Zeiten von den Vorfahren eingeführten zu befolgen, sondern vielmehr danach zu trachten, im Worte Gottes zu wandeln. Dieses sei ihr Großer und Kleiner Bär in jeder Angelegenheit und insonderheit dann, wenn sie Gott ehren wollen, damit nicht etwa ausgedachte Äußerlichkeiten dem Inwendigen widerstreiten, wie es dort der Fall ist, wo sich der menschliche Wille in göttliche Dinge einmischt und festlegt, anweist und ausführt, was Gott wohlgefällig sein soll, ohne daß das Licht der Heiligen Schrift den Weg wiese! Beispiele dafür gibt es überall auf der Welt, und nirgends sind die albernen Verrücktheiten der Menschen im verborgenen. Wenn nämlich allein das sichere Vertrauen auf den Sohn und die brüderliche Liebe Gott wohlgefällig sind, dann muß alles übrige sich ebenhierauf beziehen. Wer sieht nicht überall vieles teils höchst Eitles, teils Gott Zuwiderlaufendes, teils Belachenswertes, was das demütige Volk und die geschorenen Lehrer gleichwohl mit ungeheurem Getöse und der Miene eines Cato

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<81> Cernuus observat populus rasique magistri?
Hoc testare atque hoc summo persuade labore,
Ne credant, aliquid, Dominus quod poscat, omissum,
Omnia sed prolata palàm patefactaque abundè.
Illa modò addiscant, semper versentur in illis,
Vires intendant illuc omnemque laborem.
Non deerit, quod agant, nec opus conquirere plura.
     Pòst ostende etiam, quanta flagraverit ira
Omnipotens, iussis quando post terga relictis
Humana ipsius cultum sapientia lusit.
Quas clades vitulus collato fusilis auro
Iudaeis dedit? aut quot per campestria Moab
Ob simulacrorum cultum cecidere potentes?
Obque Beelphegor peccantis millia plebis?
Aut quoties alienigenis servire coacti
Attritique gravi longaque tyrannide Hebraei,
Gentium ob assumptos cultus ritusque prophanos?
Charus erat Domino primùm Davidis alumnus,
Regnumque Israel possedit opesque stupendas,
At mox fregerunt peregrini nobile cultus
Regnum et opes pariter periere et tempora pacis.
Porrò decem tribuum quonam sapientia regem
Propria perduxit? quae commoda cepit[19] Achabus?
In populi atque suam vitulos coluere deosque
Perniciem; extincti tota cum prole domoque
Vindictam sensere Dei emolumentaque cultus.
Non defectores summi regnator Olympi,
Coniugis ut nec adulterium quit ferre maritus.
Nec Samaritanae mores praedicito gentis
Posse placere Deo, secto quasi pectore partim

befolgen? Verwende größte Anstrengung darauf, dies zu beweisen und hiervon zu überzeugen, damit man nicht vermeint, es sei irgend etwas von dem, was der Herr fordert, übergangen worden, sondern vielmehr glaubt, daß alles rückhaltlos verkündet und mehr als hinlänglich offenbart worden ist. Nur dies sollen sie sich lernend aneignen, in diesen Bahnen sollen sie sich stets bewegen, hierauf ihre Kräfte und jede Anstrengung wenden. Es wird ihnen nicht an Stoff zur Betätigung fehlen, und nach Weiterem zu suchen, wird sich erübrigen.
     Hernach zeige auch auf, in wie großem Zorn der Allmächtige entbrannte, als die menschliche Weisheit, nachdem sie seinen Geboten den Rücken gekehrt hatte, seinen Kult verspottete. Welche Niederlagen hat das aus zusammengetragenem Gold gegossene Kalb den Juden eingebracht! Auf wie vielen Schlachtfeldern sind Machthaber wegen der Götzenverehrung Moabs gefallen! Und wie viele Tausende des sündigen Volkes wegen des Baal-Peor! Wie oft waren die Juden gezwungen, Fremden zu dienen, und wie oft zerrüttete sie schwere und lange Tyrannei, weil sie heidnische Kulte und gottlose Bräuche angenommen hatten! Anfangs hatte der Herr den Sohn Davids lieb, und Israel besaß die Herrschaft und erstaunlichen Reichtum; bald aber zerbrachen fremdländische Kulte seine rühmliche Herrschaft, und ebenso schwanden der Reichtum und die Zeiten des Friedens dahin. Wohin ferner hat denn eigene Weisheit den König der zehn Stämme gebracht? Welche Vorteile hat Ahab erlangt? Zu des Volkes und ihrem eigenen Verderben verehrten sie Kälber und Götter; indem sie mitsamt ihrer Nachkommenschaft und ihrem Hause ausgelöscht wurden, verspürten sie die Rache Gottes und die Vorzüge ihres Kultes. Der Lenker des höchsten Himmels vermag Abtrünnige nicht zu dulden – so wie ein Ehemann nicht den Treuebruch seiner Frau. Weise warnend darauf hin, daß auch ein Verhalten wie das des samaritanischen Volkes bei Gott keinen Gefallen erregen kann: indem man, gleichsam mit gespaltenem Herzen, teils,

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<82> Illius, ut quaeratur, honos nomenque colatur,
Haereat atque aliis partim fiducia divis.
Non fert rivalem, nihil hic concedit amicis,
Fervet amore acri, quanto non Thracius Orpheus,
Non Pantheia, rogi[20] nec consors Iphias alti,
Non pia Mausoli coniunx, non Portia Bruti,
Non quae sponte sua Stygias descendit ad umbras,
Coniugis ut vitam plures servaret in annos.
Eliget antè truci decies occumbere letho,
Quàm tua, avare Cato, probet aut exempla sequatur,
Uxorem propriam diti cedentis amanti.
Nec iusiurandum dabit, olim ut fecit Agetas,
Quo sponsam charus quamvis abducat amicus.
Omnia ut est nobis solus, sic omnis et uni
Debetur cultus, nec partem pectoris unam,
Sed totum quaerit. Quare convince popellum,
Non bene posse aliquem dominis servire duobus,
Cultibus ut cunctis aliis et spebus omissis
Omnes ad Christum curas et vertat honorem,
Virginem et intactam sponso se praebeat uni.
Haec, inquam, verbis modò persuadebis amicis,
Non obiurgabis saevi pro more tyranni.
Et minus armata subvertes impia dextra,
Nec sectatorum iunctis per compita turbis
Regum opus assumes tibi rectorumque potentum
Cultus tollendo vanos horumque magistros.
Ore gerenda tibi, non armis bella nefandis,
Nempe, ut Apostolicus monstravit ubique senatus,
Nec te posse nihil nec te censebis inermem,
Sermone instructum dio priscisque prophetis.
Malleus ille ingens, obstantes impete petras

wie es verlangt wird, seine Ehre und seinen Namen verherrlicht, teils aber mit festem Vertrauen anderen Göttern anhängt. Er duldet keinen Nebenbuhler; hierin macht er seinen Freunden keine Zugeständnisse; er liebt mit heftigerem Feuer als der Thrakier Orpheus, als Pantheia, als die Iphiade, die Gefährtin auf hohem Scheiterhaufen, als die fromme Gattin des Mausolos, als des Brutus Portia, mit heftigerem Feuer als jene, die freiwillig in die stygische Schattenwelt hinabstieg, um das Leben des Gatten für mehrere Jahre zu sichern. Eher würde er sich zehnfach grimmigen Tod erwählen, als daß er dein Beispiel guthieße oder nachahmte, habgieriger Cato, der du die eigene Frau an einen reichen Liebhaber abtratest! Er wird auch nicht, wie einst Agetas tat, einen Eid ablegen, demzufolge ein (ihm noch so liebwerter) Freund ihm die Braut entzieht. Wie er allein für uns alles ist, so schulden wir auch einzig ihm alle Anbetung, und er verlangt nicht einen Teil des Herzens, sondern das ganze. Deshalb überzeuge das Volk davon, daß niemand gut zwei Herren dienen kann, so daß es nach Aufgabe aller anderen Kulte und Hoffnungen alle Aufmerksamkeit und Ehrbezeigung Christus zuwendet und sich ihm, ihrem einzigen Bräutigam, als unberührte Jungfrau darbietet. Diese Überzeugungsarbeit wirst du, ich wiederhole es, nur mit freundschaftlichen Worten leisten; du wirst nicht schelten in der Manier eines grimmigen Tyrannen. Und du wirst das gottlose Wesen nicht mit bewaffneter Hand umstürzen und dir zur Abschaffung eitler Kulte und derer, die sie lehren, nicht das Amt von Königen und mächtigen Staatsmännern anmaßen, nachdem sich dir an den Straßenecken Scharen von Anhängern angeschlossen haben. Du mußt die Kriege mit dem Mund führen, nicht mit ruchlosen Waffen – so nämlich, wie es der Rat der Apostel überall vorgeführt hat –, und da du im Wort Gottes und den alten Propheten unterwiesen bist, wirst du nicht meinen, du vermöchtest nichts und seist waffenlos. Jenes Wort ist ein gewaltiger Hammer, der Felsen, die ihm im Wege stehen, wuchtig

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<83> Contundens rapidoque exurens ocyus igni
Errores hominum et vanos, ligna arida, cultus.
Hoc solo invictus tanquam pugnabis Achilles,
Impiaque Herculea prosternes agmina clava.
Nil solido magis est irrefragabile vero,
Nil penetrat magis aut praedura obstacula frangit,
Fulmen uti, aethereo Dominus quod torsit ab axe,
Obvia dirumpit scinditque immania saxa.
Verbo igitur solo perversos destrue cultus,
Quo tua perficies etiam uno munia rectè.
Persuasi reges siquidem populusque fidelis
Legibus aut manibus subvertent impia iustis
Submittentque Dei verbo sua colla manusque
Purgabuntque aedes sacras cultumque priorem,
Qui fidei pugnat verae redoletque cerebrum
Pestiferae carnis, specie quantumlibet alba,
Eiicient Christoque uni servire studebunt.
     Dicere iam cogor, populis et regibus illum
Esse ferè morem, totus qua pertinet orbis,
Ut sibi quisque fidem fingat ritumque colendi,
Mordicus et teneat, vaga per mendacia certus
Consensumve hominum longum moremque parentum
Antè, deinde vocet doctores atque colonos
Illius arreptae fidei iubeatque disertè:
„Haec audire volo, cultus mihi perplacet iste.
Ergo cape argentum, laudato hunc atque doceto.“
Sic Michas primò simulacrum sculptile fecit
Aediculamque Deo parvam vestesque decentes,
Deinde sacerdotem nummis conduxit et esca,
Scilicet humani cultus stultique patronum.

zerschmettert und die Irrtümer und eitlen Kulte der Menschen, dieses trockene Holz, mit verzehrendem Feuer geschwind verbrennt. Allein mit ihm wirst du gleichsam als unbesiegter Achill deinen Kampf ausfechten und gleichsam mit der Keule des Herkules die gottlosen Heerscharen niederstrecken. Nichts ist unüberwindlicher als die gediegene Wahrheit, nichts durchdringt oder zerbricht auch sehr harte Hindernisse kraftvoller – so wie der Blitz, den der Herr vom luftigen Himmel geschleudert hat, riesige Felsen, die ihm im Wege liegen, zerschmettert und bersten läßt. Allein mit dem Wort also zerstöre verkehrte Kulte; einzig mit ihm wirst du auch deine Obliegenheiten recht erfüllen. Die Könige und ihr treues Volk werden ja, sobald sie überzeugt worden sind, mit Gesetzen oder gerechter Gewaltanwendung das gottlose Wesen vernichten, ihre Nacken und Fäuste dem Wort Gottes unterwerfen, die Kirchen säubern und den früheren Gottesdienst, der dem wahren Glauben widerstreitet und, wie rein er immerhin scheinen mag, nach der Vernunft des verderbenbringenden Fleisches riecht, hinauswerfen und danach trachten, einzig Christus zu dienen.
     Nun bin ich gezwungen zu erwähnen, daß Völkern und Königen, soweit sich der ganze Erdkreis erstreckt, in der Regel die folgende Gepflogenheit zu eigen ist: jeder macht sich einen Glauben und gottesdienstlichen Brauch zurecht und hält verbissen daran fest, weil er aufgrund umlaufender Lügen, langandauernden Konsenses unter den Menschen oder des vormaligen Brauchs seiner Väter davon überzeugt ist; sodann beruft man Lehrer und Pflanzer für jenen errafften Glauben und befiehlt ihnen ausdrücklich: „Dies will ich hören! Dieser Kultus da gefällt mir ausnehmend. Nun also, nimm das Geld, lobe diesen und lehre ihn!“ So fertigte auch Micha zuerst ein Götzenbild, einen kleinen Tempel und ein schickliches Gewand für seinen Gott; sodann stellte er gegen Silberlinge und Verköstigung einen Priester an – als Schirmherrn eines menschlichen und törichten Kults, versteht sich.

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<84> Sic scissi regni primusque decem tribuum Rex
Consilio antè suo vitulos conflavit et omnem
Instituit cultum lucosque et fana sacravit,
Deinde sacerdotes legit, qui ritè praeessent.
Stulticia insignis, medicos accersere et illis
Quid tibi de dubia visum narrare salute,
Promissoque auro petere, ut videatur et ipsis
Non aliud, sed idem. Quid prosit, si tibi notum,
Quo medicos tibi? an artem illis ut tradere posses?
At non aegroti medicis praescribere, verùm
Aegroto medicus debet monstrare medelam.
Nec Regum certè divinos fingere cultus
Atque sacerdoti ritum monstrare colendi,
Sed magis auscultare Deum missosque colonos,
Nosse voluntatem Domini quos convenit omnem.
Ast hoc perrari curant crassoque furentes
Humana invadunt temerè et divina cerebro
Promptosque inveniunt placita ad perversa ministros,
Ut videas pariter reges, populum atque prophetas
Impietatum una captos tractosque catena.
At tibi praescribat mortalis nemo, sed esto
Contentus verbo, culmum nec cedito latum.
Si magnae tibi opes et promittentur honorum
Culmina, si blandùm rigidas stillabit in aures:
„Ò chare, hunc mentis durum depone rigorem,
Hoc concede modo, hoc nullos in mente tumultus
Excitat. Haud possunt formari singula verbo.
Nobiscum senti et nobiscum vescere sodes.
Consule cedendo modicum tibi, consule paci,
Cuius ubique placet coeli promotio Regi.

So goß auch der erste König über die zehn Stämme im gespaltenen Reich gemäß seinem Ratschluß zuvörderst Kälber, errichtete einen ganzen Kult und weihte Götterhaine und Tempel; darauf wählte er Priester aus, die gehörig die Oberaufsicht führen sollten. Welch auffallende Torheit, Ärzte kommen zu lassen, ihnen zu erzählen, wie du selbst deinen gefährdeten Gesundheitszustand beurteilst und, nachdem du ihnen Gold versprochen hast, zu verlangen, daß sie selbst nicht anders, sondern ebenso urteilen! Wenn du weißt, was dir gut tut, wozu brauchst du dann Ärzte? Etwa um sie über ihre Kunst belehren zu können? Es ist aber nicht Sache des Kranken, den Ärzten Vorschriften zu machen, sondern der Arzt muß dem Kranken das Mittel zur Heilung aufzeigen. Gewiß ist es auch nicht Sache der Könige, religiöse Kulte zu ersinnen und dem Priester die gottesdienstlichen Zeremonien aufzuzeigen, sondern vielmehr auf Gott und die ausgesandten Pflanzer zu hören, denen es zukommt, den Willen Gottes vollständig zu kennen. Hierum indes bekümmern sich nur sehr wenige, und rasend brechen sie mit ihrem grobschlächtigen Verstand auf gut Glück in menschliche und göttliche Bezirke ein und finden dienstwillige Helfer für die Verkehrtheiten, nach denen ihnen der Sinn steht, so daß du siehst, wie gleichzeitig Könige, Volk und Propheten von einer einzigen Kette der Gottlosigkeit gefesselt und fortgezogen werden. Du aber laß dir von keinem Sterblichen Vorschriften machen, sondern richte deinen Sinn mit Eifer auf das Wort und weiche keinen Fingerbreit zurück. Wenn man dir großen Reichtum und die Gipfel des Ruhms versprechen wird, wenn schmeichlerische Einflüsterungen in dein strenges Ohr dringen werden: „O Lieber, tu diese unnachgiebige Strenge des Geistes von dir, willige nur hierin ein, dies richtet in deinem Geist keinen Aufruhr an! Einzelheiten lassen sich keineswegs nach dem Wort regeln. Sei so gut: denke wie wir und speise mit uns! Nimm auf dich selbst Rücksicht und gib ein wenig nach! Nimm Rücksicht auf den Frieden, dessen Förderung dem Himmelskönig allerorten wohlgefällt!

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<85> Non sueta à multis subvertere funditus annis,
Non ita cumque tuo rixari convenit aevo.
Mitius, eia, ergo gradere et tibi quaere quietem,
Nec frustra asciscas odium, cogaris et exul
Hactenus ignotas cum damno visere terras.
Non sanè ignoras, quàm sit moderatio grata.“
Hi sunt Sirenum (mox aures obstrue) cantus.
Tolle oculos sursum atque ipsam ad coelestia mentem
Nimirum ad patriam verte et, quis muneris autor,
Rectè expende, tui, cuius mandata loquaris,
Quàm levis et mendax caeci sit gratia mundi,
Illius obsequio ne arcessas numinis iram.
Si quis praescribit libertatemque docendi,
Quae sunt vera, vetat, noli parêre vocanti,
Parte sed hac iusti Balaami dicito verbis:
„Si tectum dederis auro argentoque refertum,
Quicquid Arabsque legit, quicquid Pactolus et Hermus
Hispanusque Tagus rutilae convolvit arenae,
Non potero verbum summi violare magistri,
Ut minuam aut addam sileamque aliquid. Loquar illa,
Quae Domini legati et quae docuere prophetae.“
Sin parêre voles profectusque ulla renidet
Spes, aliquid mutare cave aut celare loquendo
Salvifici verbi, recto sed limite semper
Ingreditor. Pacis placeat tibi mentio nulla,
Nulla quoque obtineat charum moderatio nomen,
Quae sit emenda sacri certo discrimine verbi.
Divino potius concedant omnia verbo,
Et pereat mundus, concurrant aequora coelo,
Et gladius toto grassetur fervidus orbe,

Es geht nicht an, Verhältnisse, die seit vielen Jahren Gewohnheit sind, von Grund auf umzustürzen und mit deinem Zeitalter derart zu hadern. Wohlan denn! Schreite friedsamer einher, verschaffe dir ein ruhiges Leben, ziehe nicht unnütz Haß auf dich und bringe es nicht dahin, daß du gezwungen bist, auszuwandern und unter Entbehrungen dir bisher unbekannte Länder aufzusuchen! Du weißt sehr wohl, wie wohltuend Mäßigung ist!“ – dies sind Sirenengesänge, verschließe sofort deine Ohren! Hebe deine Augen empor und richte auch den Geist selbst auf das Himmlische, seine Heimat nämlich, und erwäge recht, wer der Stifter deines Amtes ist, wessen Gebote du predigst und wie flüchtig und unaufrichtig das Wohlwollen der verblendeten Welt ist, damit du dir nicht aus Willfährigkeit ihr gegenüber den Zorn der Gottheit zuziehst. Wenn dir jemand Vorschriften macht und dir die Freiheit nimmt, zu lehren, was wahr ist, dann gehorche nicht seinem Ruf. Erkläre hierzu mit den Worten des gerechten Baleam: „Auch wenn du mir ein Haus voll Gold und Silber und alle Schätze Arabiens, wenn du mir allen Goldsand gibst, den der Paktolus, der Hermus und der spanische Tagus daherwälzen, werde ich das Wort des höchsten Lehrers nicht in der Weise verletzen können, daß ich etwas wegnehme oder hinzufüge oder verschweige. Ich werde das predigen, was die Gesandten des Herrn und die Propheten gelehrt haben.“ Wofern du aber wirst gehorchen wollen und irgendeine Hoffnung auf Erfolg winkt, so hüte dich, bei der Predigt des heilbringenden Wortes irgend etwas zu verändern oder zu verheimlichen, sondern schreite ständig auf dem rechten Wege einher. Stimme keinem Vorschlag auf Frieden zu, miß auch keiner Mäßigung, die mit einer eindeutigen Gefährdung des heiligen Wortes erkauft werden muß, einen hohen Wert bei! Alles stehe vielmehr hinter dem Wort Gottes zurück, mag auch die Welt zugrundegehen, mögen auch Meere vom Himmel strömend zusammenfließen, mag auch ein feuriges Schwert die ganze Welt heimsuchen

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<86> Et definitis repleatur Tartarus umbris,
Et lacera è cunctis fugiat concordia regnis.
Haud aliter quondam foedus pepigere Quirites
Cum populis satrapisque ultrò vel Marte subactis
Quàm lege hac, idem ut communiter esset utrisque
Charus et invisus pariterque et amicus et hostis.
Nos lege omnipotens etiam constrinxit eadem,
Ne quam contra ipsum pacem, ne foedera nobis
Pangamus, fiat quibus ipsi iniuria certa.
Discedant igitur, precii qui nomina magni
Obiiciunt monstrantque, ut sit concordia pulchra,
Auratae ut pacis studium et moderatio iustis
Conveniat. Magna est Satanae concordia regno.
Non sunt discordes Turcae, iunctique latrones.
Reges terrarum David proceresque potentes
Adversus Dominum Christumque affirmat in unum
Convenisse, iugum ut rumpant et vincula verbi.
Impia in ista, cave, ne unquam des foedera nomen.
Nulla tibi excutiat mundi violentia clavum,
Quin rectum teneas, inconniventer et uni
Esse Deo studeas fidus solique probari.
     Si non continuò populum populique magistros
A falsa revocare fide cultuque prophano
Ad Christum poteris, tamen haud praefractius illi
Reiiciunt verbum nec te perferre recusant
Vanos carpentem cultus et sana docentem,
In quo profectus spes est nonnulla futuri,
Ne te ideo afflictes, nec desperatio mentem
Corripiat vexetque tuam munusve relinquas,
Protinus atque fugam mediteris. Certa memento

und die Unterwelt sich mit Schatten von Toten füllen und mag auch die Eintracht zerfetzt aus allen Reichen entfliehen! So haben auch einst die Römer mit Völkern und Statthaltern – sei es auf deren eigenen Wunsch, sei es, nachdem sie durch Krieg unterworfen worden waren – einen Vertrag nur nach dem Grundsatz abgeschlossen, daß beiden Seiten gemeinsam sei der Gegenstand der Liebe und des Hasses und ebenso Freund und Feind. Der Allmächtige hat auch uns mit diesem Grundsatz gefesselt, damit wir nicht gegen ihn selbst einen Frieden schließen und für uns Bündnisse eingehen, aus denen ihm selbst sicherer Schaden erwächst. Hinweg also mit denen, die Begriffe von hohem Wert ins Feld führen und darauf hinweisen, daß Eintracht etwas Schönes sei und es sich für die Gerechten gezieme, goldenen Frieden und Mäßigung zu lieben. Im Reich Satans herrscht große Eintracht! Türken und Mitglieder einer Räuberbande sind sich mitnichten uneins! David bestätigt, daß die Könige der Erde und die mächtigen Oberhäupter sich miteinander gegen den Herrn und Christus geeinigt hätten, um das Joch und die Bande des Wortes zu zerbrechen. Hüte dich, jemals in diese gottlosen Bündnisse einzutreten! Keine Gewalttätigkeit der Welt entreiße dir das Steuerruder! Führe es vielmehr gerade, und trachte mit offenen Augen danach, einzig Gott treu zu sein und allein ihm zu gefallen.
     Wenn es dir nicht sofort gelingt, das Volk und die Lehrer des Volkes vom falschen Glauben und ruchlosen Gottesdienst weg und zu Christus hin zu führen, jene aber das Wort nicht allzu hartnäckig zurückweisen und bereit sind, hinzunehmen, daß du eitle Kulte rügst und unverdorbene lehrst, und einige Hoffnung besteht, daß du hiermit künftig einmal Erfolg haben wirst, dann gräme dich nicht darum und laß nicht zu, daß Verzweiflung deinen Geist übermannt und quält, und laß dein Amt nicht im Stich und sinne nicht gleich auf Flucht! Denke daran,

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<87> Tempora cunctarum rerum decreta Tonanti,
Quae nunquam humana licitum praevertere cura.
Non sapit ante diem puer, haud pugnabit in hostem,
Cui suadet molles cunarum agitatio somnos.
Sic stata credendi cunctis sunt tempora, ut antè
Errores habuere sua et deliria mentis.
Ante diem si quid cupias, nihil egeris: ut si
Iungere perfosso studeas freta disparia Isthmo.
Fors hodie renuit sacro qui credere verbo,
Cras credet gressuque pedem premet ille prioris.
Non etiam ignoras, fructum pendere laboris
È coelis, haud ex te. Aliena negocia tractas,
Non tua. Te Christi noris tantum esse ministrum
Et vasis Samii vice, quo sitientia cultor
Arva rigat, serraeve, trahit quam dextera fabri.
Quî succedat opus, non tu, sed providet ille.
Te modò praebe habilem regnique ad munia promptum.
Ringeris incassum, si vis succedere voto
Illa tuo, quorum prorsus tibi nulla potestas:
In quovis ut sunt successus ordine rerum,
Maximè in his, flatus mera quae sunt dona superni,
Quale fides humilisque exacta scientia Christi.
Ruris nonne vides terreni quemque colonum
Depresso terram studiose scindere aratro
Lectaque frumenti plenis dispergere palmis
Grana alacremque super coniectae credere terrae?
Non piscatores etiam solemque geluque
Ferre interque diu tristem noctuque laborem
Nec sumptus modicos in lembos, retia, funes?
Ast horum successum audet promittere nemo.

daß der Donnerer über alles zu seiner Zeit befindet und es menschlichem Bemühen niemals verstattet ist, dem vorzugreifen. Ein Knabe kommt nicht vor der Zeit zur Einsicht, und der, den das Schaukeln der Wiege sanft entschlummern läßt, wird nicht gegen den Feind kämpfen. So ist auch für jeden der Zeitpunkt festgesetzt, in dem er zum Glauben gelangt, so wie vorher auch die Verirrungen und Tollheiten seines Geistes ihre Zeit hatten. Wenn du etwas erstrebst, bevor die Zeit dafür reif ist, wirst du nichts ausrichten: nicht anders, als wenn du zwei verschiedene Meere nach dem Durchstich einer Landenge miteinander verbinden wolltest! Wer es heute vielleicht ablehnt, dem heiligen Wort Glauben zu schenken, wird morgen glauben und einem Vorgänger auf dem Fuß folgen. Du weißt auch genau, daß der Erfolg des Mühens vom Himmel abhängt und keineswegs von dir. Du besorgst fremde Geschäfte, nicht die deinen! Wisse, daß du nur Christi Helfer bist und als das samische Gefäß fungierst, mit dem der Landbauer die dürstenden Saatfelder tränkt, und als die Säge, die die Rechte des Handwerkers führt. Wie das Werk vonstattengeht, dafür triffst nicht du die Vorsorge, sondern jener. Stelle du nur deine Geschicklichkeit unter Beweis und deine Bereitschaft zur Ausführung der Geschäfte seiner Herrschaft. Du ärgerst dich vergebens, wenn du willst, daß diese, über die du überhaupt keine Gewalt hast, nach deinem Wunsch vonstatten gehen: so wie der Fortgang der Dinge in jeder beliebigen Angelegenheit nach der Ordnung verläuft, ganz besonders aber hier, wo es sich um reine Gaben des Heiligen Geistes handelt, wie es der Glaube und das demütige, fehlerlose Wissen von Christus sind. Siehst du nicht, wie jeder Pflanzer, der irdische Felder bebaut, mit gesenktem Pflug eifrig das Land aufbricht, mit vollen Händen auserlesene Getreidekörner ausstreut und sie frohgemut der darübergeworfenen Erde anvertraut? Siehst du nicht, wie auch die Fischer Sonnenhitze und Frost ertragen, und dies bei harter Arbeit Tag und Nacht, und nicht geringe Ausgaben für Kutter, Netze und Taue auf sich nehmen? Und doch wagt niemand von ihnen, einen Erfolg in Aussicht zu stellen!

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<88> Quae sua sunt, curant, committunt caetera divis.
Vota Deo faciunt precibusque superna fatigant.
Spes alit audentes, facit et fiducia sumptum.
Is metere ingentes frumenti sperat acervos,
Hic pecus undivagum torto comprendere reti,
Et licet interdum spe decipiantur inani,
Perpetuò instantes tamen haud frustrabitur unquam.
Unde labor placet: haud illum dimoveris agro
Nec persuaseris, utque boves et vendat aratrum,
Non hunc, ut naves atque oderit humida lina
Nec, si pro votis non cessere omnia summis,
Perculsa fugiet confestim flumina mente.
Hi sint exemplo tibi confirmentque labores.
Sedulus invigila studio nullumque docendi
Effuge sudorem, serva tempusque locumque
Adque hominum captum studiose retia tende.
Haec tua sunt. Sed et hoc: fac vota, incumbe subinde
Assiduis precibus, bonus ut regnator Olympi
Promoveat studiumque tuum studiumque popelli,
Ne frustra doceas tu, ne frustra audiat ille.
Quem simul hortator, precibus quo incumbat eisdem,
Arida corda Deus coelesti ut temperet imbri,
Quo sine dispereunt nostrae molimina curae.
Audiet ille preces humili de corde profectas
Et crementa dabit largumque petentibus imbrem,
Nominis inque sui conatus vertet honorem.
Si non audierit nec votis illico praesens
Annuerit dederitque, quibus quantumque rogaris,
Non te res frangat, nec commissum exue munus.
Temporis articulos ipse et mortalia novit

Sie tun, was in ihren Kräften steht; das übrige überlassen sie dem Himmel. Sie flehen Gott an und bestürmen den Himmel mit Gebeten. Die Wagenden nährt Hoffnung, und die Unkosten bestreitet das sichere Vertrauen. Jener hofft darauf, gewaltige Mengen Getreides abzumähen, dieser, das ganze Netz, wenn es aufgewunden ist, voll von Fischen zu haben. Wohl trügt sie bisweilen leere Hoffnung, doch wird sie die, die sich unablässig mühen, doch niemals für alle Zeit enttäuschen. Daher macht ihnen die Arbeit Freude: jenen könntest du durchaus nicht von seinem Acker herunterbekommen und ihn auch nicht überreden, Ochsen und Pflug zu verkaufen, diesen nicht dazu bringen, daß er Schiffe und nasse Taue haßt und, wenn nicht alles nach seinen kühnsten Wünschen abgelaufen ist, aus Bestürzung spornstreichs das Wasser flieht. Diese nimm dir zum Vorbild, und gewinne dadurch Festigkeit bei deinen Arbeiten. Sei emsig und mit Eifer am Werke, und scheue beim Lehren keinen Schweiß; beachte Zeit und Ort und spanne eifrig Netze zum Fang von Menschen aus! Dies ist deine Aufgabe. Doch auch dies: flehe darum und dringe mit unermüdlichen, häufig wiederholten Gebeten darauf, daß der gütige Lenker des Himmels deinem Eifer und dem Eifer des Volkes förderlich ist, damit du nicht umsonst lehrst und dieses nicht umsonst zuhört. Fordere das Volk gleichzeitig auf, mit den gleichen Gebeten darauf zu dringen, daß Gott die ausgetrockneten Herzen mit himmlischem Regen erquickt, ohne den die Anstrengungen unserer Arbeit zunichte werden. Er wird die aus demütigem Herzen kommenden Gebete erhören und den Flehenden Wachstum und ausgiebigen Regen gewähren und die aufgewandten Mühen seinem Namen zur Ehre gereichen lassen. Sollte er dich nicht erhört haben, deine Bitten nicht mit sofortiger Hilfestellung bewilligt und dir dasjenige, dem deine flehentlichen Bitten galten, nicht gewährt haben, so laß dich dadurch nicht entmutigen und lege das dir anvertraute Amt nicht nieder! Er weiß selbst Bescheid über die günstigsten Zeitpunkte und die menschlichen

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<89> Corda simulque uni dare convenientia cuique.
Expecta paulum atque eventum illius opellae
Crede voluntati, nec non certissimus esto,
Te sumpturum operam verbo non prorsus inanem,
Plebs ubi doctrinae patientes commodat aures,
Tutus ubi esse potes, nulla et discrimina cernis.
     Porrò manere tuam si certa pericula vitam
Olfacis indicio fratrum vel colligis ipse,
Non vanis signis, vulgi aut sermone loquacis,
Non autor fuero truculentae credere turbae.
Cede fugamque para properè teque eripe flammis,
Dum licet et nondum robusta repagula portas
Aut saevus cohibet lictor. Ratione licebit
Et semper licuit non turpi evadere lethum.
Commuta vestes, doctis sermonibus hostes
Falle, aliud simula atque negocia finge manendi,
At vero interea fugiendi quaerito rimam.
Quae si defuerit, funis vel moenibus altis
Pendeat atque alios Christi te servet in usus.
Nec fuga sollicito quaevis sit honesta pudori.
Nec nimium fortes audi, prius omnia dura
Qui tolerare iubent, populum quàm linquere nostrae
Commissum curae, atque ipsis quasi verba capillis,
De pastore bono pastor quae dixit IESUS,
Protracta allegant. Solius munera Christi
Scilicet hi[21] nobis pravè imposuisse laborant.
Is solus bonus est pastor, cui conditor orbis
Omnia mancupio dedit electasque bidentes,
Quas etiam à Satana, letho noxisque redemit
Morte sua saevique lupi non horruit ora.

Herzen und versteht sich auch darauf, einem jeden das ihm Angemessene zuzuteilen. Warte ein wenig ab und überlaß das Ergebnis der Arbeit seiner Willensentscheidung. Sei durchdrungen von der Gewißheit, daß du dort, wo das Volk der Lehre geduldig sein Ohr leiht, wo du sicher sein kannst und keine Gefahren bemerkst, deine Arbeit für das Wort nicht ganz und gar unnütz sein wird.
     Solltest du aber aufgrund eines Hinweises deiner Brüder wittern, daß unzweifelhaft Gefahren für dein Leben drohen, oder solltest du dies aus gewichtigen Anzeichen – nicht den Reden der schwatzhaften Menge! – selbst entnehmen, so werde ich dir nicht anraten, dich der furchtbaren Menge auszuliefern. Gib nach, bereite schleunigst deine Flucht vor und entziehe dich dem Feuer, solange es noch geht und nicht starke Riegel oder ein grimmiger Büttel die Türen verschlossen halten. Dem, der sich nichts hat zuschulden kommen lassen, ist es und war es vernünftigerweise immer erlaubt, dem Tod zu entfliehen. Vertausche deine Kleider, täusche die Feinde mit geschickten Reden, spiegle etwas anderes vor, erfinde Umstände, die dich zum Bleiben nötigen, tatsächlich aber forsche unterdessen nach einer Ritze zur Flucht. Wenn die sich nicht bietet, so könnte z.B. ein Seil von einer hohen Mauer hängen und dir das Leben retten, damit du Christus anderweitigen Nutzen zu stiften vermagst. Und keinerlei Flucht in einer ehrbaren Sache gereiche dem von Sorgen Geplagten zur Schande. Höre nicht auf die allzu Heldenhaften, die dir anbefehlen, lieber alle Fährnisse zu dulden, als das unserer Fürsorge anvertraute Volk im Stich zu lassen, und sich auf Christi, des Hirten, Wort über den guten Hirten berufen, das sie gewissermaßen an den Haaren herbeiziehen. Diese gehen nämlich fehl in ihrem Bemühen, uns Ämter aufzubürden, die allein Christus zustehen. Er allein ist der gute Hirte, dem der Schöpfer der Welt alles zu eigen gegeben hat, auch die ausgewählten Schafe, die er durch sein Sterben auch von Satan, dem Tod und den Sünden losgekauft hat, und den es nicht schauderte vor dem Rachen des wütenden Wolfes.

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<90> Nemo alius possedit oves propriasve recepit,
Nec centeno aliis delebit crimina letho.
Adversusque lupum stabit certamine nemo,
Ut sese aut alios merita conservet ab ira.
Hîc ipsi fugimus, fugere exhortamur et omnes
In gremium pastoris oves coelesteque asylum,
Ne nos atque alios violentus sorbeat Horcus.
Pastor nempe unus, nos mercenaria turba.
Non ius, non idem labor effectusque laboris.
Quare non vetuit mortali terga furori
Vertere, praesertim crebrò quum fugerit ipse
Mandaritque suis urbes mutare fuga, si
Verbum respuerent homines rabieque scelesta
Contra insanirent mortemque aut vincla pararent.
Nec prohibet certa in summum fiducia patrem,
Cui curae sumus in magnis minimisque sagaci.
Fidere debemus, certi, nihil esse malorum,
Quod nos, connivente quasi illo, laedere possit,
At non interea rationem excludere nostra
In conservanda vita rebusque caducis
Nec temerè tentare Deum. Sic scilicet omnes
Nos docuere Patres, sic Christus fecit et ipse,
Qui patrem certè se norat habere faventem
Nec sese ante statam potuisse occidier horam.
Occuluit tamen et Iudaeae noluit oris
Versari scirique palàm et deserta petivit.
Norat idem Paulus, portis tamen ille Damasci
Custodes cernens, sportae non distulit uti
Praesidio et muros transcendere pensilis altos.
Idem allegato flagris se iure Quiritum

Niemand sonst hat die Schafe in Besitz genommen oder sie als sein eigen empfangen, und niemand sonst wird die Sünden anderer vertilgen, auch nicht durch hundertfachen Tod. Und niemand wird im Kampf gegen den Wolf standhalten, um sich oder andere vor dem verdienten Zorn zu retten. Unter solchen Umständen fliehen wir selbst, und wir ermuntern alle Schafe, in den Schoß des Hirten und die himmlische Freistatt zu flüchten, damit uns und andere nicht die Gewalt des Orkus verschlingt. Einzig er ist nämlich der Hirte, wir sind nur die Schar der Mietlinge. Unsere Verfügungsgewalt, unsere Arbeit und der Erfolg unserer Arbeit sind nicht gleichrangig. Deshalb hat er es nicht verboten, vor menschlicher Raserei zu fliehen, zumal er selbst häufig geflohen ist und den Seinen geboten hat, flüchtend die Städte zu wechseln, falls die Menschen das Wort verschmähten, mit frevelhafter Tobsucht dagegen wüteten und Tod oder Gefangenschaft bereiteten. Dies verbietet auch nicht das sichere Vertrauen auf den höchsten Vater, dem wir in großen und kleinsten Dingen ein Gegenstand kluger Fürsorge sind. Wir müssen ohne Wanken darauf vertrauen, daß es kein Übel gibt, das uns – gleichsam dadurch, daß er die Augen verschließt – ein Leid tun kann. Doch wir dürfen unterdessen bei der Erhaltung unseres Lebens und in bedrohlichen Situationen unsere Vernunft nicht ausschalten und Gott leichtfertig versuchen. So haben es uns nämlich alle Väter gelehrt, und so hat auch Christus selbst gehandelt, der zuverlässig wußte, daß er einen gnädigen Vater hatte und vor der festgesetzten Stunde nicht getötet werden konnte. Dennoch zog er sich zurück und wollte in Judaea nicht umhergehen und sich öffentlich zu erkennen geben und suchte die Wüste auf. Paulus wußte dies auch; und doch: als er vor den Toren von Damaskus Wächter bemerkte, zögerte er nicht, sich der Hilfe eines Korbes zu bedienen und sich über die hohe Mauer herabzulassen. Derselbe Paulus entzog sich unter Berufung auf das römische Recht der Geißel

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<91> Eripuit populique manus vitavit Hebraei,
Iudicis iniustique astus, dum provocat audax
Caesaris ad summum, causa cogente, tribunal.
Certus erat Romam visurum et Caesaris ora,
Consiliis vitam tamen et ratione tuetur,
Naufragus et tumidis non segniter enatat undis.
In Domino quis speque fideque animosius haesit
Quàm David, ductor populi, Iessaea propago?
Quum regnaturum certò se sciret et unctum
Nec posse antè mori, varia tamen eripit arte
Insidiis vitamque suam comitumque suorum.
Demissus summa suadente uxore fenestra
Huc illucque fugit peregrinique ostia regis
Pulsat et evitat simulato fata furore.
Haud aliter fecit fidentum maximus autor,
Quem sunt constanter gnatusque neposque secuti.
Est ratio magnum et praesens solertia donum,
Si non imperitat fidei et coelestia iuris
Autumat esse sui verbumque suo orbat honore,
Sed iustè tantum mundana et tractat honestè,
Ad conservandam faciunt quae nempe salutem,
In qua non citra noxam rationis omitti
Contemnive potest usus. Duplicique reatu
Sese constringunt, mediis qui brachia in undis
Atque immota tenent crura aut non vimina ripae,
Arboris aut ramum prendunt contumque fluentem,
Omnibus et mediis tendunt evadere salvi,
Et qui non fugiunt gladios, incendia, cyppos,
Verbera carnificum, furcas restimque tenacem,
Dum licet effugiumque Deus concedit honestum.

und entging der Gewalt des jüdischen Volkes und den Schlichen eines ungerechten Richters, indem er, wie es der Prozeß zwingend erforderte, kühnlich an das höchste Gericht des Kaisers appellierte. Er wußte genau, daß er nach Rom und in das Land des Kaisers kommen werde; dennoch verteidigte er sein Leben mit Überlegung und Verstand und säumte, als er schiffbrüchig war, nicht, schwimmend den schwellenden Wogen zu entkommen. Wer hielt hoffend und glaubend mit mehr Mut am Herrn fest als David, der Führer des Volkes, des Isai Sohn? Obgleich er zuverlässig wußte, daß er regieren würde und gesalbt worden war und vorher nicht würde sterben können, rettete er doch mit mannigfacher List sein und seiner Gefährten Leben vor Nachstellungen. Nachdem er sich auf Anraten seiner Frau vom obersten Fenster heruntergelassen hatte, floh er hierhin und dorthin, klopfte an die Tür eines fremden Königs und entging dem Tod, indem er sich rasend stellte. Genauso handelte auch der gewaltige Stammvater der Beherzten; sein Sohn und sein Enkel folgten konsequent seinen Spuren. Vernunft und ein wacher, erfinderischer Geist sind eine große Gabe, wenn sie nicht den Glauben kommandieren und meinen, die himmlischen Dinge unterstünden ihrer Verfügungsgewalt, und wenn sie nicht dem Wort seine Ehre rauben, sondern rechtschaffen und in Ehren sich nur mit den weltlichen Dingen befassen, die ja doch zur Erhaltung der Wohlfahrt dienlich sind! Zu diesem Zweck kann man den Gebrauch der Vernunft nicht ohne Schaden hintansetzen oder verachten. In einen zweifachen Anklagezustand verstricken sich Menschen, die mitten in den Wellen weder Arme noch Beine rühren, weder nach Weidengestrüpp am Ufer noch nach einem Baumast noch nach einer auf dem Wasser treibenden Stange greifen und doch allen Fährnissen unversehrt entkommen wollen. Ebenso diejenigen, welche sich, solange es noch möglich ist und Gott einen ehrenhaften Rettungsweg zugesteht, sich nicht vor Schwertern, Feuern, Blöcken, Hieben von Henkersknechten, Galgen oder dem festen Strick in Sicherheit bringen.

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<92> Corpora nam produnt ipsi sua, in interitumque
Praecipitant tentantque Deum et data munera spernunt.
Non sic peccavit Petrus Ioannis alumnus
Nec ludum Herodis diri expectavit et ensem,
Carceris adventu genii quum ianua gressum
Liberum aperta daret, solidae manibusque catenae
Deciderent. Hunc tu potius sectare magistrum,
Quàm qui lethiferam captus sorbere cicutam
Maluit ac fugere atque suam defendere vitam,
Quamvis et posset per se et suffultus amicis,
Gloriola incensus vana nugisque dolosis.
Irritare lupos noli dentesque manere
Carnivoros, nec sponte in rictum mittito palmas.
Stamina Parcarum minimè te convenit ipsum
Rumpere et absentes studiose accersere morbos.
Expecta, venient deducto tristia filo,
Si te delectant adeò captasque pericla.
Si pater omnipotens morti te destinat atrae
Imponitque crucem suprema ad fata ferendam,
Tunc adamantaeis manicis pedicisque ligabit
Iniicietque tuo Vulcania vincula collo,
Turribus immittetque altis nervoque tenaci
Servabitque arctos centeno milite postes,
Prorsus ut effugio pateat nec parvula rima.
Tum fortes animos gere, tum te offerre memento.
Insidias autem tibi si patefecerit ille,
Fregerit aut manuum nexus quernasque catastas
Ostiaque et robusta cavi perfuderit atri
Moenia, da tergum teque ad potiora reserva
Estoque ad unam semper mortemque paratus,

Sie geben nämlich selbst ihre Leiber preis und stürzen sie ins Verderben, versuchen Gott und verachten die Gunsterweise, die er ihnen gewährt hat. Eine solche Sünde hat Petrus, des Johannes Sohn, nicht begangen: er wartete das Spiel und das Schwert des grausamen Herodes nicht ab, als sich durch die Ankunft des Engels die Tür des Kerkers öffnete und den Weg freigab und ihm die harten Ketten von den Händen fielen. Folge lieber diesem Lehrer als jenem, der, als er gefangengenommen worden war, es vorzog, den tödlichen Schierling zu trinken, als zu fliehen und sein Leben zu verteidigen, obwohl er es aus eigener Kraft und mit der Hilfe seiner Freunde gekonnt hätte – angestachelt von einem eitlen bißchen Ruhm und durchtriebenen Windbeuteleien. Reize die Wölfe nicht und warte nicht erst auf ihre fleischverschlingenden Zähne und stecke deine Hände nicht freiwillig in ihren aufgesperrten Rachen. Es kommt dir schwerlich zu, selbst den Faden der Parzen zu zerreißen und Krankheiten, die nicht da sind, geflissentlich herbeizurufen. Warte nur ab! Wenn der Faden abgesponnen ist, werden sich schon unheilvolle Dinge einstellen – falls sie dich so ergötzen und du auf Gefahren erpicht bist. Wenn der allmächtige Vater dich zum finsteren Tode bestimmt und dir ein Kreuz auferlegt, das du bis in dein letztes Stündlein tragen mußt, dann wird er dich mit stahlharten Hand- und Fußfesseln binden, wird eine geschmiedete Fessel um deinen Hals legen, dich in einen tiefen Turm und festen Gewahrsam werfen und die enge Tür durch eine Hundertschaft von Soldaten sichern, so daß auch nicht der kleinste Spalt zur Flucht offensteht. Dann zeige großen Mut, dann denke daran, dich zu opfern! Wenn er dir aber ein Hintertürchen geöffnet oder die Handeisen und eichenen Marterbetten zerbrochen und die Türen und starken Mauern des düsteren Verlieses durchstoßen hat, dann flieh und spare dich für wichtigere Dinge auf und sei immer auf irgendeinen Tod gefaßt,

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<93> Dum teneas purum constanti pectore verbum.
Non ignoro fugam esse gravem nostrisque molestam
Pectoribus, quòd sunt non tantum pignora nostra
In mediis linquenda lupis et recula victus
Distrahitur nostraque opera fraudantur amici,
Verùm etiam quòd lux nondum credentibus alma
Opprimitur lippique magis clauduntur ocelli.
Quod sanè indignum valde et miserabile rectis.
Quid facias autem? Dominus servabit amicos,
Pignora et uxorem. Nondum credentibus alter
Forsan mittetur verbi lucisque minister,
Caecatave sinet reprobos tabescere mente.
Sorte tua contentus abi atque superflua pone
Curarum, ut rectum teneas intentus ubique
Clavum atque integrè serves verbumque fidemque.
Nec quamvis formida umbram nec commoda propter
Desere commissum munus terrena metusque
Praetextu falsi, ad Dominum sed cuncta referto,
Quamlibet abstrusi qui animi molimina novit.
     Sin verò melior verbo spiraverit aura
Praebuerintque tuis faciles sermonibus aures
Pars populi maior rectoresque atque senatus,
Altera succedit longè dignissima cura,
Ne te constituas dominum fidei atque popelli,
Agricolae vice, neu ferus efficiare tyrannus,
Successu elatus dulci rebusque secundis.
Quo graviter peccant hac tempestate coloni,
Qui regnum affectant passim spirantque superba
Verbisque et factis populum fratresque flagellant,
Absenti domino freti procerumque favore:

solange du standhaften Herzens am reinen Wort festhältst. Mir ist wohl bewußt, daß eine Flucht etwas Belastendes ist und unsere Herzen bedrückt – nicht nur, weil wir unsere Kinder inmitten der Wölfe zurücklassen müssen, unsere bescheidene Existenzgrundlage zerstört wird und wir mit unserer Tat Freunde hintergehen, sondern auch deshalb, weil für diejenigen, welche noch nicht glauben, das erquickende Licht erstickt wird und ihre getrübten Augen noch mehr verschlossen werden. Für Menschen, die sich selbst treu sind, ist dies wahrlich eine große Schmach und ein Elend. Doch was könntest du tun? Deine Freunde, deine Kinder und deine Frau wird der Herr behüten. Zu denen, die noch nicht glauben, wird er vielleicht einen zweiten Diener des Wortes und des Lichts senden, oder er wird es geschehen lassen, daß sie als Verworfene zugrunde gehen, nachdem ihr Geist sich verdüstert hat. Geh fort, ohne mit deinem Geschick zu hadern, und tue überflüssige Sorgen von dir, damit du überall das Steuerruder bedachtsam gerade führst und Wort und Glauben unversehrt bewahrst. Ängstige dich vor keinem Schatten und laß das dir anvertraute Amt nicht um irdischer Vorteile willen und unter dem Vorwand unbegründeter Furcht im Stich, sondern stelle alles dem Herrn anheim, der von den gewaltigen Anstrengungen eines auch noch so verborgenen Herzens weiß.
     Sollte aber ein für das Wort günstigeres Lüftchen geweht und der überwiegende Teil des Volkes sowie die Regierenden und der Rat deinen Predigten ein williges Ohr geliehen haben, so kommt eine zweite, die bei weitem wichtigste Sorge auf dich zu: daß du dich nicht zum Herrn über den Glauben und das Volk aufwirfst oder aus dir statt eines Landbauers ein wütender Tyrann wird, weil dich der wohltuende Erfolg und der günstige Stand der Dinge übermütig gemacht haben. Hierin sündigen zu unserer Zeit die Pflanzer schwer: allenthalben trachten sie nach Herrschaft, sind sie von Hochmut beseelt und geißeln sie das Volk und ihre Brüder mit Worten und Taten, wobei sie sich auf den abwesenden Herrscher oder die Gunst der Vornehmsten stützen.

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<94> Id quod apud vates queritur saepe omnipotens Rex
Et fore pastorum princeps praedixit IESUS.
Principiò veniunt humiles vereque ministri
Resque unius agunt Domini mittentis IESU
Aut certè astutè simulant et corde lupino
Incedunt, ovium paulisper vellere tecti:
Nil se docturos, quàm quod docuere Prophetae,
Spiritus et sanctus firmis proclamet ubique
Scriptis, humani verò commenta cerebri
Nulla, nec affectus sibi quae pro tempore dictet
Multipotens; nec enim divinis nostra venustè
Somnia misceri, debere esse omnia pura.
Permittunt etiam rectè edicuntque monentque,
Dicta probentur uti sua, doctrinaeque valorem
Lydius exploret lapis atque examinet ignis
Divini eloquii. Semper perversa licere
Atque adeò sacris non consentanea libris
Reiicere, inque fide personae nullius usquam
Respectum quicquam aut nomen venerabile posse.
Uni fidendum verbo illiusque tenori
Perpetuò, formari ad quem nostra omnia debent.
Haec illi primùm, quasi oves Christique ministri,
Fortiter inculcant. Persuadent denique multis,
Qui studio cupiunt latitans inquirere verum
Et verae fidei sunt libertatis amantes,
Ut faveant et Christo animis laetentur IESU
Uno ut servatore simul fidoque magistro.
Ast ubi fautores cernunt accedere multos,
Iam nec ab externis restare metum hostibus ullum,
Insuper applausu servilis corda theatri

Dies beklagt der allmächtige König oft bei den Propheten, und Jesus, der Hirten Fürst, hat vorhergesagt, daß es so sein werde. Zuerst kommen sie demütig und als wahrhafte Diener daher und betreiben einzig die Sache des Herrn Jesus, der sie aussendet – oder sie spiegeln dies doch wenigstens listig vor und gehen mit einem Wolfsherzen einher, für kurze Zeit in einen Schafspelz gehüllt: sie würden nur lehren, was die Propheten gelehrt hätten und der Heilige Geist in zuverlässigen Schriften auf Schritt und Tritt verkünde, auf keinen Fall aber Erdichtungen des menschlichen Gehirns und auch nichts, was ein sehr starker Affekt ihnen je nach Lage der Umstände vorschreiben könnte; unsere Traumgespinste dürften nämlich mit den göttlichen Dingen nicht zu einer ansprechenden Mischung vermengt werden, alles müsse rein sein. Um ihre Aussagen unter Beweis zu stellen, erlauben sie sogar, wie es sich gehört, und befehlen und mahnen, man solle den Wert ihrer Lehre mit dem Probierstein und Feuer des göttlichen Wortes untersuchen und prüfen. Es sei stets erlaubt, verkehrte und zur Heiligen Schrift in krassem Widerspruch stehende Dinge zurückzuweisen, und in Glaubensdingen kämen der Rücksichtnahme auf irgendeine Person oder ein verehrungswürdiger Name niemals irgendeine Bedeutung zu. Einzig dem Wort und seiner Aussage, der alles, was uns betreffe, angepaßt werden müsse, dürfe man für alle Zeit vertrauen. Dies schärfen sie anfänglich energisch ein, wobei sie sich gewissermaßen als Schafe und Christi Diener aufführen. Schließlich bringen sie viele, die mit Eifer nach der verborgenen Wahrheit zu forschen begehren und Anhänger wahrer Glaubensfreiheit sind, dahin, daß sie ihnen wohlwollen und sich an Jesus Christus als dem einzigen Retter und zugleich getreulichen Lehrer von Herzen freuen. Sobald sie aber feststellen, daß viele Wohlwollende herbeikommen und keine Furcht vor auswärtigen Feinden mehr vorhanden ist, und darüber hinaus ihre ehrgeizigen Herzen sich blähen ob des Beifalls einer knechtischen Zuhörerschaft

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<95> Ambitiosa tument, sonat et gratum auribus εὖγε,
Mox caput et cristas tollunt, mirabile quantum,
Et sese elatis ut avis Iunonia pennis
Mirantur. Iam Christi humiles pudet esse colonos,
„Doctores“, aiunt, „sumus excelsique magistri,
Quîs sine nemo potest servari et noscere Christum.
Aeternùm periit nobis parêre recusans.“
Talibus affligunt miseras sermonibus aures
Absque modo, rabida ut surgat fautoribus ipsis
Nausea. Nam cernunt infandum surgere regnum,
Quo non praesideat Christus flatusque magister,
Sed turbet mendax et vilis homuncio cuncta,
Imperitet fidei, scripturis spirituique
Proque Dei verbo nugas obtrudat inanes,
Auferat et sacri penitus scrutinia verbi
Et sibi duntaxat, Samii pro more sophistae,
Indubiè credi, quae dixerit, exigat uni
Et leges condat, nunc hoc, nunc ingerat illud,
Insani prout affectus afflaverit auster.
Quid prodest syncera prius docuisse colonos,
Ipsi olido si post conspurcent omnia coeno,
Lucri vel laudis tetraeve tyrannidis ergò?
Ut si regales epulas et Massica ponat
Invidus aut aliquis gurgesve Philoxenus hospes
Convivasque simul blandis ad prandia verbis
Hortetur laetos et iam sumentibus illis
Excreet et vomat in patinas et pocula muco
Incrustet viridi: haud aliter pura omnia primùm
Promittunt illi et sacro manantia verbo,
Dant libertatem doctrinas quasque probandi.

und ein den Ohren wohlgefälliges „Bravo!“ ertönt, richten sie Kopf und Kamm alsbald ganz erstaunlich in die Höhe und bewundern sich selbst wie der Vogel der Juno, wenn er sein Gefieder aufgestellt hat. Schon schämen sie sich, einfache Pflanzer Christi zu sein; sie sagen: „Wir sind Doktoren und erhabene Lehrer, ohne die niemand gerettet zu werden und Christus zu erkennen vermag. Wer uns den Gehorsam verweigert, ist auf ewig verloren!“ Mit solchen Reden stürzen sie die armen Zuhörer in maßlose Betrübnis, so daß selbst denjenigen, die ihnen wohlwollen, ein Ekel aufsteigt. Sie sehen nämlich eine abscheuliche Herrschaft heraufkommen, in der nicht Christus und ein Lehrer des Heiligen Geistes den Vorsitz führen, sondern in der ein lügenhaftes, verächtliches Menschlein alles in Verwirrung stürzt, über den Glauben, die Schrift und den Geist gebietet, anstelle des Wortes Gottes eitle Flausen aufnötigt, die Erforschung der Heiligen Schrift völlig zum Erliegen bringt und nach der Weise des Sophisten von Samos verlangt, daß man nur ihm allein, nur seinen Aussagen fest glaubt – eine Herrschaft, in der dieses Menschlein Gesetze aufstellt und bald dies, bald jenes aufdrängt, je nachdem, wie der Südwind einer wahnwitzigen Leidenschaft es angeblasen hat. Was hilft es, daß die Pflanzer früher Unverdorbenes gelehrt haben, wenn sie später selbst alles mit stinkendem Unrat besudeln, um des Gewinstes oder des Ruhms oder schändlicher Tyrannei willen? Wie wenn irgendein Neidischer oder ein Schlemmer Philoxenus als Gastgeber königliche Speisen und Massischen Wein auftafelt und gleichzeitig die frohgestimmten Tischgenossen mit freundlichen Worten zum Mahl auffordert und ihnen, während sie schon beim Essen sind, in die Schüsseln spuckt und speit und die Becher mit grünlichem Rotz beschmiert: ebenso versichern jene anfangs, alles sei rein und fließe aus der Heiligen Schrift, und geben die Freiheit, jedwede Lehre zu prüfen.

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<96> Talia dum speres, nobis sua somnia promunt,
Quin etiam sacris planè pugnantia scriptis,
Libertatem adimunt oculisque statim omnia clusis
Laudari cupiunt sua pro certisque teneri.
Atque recusantes agitant terraque marique.
Ò furias tristes, ô detestabile regnum,
Ò idola Dei sacrum violantia templum,
Ò Antichristi vestigia clara futuri!
Quae tu si videas, è toto despue corde
Et vita cautè; prius et tibi terra dehiscat
Et profugus toto lateas contemptus in orbe,
Quàm similis tentet doctam vesania mentem.
Pura quidem et divina doce et constantia verbo;
Vita, hominum bona quae (dicunt) intentio possit
Quaeque superstitio vanique imitatio cultus
Fingere, quae laudes etiam vel postulet ira
(Non bellè in Domini portantur stercora templum).
Non tamen obsistas, populi quin libera corda
Et collegarum magis agricolumque sedentum
Permaneant, liceatque tuis praefigere theta,
Atque lubens verbi trutinam patiaris et ungues.
Nam si vera doces, nulla inde incommoda veris.
Contemptis quibus ultor erit certissimus ipse
Omnipotens, dabit et susceptis praemia digna.
Non vindicta tibi, sicut nec praemia servo
Credita. Sin autem falsa et discordia firmis
(Quod cautis quoque nonnunquam contingere notum),
Argueris meritò et cedis meliora ferenti.
Nec decet irasci, pluris si vera videbis
À doctis fieri, clarum quàm nomen amici.

Während man sich auf derlei Hoffnung macht, setzen sie uns ihre Traumgespinste vor, ja sogar Dinge, die der Heiligen Schrift schlechterdings widerstreiten, rauben die Freiheit und verlangen, daß man alles, was von ihnen kommt, mit geschlossenen Augen sogleich lobt und für unbezweifelbar hält. Wer dies verweigert, dem jagen sie obendrein nach zu Land und zu Meer. O ihr schrecklichen Furien, o du abscheuliche Herrschaft, o ihr Götzenbilder, die ihr die heilige Kirche Gottes schändet, o ihr deutlichen Spuren des zukünftigen Antichrists! Wenn du diese erblickst, spucke von ganzem Herzen aus und meide sie sorgsam. Und eher möge sich die Erde vor dir auftun, eher mögest du dich als ein in der ganzen Welt verachteter Flüchtling im verborgenen halten, als daß ein ähnlicher Wahnsinn deinen geschulten Geist ergreift. Lehre zwar Dinge, die rein und göttlich und fest im Wort verankert sind, vermeide es, Erdichtungen darüber zu konstruieren, was (wie man behauptet) die gute Absicht der Menschen, was der Aberglaube und was die Nachahmung eines nichtiges Kultes auszurichten imstande seien: mag sogar der Zorn verlangen, daß du dies lobst (man trägt nicht gut Unflat in die Kirche des Herrn!). Doch sträube dich nicht dagegen, daß die Herzen des Volkes und der weniger aktiven Amtskollegen und Landbauer in Freiheit bleiben; laß es zu, daß man über das, was du vorbringst, das Todesurteil spricht, und dulde gern die Waage und die Krallen des Wortes. Wenn du nämlich die Wahrheit lehrst, so erwächst der Wahrheit daraus kein Schaden. Ist diese verachtet worden, so wird der Allmächtige selbst der zuverlässigste Rächer sein; ist sie akzeptiert worden, so wird er angemessenen Lohn gewähren. Als Diener bist du weder zur Rache noch zur Vergabe des Lohns ermächtigt. Lehrst du aber Falsches und dem, was unbezweifelbar feststeht, Widerstreitendes (dies unterläuft bekanntlich zuweilen auch Bedächtigen), so ist es nur recht, daß man dich des Irrtums zeiht und du demjenigen den Platz räumst, der Besseres vorbringt. Es geht nicht an, daß du zürnst, wenn du feststellst, daß gescheite Leute die Wahrheit höher schätzen als den glänzenden Namen des Freundes.

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<97> Falsis applaudit nemo, nisi stultus et amens.
Inquirit sapiens verum, cui caetera longè
Omnia postponit. Quem nec persuaseris, autor
Quamlibet insignis populoque acceptus inerti.
Nec, qui sis, quaeret nullosque morabitur annos
Nec, quantum clames titulosque et nomen inane
Gnaviter opponas placeasque tibi aurula honorum.
Tantum vera volet quaeretque, tenebit, amabit,
Nec tollet digitum, solidis nisi victus ad unguem.
Nec vi cogetur cupiens divina doceri.
Frustra igitur noli et praefractè falsa tueri.
Qua libertate in sacris rectè uteris ipse,
Fratribus hanc aliis etiam permitte benignus.
Nec tenebrosa tuam divexet opinio mentem,
Te felici adeò prognatum sidere cunctos
Inter mortales, ut noscas omnia solus,
Omnia solus acu tangas et devius error
Te ducat nullus nusquamque[22] impingere possis
Et falso dictum: „In multis offendimus omnes.“
Nec tibi sit magno sententia versa pudori.
Dedecus est summum, veris obsistere velle
Atque adeò Domino veterum de more Gigantum
Ostentare aciem iaculisque incessere solem.
Quod multi quondam, nostro quoque tempore multi
Non sine famosa fecerunt labe superbi.
Nec laudatores mutilo tibi cornua fingant.
Explora temet, ne ventrem perfidus unquam
Inflet adulator: „Longè es tu doctior illo,
Tu maior, primasque tenes et cedere velles?
Acrem quin potius rixarum tendito funem,

Falschem zollt nur ein Dummkopf und ein Verrückter Beifall. Der Weise sucht nach der Wahrheit und stellt ihr alles übrige weit hintan. Ihn wirst du nicht überzeugen, ein wie namhafter und beim einfältigen Volk beliebter Schriftsteller du immer sein magst. Er wird auch nicht fragen, wer du bist, er wird nicht viele Jahre ausharren, wie laut du auch schreien und wie geflissentlich du ihm deine Titel und deinen nichtigen Rang vorhalten und dir in einem leisen Anhauch von Ruhm gefallen magst. Er wird nur Wahrheit verlangen und suchen und nur sie festhalten und lieben. Und er wird sich nicht geschlagen geben, wenn er nicht durch bis aufs i-Tüpfelchen stichhaltige Argumente zur besseren Einsicht gebracht worden ist. Wer will, daß man ihn Göttliches lehrt, der wird nicht mit Gewalt zu bezwingen sein. Verteidige also nicht nutzlos und steifnackig das Falsche. Gestehe ebendie Freiheit, die du dir in geistlichen Dingen zu Recht selbst herausnimmst, liebevoll auch den anderen Brüdern zu. Deinen Geist suche auch nicht die finstere Einbildung heim, von allen Sterblichen seist du unter einem so glücklichen Stern geboren, daß du allein alles wissest, in allen Dingen allein den Nagel auf den Kopf träfest und kein Irrtum dich auf Abwege locke und du nirgendwo anstoßen könnest und falsch sei der Spruch: „Wir alle irren in vielem.“ Schäme dich auch nicht so sehr, weil du deine Meinung geändert hast. Die größte Schande ist es, der Wahrheit widerstehen und in der Weise der alten Giganten sogar dem Herrn die Spitze bieten und mit Wurfspießen die Sonne angreifen zu wollen. Dies haben viele Hoffärtige früher, viele auch in unserem Zeitalter getan und dabei eine blamable Niederlage erlitten. Und laß dir nicht von Lobhudlern Hörner andichten, wenn deine Stirn stumpf ist. Erforsche dich selbst, damit kein treuloser Schmeichler deine Brust zum Schwellen bringt: „Du bist bei weitem gelehrter als jener, du bist der Größere, du spielst die Hauptrolle – und du solltest nachgeben wollen? Im Gegenteil! Laß nicht locker in dem Streit,

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<98> Ne possis minor aut aliquid nescisse videri.“
Has fuge blanditias et Ulysseum arripe moly,
Ne te pellacis dementent pocula Circes.
Non tibi sit tanti ventosi gratia vulgi
Nec nomen celebre aut totius gloria mundi,
Ut facias errare aliquem et de limite recto
Pestiferis ducas doctrinis. Dura manebit
Te ratio, si cui fratri offensacula pones.
Non tua, sed fratrum, fuso quos sanguine Christus
Eripuit Satanae, debes spectare minister.
An dignum reris, pereant ut millia fratrum
Multa, tuo ne quid tantum decedat honori?
Ne somnum rumpas, te ne qua molestia turbet?
Ne de pulvino cogaris surgere molli?
Esto idem semper, quantumvis vera docebis:
Servus nempe Dei, qui mansuetudine plantes
Atque riges, cuius sit nota modestia cunctis,
Qui populum adducas uni et lucreris IESU,
Non tibi. Nec regnum quaeras tibi vimque tyranni,
Munere sed verbi functus reliqua omnia Christo
Commendes regi. Credant, quîs faverit ille,
Contemnant verbum et te, quos abiecerit idem.
Corda trahat Genitor, mentesque illustret oportet
Spiritus è coelis, alioqui caedimus[22a] utrem
Et nemus invitis canibus lustramus opacum.
Pone igitur rixas iramque ferosque tumultus.
Res tua non agitur, te nulla iniuria laedit,
Si quis non credit verbo, si dogmata spernit
Tradita, doctorem si quis te ferre recusat.
In mentem veniat, Dominus quid dixerit olim

damit niemand glauben kann, du seist der Unterlegene oder wissest etwas nicht!“ Gehe diesen Schmeicheleien aus dem Weg und greife rasch zum Moly des Odysseus, damit der Trank der verführerischen Kirke dich nicht betört. Weder die Gunst der wetterwendischen Menge noch ein gefeierter Name oder der Ruhm der ganzen Welt seien dir soviel wert, daß du irgend jemanden in die Irre gehen läßt und mit verderbenbringenden Lehren vom rechten Weg abbringst. Man wird einst strenge Rechenschaft von dir fordern, wenn du irgendeinem unter deinen Brüdern einen Anstoß bereiten wirst. Als Diener darfst du nicht deine Interessen im Auge haben, sondern die deiner Brüder, die Christus mit Vergießen seines Blutes dem Satan entrissen hat. Oder hältst du es etwa für angemessen, daß viele Tausende deiner Brüder zugrunde gehen, nur damit dir nicht etwas von deiner Ehre abgeht? Damit du deinen Schlaf nicht unterbrichst, nicht etwa Verdruß dich aufstört? Damit du nicht gezwungen bist, dich vom weichen Pfühl zu erheben? Wie wahr auch immer sein mag, was du lehren wirst: sei immer derselbe, der Knecht Gottes nämlich, der mit Sanftmut pflanzt und bewässert, dessen maßvolles Wesen alle kennen, der das Volk nicht sich, sondern allein Jesus zuführt und gewinnt. Beanspruche auch nicht Herrschaft und Tyrannengewalt für dich, sondern tue dem Dienst am Wort Genüge und überlasse dann alles übrige dem König Christus. Mögen die glauben, denen er gewogen sein wird, und mögen die das Wort und dich verachten, die auch er verwerfen wird. Der Schöpfer muß die Herzen bewegen und der Geist, der vom Himmel kommt, die Geister erleuchten; andernfalls schlagen wir ins Wasser und durchstreifen den schattigen Hain mit widerstrebenden Hunden. Tue also Streit, Zorn und wilde Leidenschaft von dir! Nicht um deine Sache geht es, nicht dich trifft eine Kränkung, wenn jemand nicht an das Wort glaubt, wenn er die Lehren, die ihm nahegebracht wurden, verachtet und sich weigert, dich als Lehrer anzunehmen. Erinnere dich daran, was der Herr vor Zeiten

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<99> Adversus populum vati non parva querenti:
„Obsequitor populo, nec enim abiecere rebelles
Te servum, sed me iam olim super omnia Regem.“
Saeva prophetarum quorundam exempla relinque,
Qui deridentes pueros hostesque malignos
Ursis obiecere feris aut coelitus igni
Usserunt tracto sceleratosque ense Prophetas
Falsorum extinxere deûm. Non talia nostro
Conveniunt Regi testamentique ministris
Cruda novi. Validis Dominus non venit in Austris,
Austris, qui franguntque petras montesque minaces
Impete dirumpunt, sed nec quassante supinam
Tellurem motu, rapido nec venit in igne,
Voce sed in tenui, levis est ut sibilus aurae.
Non iracunda concussit voce plataeas,
Nullus iurgantis tonuit per compita clamor,
Nec fracti ante diem iustam casumque minantis
Iudaeos inter contrivit robora sceptri.
Non etiam fumo perturbans omnia linum,
Mundi huius tragicos nempe insanosque tumultus,
Impresso extinguit pede, tranquilloque susurro
Hostibus in mediis regnat serpitque per orbem.
Legitimus planè hic est Christi et perpetuus mos,
Discipulis etiam coelo inspiratus ab alto.
Non illi zelus quorundam arrisit ineptus
Thesbitae exemplis empyreo ab axe volentum
In Samaritanos Veneris traxisse maritum,
Quòd tectis illum non dignarentur et urbe.
Increpuit iussitque attendere, qualis in ipsis
Spiritus atque forent cuius de corte magistri.

dem Propheten gesagt hat, als dieser gewichtige Klagen gegen das Volk vorbrachte: „Gehorche dem Volk; denn die Aufrührer haben nicht dich, den Diener, verworfen, sondern längst schon mich, den König über alles.“ Ignoriere die schrecklichen Beispiele gewisser Propheten, die Knaben, die ihrer spotteten, und bösartige Feinde wilden Bären vorwarfen oder im Feuer, das sie vom Himmel regnen ließen, verbrannten und frevelhafte Propheten falscher Götter mit dem Schwert töteten. Derartige Roheiten passen nicht zu unserem König und den Dienern des Neuen Bundes. Der Herr kam nicht in heftigen Winden, Winden, die Felsen zerbrechen und aufragende Berge in ihrem Ansturm zerschmettern, aber er kam auch nicht in einem Beben, das das hingelagerte Erdreich mächtig erschüttert, und auch nicht in einem verzehrenden Feuer, sondern in einer zarten Stimme, die war wie ein leises Säuseln des Windes. Er ließ nicht mit Zornesstimme die Gassen erbeben, kein lautes Gebrüll eines Scheltenden erscholl über die Wegkreuzungen, und nicht vor dem rechten Zeitpunkt trat er unter den Juden die Macht des zerbrochenen, den Tod androhenden Zepters in den Staub. Er löscht auch den Docht, der mit seinem Qualm alles durcheinanderbringt – den traurigen und wahnwitzigen Wirrwarr dieser Welt nämlich – nicht mit dem Tritt seines Fußes aus, sondern mit leisem Gewisper herrscht er inmitten seiner Feinde und verbreitet er sich über die Erde. Dies ist die schlechthin rechtmäßige und für alle Zeit andauernde Weise Christi, die auch den Jüngern vom hohen Himmel herab eingegeben wurde. Ihm gefiel nicht das abgeschmackte Eifern gewisser Leute, die nach des Thisbiters Beispiel vom feurigen Himmel der Venus Gemahl auf die Samaritaner herabziehen wollten, weil diese ihn keines Hauses und keiner Stadt für würdig hielten. Er schalt und hieß sie bedenken, was für ein Geist in ihnen sei und zur Gefolgschaft welchen Lehrers sie gehörten.

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<100> Hunc imitare etiam tu vindictamque repone
Et furias quorundam animo contemne quieto,
Contra immorigeros qui ferrum et vincula tractant
Succenduntque rogos et miscent sacra prophanis
Exiliisque putant verbum Christumque docendum.
Impii et insani, quorum molimina semper
Sum detestatus, quin detestabor in aevum,
Dum mihi libertas curae, dum Christus IESUS
Sanam servarit mentem. Sacra pulpita primùm,
Ceu strychnum biberint, rabida velut à cane morsum
Contigerint lapidem, vastis clamoribus implent
Deblaterantque, gravis quod tum suggesserit ira.
Sarmentum credas aut vilem fundere Galbam
In non parentes totis convicia plaustris
Et tanquam dominos mutis dira omnia servis
Ingerere. Exiliunt, palmis et calcibus ipsum
Suggestum tundunt, caperant latissima frontis,
Huc iactant illucque caput nasumque frequenti
Distorquent ruga, taurino lumina visu
Ardent, Sigaeum quali prospexerat Aiax
Littus, magnanimum contra dicturus Ulyssem.
Dentes incussu crepitant turpemque salivam
Improba lingua terit spumamque cavo eiicit ore.
Gestibus insanis nunquam furiosior olim
Nec Telamoniades nec erat Tirynthius Oeta
Nec Scythicis nondum sacris purgatus Orestes.
Non defaecatur verò his animus, nec ab ira
Ulla quies: reges adeunt populique tribunos
Et rapere instigant[23] ad poenam et tradere letho.
Ni faciant, ipsis etiam metuenda minantur.

Ihm folge auch du nach: gib die Rache auf und verachte ruhigen Gemütes die Raserei gewisser Leute, die gegen Unbotmäßige Schwert und Gefängnis gebrauchen und Scheiterhaufen entzünden, die Geistliches mit Weltlichem vermischen und sich einbilden, man müsse das Wort und Christus mit dem Mittel der Landesverweisung lehren. Dies sind Gottlose und Wahnwitzige, deren angestrengtes Bemühen ich stets verabscheut habe, ja in alle Ewigkeit verabscheuen werde, solange mir die Freiheit am Herzen liegt, solange Jesus Christus mir meine geistige Gesundheit erhält. Als hätten sie Nachtschatten getrunken, als hätten sie einen von einer tollwütigen Hündin gebissenen Stein berührt, erfüllen sie zunächst die geistlichen Katheder mit entsetzlichem Geschrei und plärren dann herunter, was schwerer Zorn ihnen eingegeben hat. Du möchtest meinen, ein Sarmentus oder ein verächtlicher Galba lüde ganze Wagenladungen von Beschimpfungen über die Unbotmäßigen ab und stieße – so wie Herren gegenüber stummen Dienern – alle nur denkbaren Verwünschungen aus. Sie springen in die Höhe, schlagen gar mit der flachen Hand und den Fersen auf die Kanzel, runzeln die Stirn über die ganze Breite, werfen den Kopf hin und her, rümpfen häufig die Nase, ihre Augen glühen mit demselben stiermäßigen Ausdruck, mit dem Ajax auf das sigeische Gestade blickte, als er im Begriff stand, gegen den hochherzigen Odysseus zu reden. Die Zähne stoßen klappernd gegeneinander, die schurkische Zunge mahlt garstigen Geifer und wirft Schaum aus der Mundhöhle. Der Telamoniade, der Tirynthier auf dem Oita haben mit aberwitzigen Gebärden dereinst niemals rasender gewütet – auch nicht Orest, ehe er durch das skythische Heiligtum entsühnt worden war. Damit ist ihre Hitze aber nicht abgekühlt, und ihr Zorn läßt ihnen keine Ruhe. Sie wenden sich an die Könige und an die Magistrate und hetzen sie auf, für Bestrafung zu sorgen und Todesurteile zu verhängen. Für den Fall, daß sie dies nicht tun, drohen sie ihnen selbst furchtbare Dinge an.

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<101> Sic gladio regnant homicidae sacra professi
Doctrinamque Dei, non falso Turcica proles.
Attamen interea (sic abstersere pudorem)
Se vim cuiquam inferre negant simulantque dolosè
Ignaros apud, â caede omni et sanguine puros,
Scilicet ut quondam Pharisaeorum impia turba
Interfecti autor Christi nolebat haberi.
Torquentur vana quoque sollicitudine stulti,
Ne, si non insanierint omnesque rebelles
In sua compulerint quovis discedere pacto
Dogmata, sit Christi ruitura Ecclesia, quam se
Suppostis humeris tanquam ter maximi Atlantes
Suffulcire putant, sartam tectamque tueri.
Ò homines nequam, Satanae qui facta furentis
In Christi impendunt eiusque Ecclesiae honorem!
Collecta est verbo primùm et spiramine miti,
Et nunc insana rabie nisi stare nequibit?
Non excisa olim tot regibus atque monarchis
Per terrarum orbem validè impugnantibus illam
Nunc excindetur, nisi defendatur ab illis?
Arma nisi atque faces gladiosque et vincula promant?
Regna quidem mundi vi conservantur et ense,
Ut vi principio nimirum et sanguine parta.
At Christi Regnum nullis servabitur armis,
Sed quibus emersit primò, iisdem stabit in aevum.
Ergo magistratus, nolentes credere contra
Quicunque auxilium poscunt verbumque fidemque
Vique metuque docere volunt iisdemque tueri
Aut in longinquas aliò traducere terras
Et plantare recens, Satanae verissima noris

So regieren als Mörder mit dem Schwert diejenigen, die sich zu heiligen Dingen und der Lehre Gottes bekannt haben – eine Türkenbrut, in der Tat! Währenddessen jedoch – derart haben sie jede Scham abgelegt! – leugnen sie, daß sie jemandem Gewalt antäten, und geben sich vor Unkundigen den trügerischen Anschein, sie seien von jedem Mord und Blutvergießen rein – gerade so nämlich, wie einst die ruchlose Rotte der Pharisäer nicht als Anstifter zur Tötung Christi gelten wollte. Die Toren quält auch die eitle Sorge, daß die Kirche Christi, die sie ihrer Meinung nach als Atlasse von dreimal so gewaltiger Größe auf ihren Schultern tragen und durch ihre Verteidigung in gutem Stande und in Sicherheit erhalten, zusammenstürzen werde, wenn sie nicht herumtoben und nicht alle, die sich ihren Lehren widersetzen, auf jede nur mögliche Art zum Weggang zwingen würden. O diese nichtswürdigen Menschen, die Handlungsweisen des rasenden Satan für die Ehre Christi und seiner Kirche anwenden! Diese hat sich zu Anbeginn zusammengefunden durch das Wort und den friedsamen Geist, und jetzt soll sie nur Bestand haben können durch wahnwitziges Wüten? Sie, die einst von so vielen Königen und Alleinherrschern, die sie über das ganze Erdenrund hin heftig bekämpften, nicht zerstört worden ist, wird nun zerstört werden, wenn jene sie nicht verteidigen? Wenn sie nicht zu Waffen und Bränden, Schwertern und Fesseln greifen? Wohl werden die Reiche der Welt mit der Gewalt des Schwertes aufrechterhalten, da sie zweifellos aus Gewalt und Blutvergießen entstanden sind. Christi Reich jedoch wird durch keinerlei Waffen erhalten werden, sondern in Ewigkeit durch ebendie [Kräfte] überdauern, durch die es zu Anfang emporgekommen ist. Wisse also, daß alle diejenigen, welche gegen Menschen, die nicht glauben wollen, die Hilfe der Obrigkeit anfordern und Wort und Glauben mit Gewalt und Einschüchterung lehren und auch mit diesen Mitteln verteidigen oder anderswohin, in weit entfernte Länder einführen oder neu verpflanzen wollen, im wahrsten Sinne des Wortes Knechte Satans sind

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<102> Mancipia et Stygii curare negocia regni,
Non Christi, qui non amplectitur ense coactos
Cogentesque ullos, verùm accurrentibus ultrò
Persuasisque suo et Genitoris gaudet amore,
Tum servis etiam instructis non ense vel ira
Ad persuadendum, gaza sed divite verbi.

und die Geschäfte des Höllenreiches, nicht die Christi besorgen, denn dieser öffnet seine Arme keinem von denen, die mit dem Schwert gezwungen wurden oder Zwang ausgeübt haben; vielmehr hat er nur an denen Freude, die freiwillig zu ihm geeilt sind und bewegt wurden durch Liebe zu ihm und zum Vater. Ferner freut er sich auch nicht über Knechte, die sich, um zu überzeugen, mit Schwert oder Zorn, sondern nur über diejenigen, die sich mit dem reichen Schatz des Wortes gewappnet haben.


[16] torqute (torquet Errata)   [17] adhaerat   [18] sacerotes (sacerdotes Errata)   [19] caepit   [20] Rogi   [21] hic   [22] nusquam quae (nusquamque Errata)   [22a] cedimus   [23] infligant (instigant Errata)

Letzte Änderung: 28.12.2009

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