Tomasini, Giacomo Filippo:


Elogia Virorum Literis & Sapientia Illustrium ... imaginibus exornata


Padova: Sardi, 1644. [10],411 S.; zahlreiche Ill.; 22x16 cm


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Als "Väter der Frauengeschichtsschreibung" sind jüngst Autoren des späten 18. Jahrhunderts wiederentdeckt worden (vgl. Historische Zeitschrift 262.1996, S. 39ff. B. Stollberg-Rilinger über John Millar, William Alexander, Christoph Meiners u.a.). In Tomasinis "Ruhmestafeln von Männern, die durch Gelehrsamkeit und Weisheit ausgezeichnet waren" finden wir wesentlich ältere Bausteine zur Geschichte der gelehrten Frau. Hier werden nämlich neben 66 Männern auch 8 Frauen wegen ihrer literarischen Leistungen gerühmt.

Tomasini (1597-1654) erwarb sich mit Arbeiten zur Literatur- und Gelehrtengeschichte Oberitaliens, insbesondere seiner Heimatstadt Padua, solches Ansehen, daß er zum Bischof erhoben wurde. Er verteidigt in seinen Schriften die klassischen Stilideale des Renaissancehumanismus gegen manieristische und barocke Neuerungen.

Das Lob der gelehrten Frau ist seit der frühen Renaissance ein fester Bestandteil der humanistischen Propaganda. Es sprengt nicht etwa den Begriff betont männlicher Bildung und Geistesstärke, wie er von den Humanisten - mit Schlagwörtern wie disciplina und virtus - vertreten wurde. Vielmehr wird die femina docta einerseits als Trägerin eines "männlichen Geistes", vergleichbar der Amazone, der männlichen Norm unterstellt, andererseits als tugendhafte Jungfrau, Gattin oder Mutter mit herkömmlichen weiblichen Rollenbildern identifiziert.

Die Auswahl, die Tomasini unter den gelehrten Italienerinnen des 15. und 16. Jahrhunderts trifft, schließt die berühmteste von ihnen, Olympia Fulvia Morata (geb. 1526 in Ferrara, gest. 1555 in Heidelberg), vielleicht deshalb aus, weil sie der Reformation anhing. Unberücksichtigt bleiben auch die nicht wenigen Fürstinnen von ausgezeichneter humanistischer Bildung wie z.B. Isabella d'Este und ihre Schwägerin Lucrezia Borgia. Alle von Tomasini porträtierten Frauen stammen - wie der Autor selbst - aus dem Herrschaftsbereich Venedigs: Aus Verona Isotta Nogarola (1418-1466) mit ihren Schwestern Ginevra und Laura und ihrer Tante Angela, aus Brescia Laura Cereti (1469-1499), aus Rovigo Hypsicratea a Monte (gest. 1584) und aus der Lagunenstadt selbst Cassandra Fedele (1465-1558) und Modesta Pozzo (lat. a Puteo, Moderata Fonte, 1555-1592). Humanistinnen anderer Regionen, wie z.B. die Florentinerin Alessandra Scala, sind nicht aufgenommen. Eine erste Ausgabe der Elogia war bereits 1630 erschienen. 1636 und 1640 ließ Tomasini die noch heute gültigen Editionen der bis dahin unveröffentlichten Briefe und Reden Cassandra Fedeles und Laura Ceretis folgen. Beide Ausgaben finden sich - ebenso wie die Elogia - in der Sammlung Desbillons der Universitätsbibliothek Mannheim. Die erhaltenen Texte Isotta Nogarolas und ihres Kreises dagegen wurden erst 1885 in Wien publiziert.



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Mannheim, 16. Mai 1996