Thomas Ott: Ein interaktives Modell zum Flächennutzungswandel im Transformationsprozeß am Beispiel der Stadt Erfurt

Industrie- und Gewerbebrachen


Nach der Schließung zahlreicher Erfurter Industriebetriebe, verfügt die Stadt über ein großes Potential an Industrie- und Gewerbebrachen, die in den nächsten Jahren in den Stadtentwicklungsprozeß einzubeziehen sind: "In den traditionellen Gewerbegebieten der Stadt bestehen Nutzungsreserven auf brachgefallenen oder weniggenutzten Flächen" (Stadtverwaltung Erfurt 1996), die als Reserven bei der Erschließung neuer Gewerbeflächen berücksichtigt werden müssen. Im Januar 1994 bezifferte der Wirtschaftsdezernent der Stadt die Gesamtfläche nicht länger genutzter Industrieflächen in Erfurt auf 150 Hektar (TLZ vom 16.1.1994). Es handelt sich um insgesamt 200 kleinere und größere Gewerbebrachen (MAIER/SCHALLER 1994, S. 15). In einigen Fällen ist es gelungen, traditionelle Gewerbestandorte wie das Optima-Gelände (28 ha; vgl. Kap. 6.5.2.2), die Schokoladenfabrik am Stadtpark (1,7 ha), den ehemaligen Schlachthof nördlich der Leipziger Straße (10 ha) oder das Gelände der ehemaligen Erfurter Motorenwerke mit Hilfe von Investoren, aber auch staatlichen Zuschüssen, neuen Nutzungen zuzuführen. Bei anderen Objekten, wie etwa der Lingelschen Schuhfabrik (5,5 ha; vgl. Kap. 6.5.1.3) oder dem "Nährmittelwerk" Eugen-Richter-Straße, konnten bislang nur Zwischenlösungen erzielt werden. Die Zahl der ermittelten Altlastenverdachtsflächen betrug nach einer ersten Übersicht im alten Stadtgebiet 1.486 (TLZ vom 2.9.1993).  
Leerstehende Gebäude des ehemaligen Schuhkombinats "Paul Schäfer"
     
Innenstadtnahe Brachflächen entstanden auch durch die Konversion. So sind als Folge des Abzugs der Roten Armee und der Verringerung der deutschen Streitkräfte im Einflußbereich vieler ostdeutscher Städte teilweise ausgedehnte Militärflächen freigeworden. In den meisten Fällen sind diese Areale jedoch in erheblichem Maße kontaminiert, so daß ihre Aktivierung für städtebauliche Zwecke häufig an den hohen Kosten der Altlastensanierung scheitert (vgl. WOLLMANN 1994, S. 188).    

   
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