Flächennutzungswandel im Transformationsprozeß von der 'sozialistischen' zur 'kapitalistischen' Stadt am Beispiel Erfurts

von Thomas Ott


1.

1.1

Einführung

Zielsetzung und Aufbau der Arbeit

Es waren vor allem die Städte der ehemaligen DDR, in denen die revolutionären Umwälzungen, die letzlich zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten führten, 1989 ihren Ausgangspunkt nahmen. Dies war kein Zufall, offenbarte sich doch der ruinöse Niedergang des Systems mit am deutlichsten in den zerfallenden innerstädtischen Wohnquartieren.[1] In historischer Perspektive reiht sich der Systemwechsel in Ostdeutschland in die Gruppe jener mittel- und osteuropäischen Staaten ein, die seit Beginn der Perestrojka Gorbatschows den beschwerlichen Weg vom Sozialismus in die Marktwirtschaft und vom Totalitarismus in die Demokratie gegangen sind. Es handelt sich dabei um einen in der neueren Geschichte einmaligen Transformationsprozeß, dessen Verlauf und Folgen mittlerweile Gegenstand zahlreicher Untersuchungen und Forschungsarbeiten ist.[2] Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich am Beispiel einer ostdeutschen Großstadt und ihrem Umland mit den räumlichen Konsequenzen dieses Prozesses. [1] Diese These wird gestützt durch die Beobachtung, daß gerade in Leipzig, wo der Verfall der Vorkriegsbausub-stanz mit am schlimmsten war, die größten und bedeutendsten (Montags-) Demonstrationen durchgeführt wurden (vgl. bspw. MARCUSE 1990a, S. 518; HOHN 1990; FLIERL 1991, S. 49; BRÄUER 1992, S. 19; BORSDORF 1993, S. 42). HUNGER (1991, S. 37) stellt gar einen „augenscheinlichen Zusammenhang zwi-schen der Länge der Demonstrationszüge und dem Grad des Stadtverfalls" fest. Auch in Erfurt entlud sich der politische Protest u. a. in einem "Bürgerwall für unsere Altstadt" und in der Gründung eines "Altstadt e. V." (vgl. u. a. DORNHEIM 1995).
[2] Eine Zwischenbilanz dieser Arbeiten wurde jüngst durch die Kommission für die Erforschung des sozialen und politischen Wandels in den neuen Bundesländern e. V. (KSPW) in Form von sechs Berichtsbänden vor-gelegt (vgl. BERTRAM et al. 1996). Quantitative Angaben zur Arbeit der KSPW sowie des Schwerpunkts „Sozialer und poitischer Wandel im Zuge der Integration der DDR-Gesellschaft" der Deutschen Forschungs-gemeinschaft finden sich bei HAUSER et al. (1996, S. 500f.). Eine Diskussion der Aufgaben der Transfor-mations- bzw. der auf Deutschland bezogenen Vereinigungsforschung findet sich bei THALHEIM (1991).
 
Stadtentwicklung läßt sich allgemein als baulich-räumlicher, sozialer und wirtschaftlicher Strukturwandel umschreiben, der in enger Wechselbeziehung "mit gesellschaftlich übergrei-fenden Veränderungen der wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und politischen Verhältnis-se" (KRÄTKE 1995, S. 10) steht.[3] Die räumliche Entwicklung einer Stadt wird somit "durch gesellschaftliche Prozesse bestimmt, die für jeden gesellschaftlichen Zustand einen spezifi-schen Zustand räumlicher Organisation formen" (DANGSCHAT 1982, S. 739). Die Stadt wird in diesem Zusammenhang zur historischen "Kategorie, die in erster Linie durch die sozialökonomische Struktur der Gesellschaft bestimmt wird. Jede Gesellschaft hat demnach ihre eigenen Städte, schafft ihre eigenen Städte" (ACKERMANN 1971, S. 390). Die städtische Physiognomie ist also "ein Spiegel gesellschaftlicher Verhältnisse und Prozesse. So nimmt es nicht wunder, daß in beiden deutschen Staaten der Kontrast der Gesellschaftssysteme in den Städten räumliche Gestalt angenommen hat" (WALLERT 1974, S. 177). Mit dem Wandel der gesellschaftlichen und ökonomischen Verhältnisse waren daher auch Veränderungen auf der städtischen Ebene vorprogrammiert.   [3] In gleicher Weise argumentiert LICHTENBERGER (1991, S. 421): "Political systems are tied up with speci-fic processes in the development of the physical structure within the urban area and in the spatial organization of the society. Therefore, each change in the political system results in displacements and a restructuring in the building stock and in the urban society."
 
Der durch die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten ausgelöste politische, wirtschaftliche und soziale Wandel übt einen nachhaltigen Einfluß auf die Raumstruktur der neuen Bundesländer aus. In den Städten und ihrem unmittelbaren Umland werden die Veränderungen am nachdrücklichsten sichtbar, da diese als ökonomische und gesellschaftliche Zentren von Innovation und Diffusion fungieren und als Konzentrationspunkte von Nachfrage und Absatz anzusehen sind.[4] Die Transformation von der "sozialistischen" zur "kapitalistischen" Stadt [5] setzte in Ostdeutschland mit dem schnellen Beitritt zur Bundesrepublik und der Übernahme der westlichen Rechts-, Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung quasi über Nacht ein. Die materiellen Wirkungen dieser neuen Gegebenheiten entfalten sich jedoch erst nach und nach, da mentale, soziale, politische, institutionelle und nicht zuletzt baulich-räumliche Strukturen in unterschiedlichem Umfang eine persistente Wirkung ausüben (vgl. u. a. M&UUMLLLER 1985, S. 441).[6] [4] Entsprechend hoch sind hier Investitionen sowohl von privater Seite, wie etwa die zahlreich neu entstandenen Einkaufszentren zeigen, als auch von staatlicher Seite, was bspw. der Ausbau der Infrastruktur dokumentiert. Vgl. hierzu auch GENOSKO (1996, S. 124f.).
[5] Der Begriff der "sozialistischen Stadt" fand sowohl in der westlichen Stadtforschung als auch in den Ostblockstaaten einheitliche Verwendung zur Kennzeichnung nach 1917 bzw. 1945 auftretender Strukturen. Der im Titel dieser Arbeit verwendete Gegensatzbegriff "kapitalistische Stadt" ist zumindest in der deutschen Sprache durch die Arbeiten marxistisch orientierter Wissenschaftler einseitig vorbelastet (vgl. bspw. HELMS/ JANSSEN 1971; LEFEBVRE 1975; CASTELLS 1977), er wird jedoch in der anglo-amerikanischen Literatur zur Bezeichnung von Städten in marktwirtschaftlich organisierten Staaten verwendet (vgl. bspw. SMITH/FEAGIN 1987). Es erscheint sinnvoll, die beiden Begriffe einander gegenüberzustellen, da sie in ihrer plakativen Aussagekraft den tiefgreifenden Wandel der Städte und Regionen im ehemaligen sowjetischen Einflußbereich illustrieren.
[6] "Political and economic processes have given a new meaning to location in space. (...) On the other hand, the inherited socio-spatial structure of the city is in conflict with the spatial impact of economic principles introduced recently, and also with the consequent social restructuring" (SÝKORA 1993, S. 81).
"Markt statt Plan, Privateigentum statt 'Volkseigentum', Demokratie statt Diktatur. Für die Stadtentwicklung heißt dies, daß völlig andere Allokationsprinzipien installiert werden und daß die Entscheidungsprozesse eine vollkommen andere Gestalt annehmen" (HÄUßERMANN 1996a, S. 5). Die Flächennutzung kann als Indikator dieses Wandels dienen,[7] da sie Aufschluß über die Neubewertung von Standorten innerhalb des Stadt-Umland-Systems nach der schockartigen Ablösung der zentral gelenkten Planwirtschaft der DDR durch die soziale Marktwirtschaft der Bundesrepublik gibt: "Die Entwicklung der Städte unterlag in der DDR gänzlich anderen Bedingungen als in der Bundesrepublik. Es gab kein privates Bodeneigentum (mehr), alle Investitionen wurden zentralstaatlich gelenkt, und die kommunale Selbstverwaltung war lediglich eine Fassade. Stadtbild, Stadtstruktur und Wohnbedingungen konnten daher nach einheitlichen Kriterien für die gesamte DDR 'gestaltet' werden. Durch die Integration der DDR in das politische und ökonomische System der Bundesrepublik haben sich nun auch die Bedingungen für die Stadtentwicklung fundamental verändert" (H&AUMLU&SZLIGERMANN 1995, S. 3). Die über eine Zeitspanne von vierzig Jahren unter den spezifischen ökonomischen, gesellschaftlichen und ästhetischen Normen sozialistischer Planer und Ideologen überformten Städte, entwickeln sich "from one developed according to the principles of socialism and the dictates of centralized planning decisions to one increasingly conditioned by the rules of the marketplace" (BATER 1994, S. 201). Neben offensichtlichen Veränderungen,[8] die bildhaft mit dem Wandel "von der grauen zur bunten Stadt" (vgl. MARCUSE 1991, S. 203; BERTELS/HERLYN 1995) umschrieben wurden,[9] ergeben sich tiefgreifende Umformungsprozesse im funktionalen, sozialen und physiognomischen Gefüge der Städte. Durch die vielzitierte "Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen" bzw. die "Vereinigung zweier Zeiten" (vgl. BAIER 1990) im Prozeß der Wiedervereinigung wurden äußerst dynamische Entwicklungsprozesse in Gang gesetzt, deren räumliche Folgen zunächst nicht absehbar waren, deren Konturen jedoch mehr und mehr zu Tage treten. Die Grundfrage, die sich durch die Übertragung der westlichen Regulationsmechanismen auf die neuen Bundesländer stellt, lautet: Kommt es zu einer Nachahmung der Entwicklung im Westen (inklusive aller dort begangenen Fehler) oder entstehen hier bereits "jene Strukturen, die wahrscheinlich auch die Zukunft der westlichen Städte prägen werden?" (H&AUMLU&SZLIGERMANN 1995, S. 15). Wie zu zeigen sein wird, liegt jedoch in den beiden Alternativen nicht notwendigerweise ein Widerspruch. [7] Vgl. hierzu bspw. BOESLER (1960, S. 32): "Der Zusammenhang zwischen Funktion und Form kommt in erster Linie bei einer Erfassung der städtischen Flächennutzung zum Ausdruck. Denn die Flächennutzung paßt sich am stärksten und – genetisch gesehen – am schnellsten der funktionalen Entwicklung der Stadt an." Desgleichen KING (1972, S. 3f.): "land-use patterns in any urban area are influenced ... by many complex and interacting forces that are dynamic both over time and space."
[8]
Vgl. bspw. MARCUSE (1990b, S. 28) plastisch: "Das Mercedes-Symbol übernimmt die Stelle des Roten Sterns über der Stadt, das Bürohaus die Stelle der Kirche, die Werbung die Stelle der Kunst." Die Gegenüberstellung von Bürohaus und Kirche ist jedoch angesichts der – vorsichtig ausgedrückt – atheistischen Grundhaltung der sozialistischen Regime etwas kurios.
[9] "Grau ist gar kein schlechtes Wort, um ein Hauptentwicklungselement der meisten Städte in den staatlichen Kommandowirtschaften Osteuropas festzuhalten. Es läßt sich denken an Gleichförmigkeit in der Farbgebung, den Lebensbedingungen, den Gebäudetypen, den Lebensweisen und in den Erwartungen. (...) Allerdings läßt sich mit diesem Wort nicht jene unter den Oberflächenschichten verborgene bedeutende Vielfalt erfassen, wie sie teilweise als Überrest jahrhundertealter Strukturen und teilweise auch als selbst in einer streng auf egalitaristische Ziele ausgerichteten Gesellschaft unvermeidliche Vielfalt zwar existent, oft aber im wahrsten Sinne des Wortes von Schichten grauen Staubes verdeckt war" (MARCUSE 1991, S. 206).
"Die DDR zeigte sich als ein trister Staat, in dem graue Eintönigkeit dominierte und der es in den letzten Jahren gerade geschafft hatte, eine mühsame Balance zwischen Zerfall und Erneuerung aufrechtzuerhalten. Düstere Städte, verwahrloste Fassaden, leere Regale und Schlaglöcher in den Straßen prägten die Erinnerungen des Besuchers" (SINN/SINN 1992, S. 33).
Die Transformation in Ostdeutschland vollzieht sich vor dem Hintergrund anderer tiefgreifender Veränderungen, wie etwa dem Umbruch in der Sowjetunion und Osteuropa insgesamt, der Vollendung und Erweiterung des europäischen Binnenmarktes und der zunehmenden Globalisierung und Verflechtung der Weltwirtschaft. Diese Prozesse wirken sowohl auf die Entwicklung der Transformationsstädte, als auch auf die als Referenzmaßstab dienenden Städte Westeuropas und insbesondere der alten Bundesrepublik ein, die somit selbst einem Wandel bezüglich der Regulationsmechanismen unterworfen sind. Unabhängig von den allgemeinen Tendenzen der Transformation, wird diese zusätzlich von nationalen Modellen beeinflußt. "Nach dem Wegschieben der kommunistischen Doktrin kommen ... allseits historische nationale Unterschiede im Entwicklungsstand der Wirtschaft und der technischen Infrastruktur, im Gesellschaftsaufbau und im Siedlungssystem zum Vorschein" (FA&SZLIGMANN/LICHTENBERGER 1995, S. 238).
Betrachtet man das europäische Städtesystem in seiner historischen Entwicklung (vgl. Abb. 1), lassen sich vereinfacht "drei Phasen in der Stadtentwicklung unterscheiden: die vorindustrielle Stadt, die industrielle Stadt und die postindustrielle Stadt" (FRIEDRICHS 1978, S. 28).[10] Während die Mehrzahl der mittel- und osteuropäischen Städte erst im Zeitalter der Industrialisierung bzw. nach dem Zweiten Weltkrieg unter den Einfluß sozialistischer Städtebauideale gerieten, hatten die russischen Städte 1917 die Industrialisierung erst noch vor sich. Zudem wurden im Zuge der Industrialisierung zahlreiche Städte neu gegründet. Die westeuropäischen Städte gingen nach dem Zweiten Weltkrieg - verstärkt seit den achtziger Jahren - analog zur Wirtschaftsentwicklung den Weg zur postindustriellen Stadt, die in zunehmendem Maße durch tertiäre und quartäre Funktionen und eine nachlassende Bedeutung der Industrie geprägt ist. Die Metropolen der westeuropäischen Staaten - v. a. London und Paris, in Zukunft möglicherweise auch Berlin - haben sich dabei zu "global cities"[11] innerhalb der zunehmenden Verflechtung der Weltwirtschaft entwickelt. Die postsozialistischen Staaten geraten im Zuge der Transformation unter den Einfluß der Regulationsmechanismen der postfordistischen Formation (vgl. Kap. 3.2.1) und stoßen langfristig zur Gruppe der europäisch-postindustriellen Städte hinzu, kehren quasi auf den Hauptentwicklungspfad zurück.[12] Die Hauptstädte der ehemals sozialistischen Staaten - darunter insbesondere Moskau - besitzen darüber hinaus die Chance, zur Gruppe der "global cities" aufzusteigen. Abb. 1: Schematischer Entwicklungsverlauf europäischer Stadtstrukturtypen

Quelle: HOFMEISTER (1973, S. 162; 1982, S. 487); DUTT et al. (1994, S. 29)

[10] Diese drei Phasen stehen in engem Zusammenhang mit der von FOURASTIÉ (1954) postulierten Entwicklung der Beschäftigtenanteile nach Sektoren.
[11] Vgl. hierzu u. a. KNOX/TAYLOR (1995); Sassen (1991).
[12] Diese Aussage deckt sich mit der generellen Beobachtung, "daß die Nationen des Ostblocks nunmehr nach einem (...) historischen Intermezzo wieder auf den ‘normalen’ Entwicklungspfad moderner Gesellschaften einschwenken" (LUTZ 1994, S. 365).
Erfurt, mit 210.468 Einwohnern (1995) achtgrößte Stadt in den neuen Bundesländern, zählt neben Berlin, Leipzig und Dresden zu denjenigen Städten, die nach dem politischen Umbruch und der Vereinigung der beiden deutschen Staaten eine vergleichsweise günstige Entwicklung vollzogen haben und ihre Stellung innerhalb des Städtesystems verbessern konnten (vgl. GANS 1993, S. 85f.; FAZ 1993; SCHOLZ 1993, S. 15; STIENS 1994, S. 14; GENOSKO 1996, S. 132f.).[13] Die ehemalige Bezirksstadt ist von den raumstrukturellen Veränderungen im Zuge der Transformation überdurchschnittlich stark betroffen. Bereits zu DDR-Zeiten profi-tierte sie eindeutig von dieser administrativen Funktion, wie u. a. der kontinuierliche Bevölkerungsanstieg seit 1958 belegt (vgl. Abb. 14). Auch nach 1989 weist sie Standortvorteile auf. Positiv wirken sich nach einer Marktskizze der FAZ (1993) die schon zu DDR-Zeiten anzutreffende Branchenvielfalt aus, die Lage an einer der wichtigsten Verkehrsachsen im vereinten Deutschland und die Funktion als Landeshauptstadt, der angesichts des wirtschaftlichen Strukturwandels in Deutschland sowie des verschärften Wettbewerbs innerhalb Europas ein besonderes Gewicht zukommt. Schon die neue Funktion Landeshauptstadt läßt auf eine gewisse raumstrukturelle Dynamik in der Region Erfurt schließen. Als Oberzentrum der Region Mittelthüringen [14] erfüllt Erfurt zudem zentrale Funktionen im Versorgungs- und Dienstleistungsbereich sowie im sozialen und kulturellen Sektor. [13] HENCKEL et al. (1993, S. 50f.) nennen drei mögliche Funktionserweiterungen, auf deren Basis sich die Stellung einer Stadt innerhalb des Städtesystems verbessern kann: Anreicherung einer bereits vorhandenen, Verlagerung einer zusätzlichen und Wiederbelebung einer ehemals vorhandenen Funktion. Mit dem Aufstieg von der Bezirks- zur Landeshauptstadt, der Verlegung des Bundesarbeitsgerichts von Kassel nach Erfurt und der Wiedereröffnung der Universität lassen sich im Falle Erfurts Beispiele für alle drei Aspekte benennen.
Es gibt auch vereinzelte Stimmen, die für Erfurt eine Stagnation bzw. einen Niedergang vorhersagen (vgl. FRIEDRICHS 1996, S. 359). Aufgrund der genannten Faktoren sowie den Erfahrungen der letzen Jahre halte ich diese Meinung jedoch für unangemessen.
[14] Die Region Mittelthüringen ist die größte der vier Planungsregionen des Landes Thüringen. Sie umfaßt ca. 32 % der Fläche des Bundeslandes und erstreckt sich entlang der Thüringer Städtereihe von Eisenach bis Weimar, reicht im Süden bis an den Kamm des Thüringer Waldes und umschließt dessen Vorland, die Ilmplatte und den größten Teil des Thüringer Beckens. Zu den Entwicklungsperspektiven und regionalplanerischen Problemen der Region Mittelthüringen vgl. SCHENKHOFF/HEINEMANN (1993); Freistaat Thüringen (1994).
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den im Raum Erfurt eingetretenen Flächennutzungswandel zwischen 1989/90 und 1994/95 zu erfassen und hinsichtlich seiner Ursachen und Folgen zu analysieren. Basierend auf den beobachteten Prozessen können Szenarien der zukünftigen Entwicklung erarbeitet und auch die Frage gestellt werden, ob an Entwicklungstendenzen, die durch den Zweiten Weltkrieg und die Phase der sozialistischen Wirtschaftsordnung unter- bzw. abgebrochen wurden, wieder angeknüpft wird. Außerdem soll sich die Arbeit mit den veränderten Stadt-Umland-Beziehungen und der Rolle administrativer, ökonomischer und sozialer Akteure bei der Gestaltung des Transformationsprozesses sowie den erforderlichen raumplanerischen Maßnahmen beschäftigen.
Der inhaltliche Aufbau der Arbeit folgt - dem Beispiel anderer, jedoch nicht raumbezogener Transformationsstudien entsprechend - "einem analytischen Vierschritt, der aus der Beschreibung der jeweiligen historischen und politischen Ausgangslage, der Entwicklung von Phasen des Übergangs, der Schilderung von Problemen des Status quo post und schließlich der tentativen Entwicklung von Zukunftsperspektiven besteht" (SANDSCHNEIDER 1995, S. 67). In Kapitel 2 werden daher zunächst die grundlegenden Entwicklungsbedingungen und -ergebnisse des sozialistischen Städtebaus in Mittel- und Osteuropa zusammengefaßt. Der zweite Abschnitt dieses Kapitels widmet sich vertiefend den konkreten Phasen des DDR-Städtebaus und seiner räumlichen Folgen. Am Ende dieser vierzigjährigen Entwicklung standen die ostdeutschen Städte, wie sie 1989 in die Transformationsphase eintraten. Im dritten Abschnitt werden die Kennzeichen und Grundzüge der Flächennutzung der sozialistischen Stadt in Mitteleuropa zusammengefaßt. Den Abschluß des Kapitels bilden einige Gedanken zu den wesentlichen Charakteristika kapitalistischer Städte westeuropäischer Prägung, da diese als Referenzmaßstab zur Beurteilung der Entwicklung der postsozialistischen Städte dienen.
Das dritte Kapitel geht zunächst auf die Grundzüge der regulationstheoretischen Betrachtungsweise innerhalb der geographischen Stadtforschung ein. Auf der Basis eines Schemas der regulationstheoretischen Grundstruktur der wirtschaftlich-gesellschaftlichen Organisation einer Volkswirtschaft werden die grundlegenden Kennzeichen der beiden Gesellschaftsformationen in Ost- und Westdeutschland zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung skizziert. Im dritten Abschnitt des Kapitels werden die Kernaussagen der ökonomischen und sozialwissenschaftlichen Transformationsdiskussion reflektiert und hinsichtlich ihrer räumlichen bzw. stadtgeographischen Relevanz untersucht. Diskutiert wird auch die Frage, an welchen "Orten" innerhalb der Stadt Veränderungen zu erwarten sind bzw. wie sich der wiederbelebte Bodenmarkt auf das physiognomische und funktionale Gefüge der postsozialistischen Städte auswirkt.
Der vierte Teil beschäftigt sich eingehend mit den Entwicklungstendenzen ostdeutscher Städte im Transformationsprozeß. Ausgehend von einer Betrachtung des bisherigen Verlaufs des Wiedervereinigungsprozesses erfolgt zunächst ein Überblick über die wichtigsten Probleme aus kommunaler Sicht. Anschließend werden die besonderen Aspekte der Stadtplanung in Ostdeutschland diskutiert, wobei neben den rechtlichen Sonderregelungen vor allem die Restitutionsproblematik sowie die Rolle der Treuhandanstalt breiteren Raum einnimmt. In zwei weiteren Abschnitten werden die Entwicklung des Einzelhandels und der Wohnungswirtschaft vertiefend betrachtet.
Das Kapitel 5 gibt zunächst einen Überblick über die historische Entwicklung der Stadt Erfurt vom Mittelalter bis in das industrielle Zeitalter. Im Blickpunkt steht sodann die städtebauliche und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt unter den Bedingungen des "real-existierenden" Sozialismus der DDR. Dabei wird auch die Frage diskutiert, ob im Falle Erfurts überhaupt von einer sozialistischen Stadt zu sprechen ist. Den Abschluß des Kapitels bildet eine Überblicksdarstellung der Flächennutzung im Raum Erfurt unmittelbar vor der "Wende".
Das sechste Kapitel geht zunächst auf die Art und den Umfang der seit 1989/90 in der Stadt zu beobachtenden Wandlungsprozesse ein. Die wichtigsten Phänomene des eingetretenen Flächennutzungswandels werden sodann anhand von Fallbeispielen aus unterschiedlichen Sektoren und auf verschiedenen Maßstabsebenen verdeutlicht und genauer analysiert. Die herausgearbeiteten Prozesse und Erscheinungen werden abschließend in einer schematischen Übersicht strukturiert und zusammengefaßt.
Kapitel 7 faßt die Ergebnisse der Arbeit zusammen und ordnet sie in den größeren Zusammenhang der (geographischen) Transformationsforschung ein. Zudem werden weitere Forschungsansätze und einige aufgrund der noch nicht abgeschlossenen Entwicklung zwangsläufig offen gebliebene Fragen formuliert. Den Abschluß der Arbeit bilden ausgewählte Dokumente, die die Entwicklung des Städtebaus in der DDR und in Erfurt illustrieren sowie Auszüge der umfangreichen Datensammlung, die im Rahmen dieser Studie aufgebaut wurde.

1.2 Zum Stand der Forschung [15]

Wie oben bereits ausgeführt, spiegelt die Entwicklung einer Stadt in ihrem historischen Ablauf die "real existierenden" Gegebenheiten und Rahmenbedingungen des jeweiligen Gesellschafts- und Wirtschaftssystems wider.[16] Der historischen Perspektive wird im Rahmen dieser Arbeit daher eine wichtige Bedeutung beigemessen, dies umso mehr als die gegenwärtigen Raumstrukturen ebenso wie deren zukünftige Veränderungen ihre Ursache und Begründung in den historisch gewachsenen, aber auch in bereits vergangenen Strukturen und Entwicklungslinien finden. Dies entspricht einem Verständnis von geographischer Stadtforschung, wie sie durch LICHTENBERGER (1986b, S. 68) definiert wurde: "Die Stadtgeographie beschäftigt sich (1) mit der räumlichen Organisation der städtischen Gesellschaft und damit mit einem Ausschnitt aus dem Gesamtsystem der sozioökonomischen Wirklichkeit (...). Die Stadtgeographie beschäftigt sich (2) in prozeßualer Hinsicht mit den Fragen nach den varianten und invarianten Faktoren der Stadtentwicklung, in Abhängigkeit von den politischen Systemen, dem Entwicklungsstand der Wirtschaft, den Fortschritten der Technologie des Bauens, des Verkehrs usf. sowie den Prinzipien des Städtebaus." [15] Die folgenden Absätze geben einen kommentierten Überblick der Forschungsarbeiten und Veröffentlichungen, die die Ausgangsbasis der in dieser Arbeit behandelten Fragestellungen bilden. Vor allem bezüglich der regulationstheoretischen Perspektive sei jedoch auf die Literatursichtung und -kommentierung in Kapitel 3.2 sowie die bibliographischen Angaben in den Fußnoten verwiesen.
[16] "Cities are very much a reflection of the societies that create them" (SMITH 1989, S. 1). Zu diesem Thema vgl. WIRTH (1976). Zur Bedeutung der historischen Perspektive in Stadtplanung und Stadtforschung vgl. u. a. BREITLING (1974).
Zunächst ist die Frage zu klären, ob in der DDR und den anderen Ländern des sozialistischen Lagers ein neuer Typus der Stadt entstanden ist. Dies ist wohl zu bejahen, denn "die ideologischen und, darauf basierend, die politischen und wirtschaftlichen Grundlagen dieses Staates prägen entscheidend den unter diesen gesellschaftlichen Verhältnissen umgestalteten und neu geschaffenen städtischen Raum" (WALLERT 1974, S. 182). Da die Mehrzahl der Städte in den sozialistischen Staaten auf einem 'kapitalistischen Erbe' aufbauten, traten ihre sozialistischen Kennzeichen jedoch selten in reiner Form auf.[17] "Die Städte in der DDR wären daher genauer als 'Stadt im Sozialismus' zu bezeichnen, denn die Gleichzeitigkeit von historischen ('kapitalistischen') und neuen ('sozialistischen') Strukturen war die Regel - wie sich generell in Städten mit langer historischer Tradition typischerweise Strukturen aus verschiedenen gesellschaftlichen Formationen überlagern" (HÄUßERMANN 1996a, S. 5).[18] [17] "Generalizations concerning the nature of the socialist city must take into account the significance of patterns inherited from the past and also the possibility of contrasts that arise as a result of following different national paths to socialism" (SCARGILL 1979, S. 259).
[18] FRENCH/HAMILTON (1979b, S. 6) hatten bereits den Begriff "socialized city" vorgeschlagen.
Vereinzelt finden sich auch Stimmen, die die Existenz eines eigenständigen sozialistischen Stadttypus bezweifeln und stattdessen die Phasen der Stadtentwicklung im Zusammenhang mit dem Industrialisierungsgrad eines Landes betrachten (vgl. HAHN 1979, S. 278).[19] Dies mag nicht zuletzt daran liegen, daß es bis zuletzt nicht einmal in der UdSSR bzw. den anderen sozialistischen Staaten weder eine gültige und verbindliche Definition der Begriffe "sozialistische Stadt" oder "sozialistischer Städtebau" (vgl. WERNER 1981, S. 219f.; TURNOCK 1984, S. 327; SCHÖLLER 1987, S. 464) noch eine "geschlossene Theorie der sozialistischen Stadtentwicklung oder des Städtebaues" (FÖRSTER 1986, S. 28; FRIEDRICHS 1978, S. 18) gab.[20] Nichtsdestotrotz galten die städtebaulichen Entwicklungen in der ehemaligen Sowjetunion als Leitlinien und Vorbilder bei der Diskussion eines sozialistischen Stadttyps (vgl. STADELBAUER 1994, S. 179). Einige Definitionsversuche der "sozialistischen Stadt" - vor allem aus dem sozialistischen Lager selbst - basieren auf der Abgrenzung von den "Übeln des kapitalistischen Städtebaus, wie Bodenspekulation, Spontanität, Profitstreben, Konkurrenzkampf und soziale Segregation" (LAMMERT 1982, S. 4).[21] So definierte JACOB (1970, S. 291) als "Ziel die entwickelte sozialistische gesellschaftsgerechte Stadt ..., die für alle Mitglieder der Gesellschaft die harmonische Befriedigung des menschlichen Anspruchs auf Arbeit, Wohnung, Versorgung, Bildung, Kultur und Erholung gewährleistet." Bilanziert man jedoch die Ergebnisse des sozialistischen Städtebaus, muß man feststellen, daß diese hehren Ziele nicht erreicht wurden,[22] sondern vielmehr ein "eklatante[r] Widerspruch zwischen Theorie und Praxis" (SCHÖLLER 1987, S. 443) bestand. [19] "There is a view that the cities of Eastern Europe and the Soviet Union are not fundamentally different from those of the advanced capitalist world, especially Western Europe. They share much of the same historical and physical legacy, and are subject to the same pressures of modern industrial society" (SMITH 1989, S. 4). Es geht dabei um "die Frage, ob die sozialistische Stadt als ein ideengeschichtlich, physiognomisch und strukturell eigenständiger Stadttyp aufzufassen sei, der sich dem regionalen Gliederungsschema nach Kulturerdteilen überlagere, weil er Erscheinungen aus dem vielgestaltigen europäischen Bereich, aus Rußland bzw. der Sowjetunion und aus dem chinesischen Kulturkreis einschließe" (STADELBAUER 1984, S. 42). Die ablehnende Haltung wird damit begründet, daß "Die Stadt ... mehr durch den Entwicklungsstand der Industriegesellschaft als durch Ideologie bestimmt [wird]. Den Typus der sozialistisch-kommunistischen Stadt kann es nur bedingt geben" (HAHN 1979, S. 278).
[20] WERNER (1981, S. 10) formulierte hierzu treffend: "Die Sozialismus-Vorstellungen wandeln sich oft schneller, als Infrastrukturen oder Stadtteile geschaffen werden."
[21] Vgl. hierzu auch STADELBAUER (1984, S. 43) sowie FRIEDRICHS (1978, S. 20f.): "In den sozialistischen Ländern gibt es demgegenüber keinen in Geldgrößen bewerteten Bodenwert, hingegen schärfere Enteignungsgesetze; Boden und Wohnungen sind nicht einem Marktmechanismus unterworfen, demnach gibt es keine Bodenspekulation."
[22] "According to the extensive literature on the cities and urban systems in the USSR and Eastern European nations, there is little doubt that the lofty expectations described above for socialist cities have not been achieved" (DEMKO/REGULSKA 1987, S. 290).
"For a long time the study of urban geography in Britain, the USA and indeed the entire capitalist world, proceeded in almost total ignorance of the socialist city."[23] Dieser Feststellung von SMITH (1988, S. 220) ist aus der Sicht der deutschen Stadtgeographie nur bedingt zuzustimmen. Zwar sind auch die deutschsprachigen Lehrbücher der Stadtgeographie stark auf die angloamerikanischen Stadtentwicklungsmodelle der Chicagoer Schule ausgerichtet, jedoch hat die besondere Situation des geteilten Deutschland stets für ein gewisses Interesse in Bezug auf die Entwicklung im ostdeutschen Teilstaat gesorgt. Zudem ist die Forschungsrichtung der kulturgenetischen Stadtgeographie (vgl. u. a. HOFMEISTER 1973; 1982), in der die sozialistische Stadt als "Ableger" des europäischen Stadttypus verstanden wird (vgl. Abb. 1), wesentlich durch die deutschsprachige Geographie voran getrieben worden.[24] Wichtige Beiträge zur geographischen Analyse der Nachkriegsstadtentwicklung in Ostdeutschland lieferten u. a. SCHÖLLER (1953; 1961; 1967; 1974a; 1986c; 1987), WERNER, F. (1969; 1977; 1981; 1989), WALLERT (1974), MÜLLER (1980), KARGER/WERNER (1982) sowie BUCHHOLZ (1985). Vergleichende Betrachtungen zur Stadtentwicklung in sozialistischen und kapitalistischen Systemen wurden vor allem am Beispiel Berlins durchgeführt (bspw. SCHÖLLER 1974a; HEINEBERG 1978, 1979, 1982, 1985, 1987a; BADER 1987; aus östlicher Perspektive ZIMM 1965). Grundlegende Einsichten in die Raumordnungs- und Städtebaupolitik der DDR sowie eine inhaltliche wie formale Analyse der östlichen Forschungsliteratur lieferten schon vor der Wende die Arbeiten von WERNER (1981; 1985). [23] Ebenso FRENCH/HAMILTON (1979b, S. 2): "Indeed, it is not unfair to suggest that the socialist city is the most neglected subject in the field of urban studies."
[24] In seiner Gegenüberstellung kulturgenetischer Stadtteile gibt HOFMEISTER (1973, S. 161) eine Definition des sozialistischen Stadttyps, die nachfolgend wiedergegeben sei: "Die sozialistische Stadt bedeutet die Verwirklichung bestimmter gesellschaftspolitischer Vorstellungen auf stadtplanerisch-architektonischem Gebiet in dem Raum zwischen der DDR und der Volksrepublik China. Eine ihrer entscheidenden Voraussetzungen ist das Fehlen des privatwirtschaftlichen Konkurrenzkampfes um den Boden, da Privateigentum am Boden eingeschränkt ist. Daher kann man auch im Stadtzentrum großzügig mit der Fläche verfahren und monumentale Plätze und Prachtstraßen für Paraden und Aufmärsche schaffen. Dem Zentrum kommt damit eine besondere propagandistische Bedeutung zu. In älteren Städten des osteuropäischen, russischen und südostasiatischen Kulturraumes mußten dazu Straßendurchbrüche und Abrisse von historischen Bauten erfolgen, während die jungen Städte, meist Industriestädte wie Eisenhüttenstadt, Nowa Huta, Dunaujváros oder Dimitrovgrad von vornherein entsprechend geplant sind."
Auch über die Geographie hinaus war die Wohnungs- und Städtebaupolitik der DDR,[25] insbesondere der letzten beiden Jahrzehnte, Gegenstand einer größeren Zahl von Untersuchungen (vgl. bspw. FRIEDRICHS 1978; 1985; DANGSCHAT/FRIEDRICHS 1980). Standen zunächst vor allem die neuen sozialistischen Städte wie Stalinstadt (später Eisenhüttenstadt), Hoyerswerda oder Halle-Neustadt im Vordergrund, rückten spätestens in den achtziger Jahren die quantitative und qualitative Wohnungsversorgung der ostdeutschen Bevölkerung sowie Fragen des Stadtverfalls und der Stadterneuerung in den Vordergrund des Interesses (vgl. bspw. STAEMMLER 1981; KRISTEN 1988). Erschwert wurden solche Analysen durch die mangelhafte Qualität der amtlichen (Bau-) Statistik der DDR. Detaillierte Aussagen zu einzelnen Indikatoren waren äußerst problematisch, da nicht selten anstelle der realen Bauproduktion die von "oben" vorgegebenen Planziffern in die Statistik Eingang fanden (vgl. GERLACH et al. 1991, S. 253; MANZEL 1992, S. 259). Als wertvolle östliche Quellen sind die im nachhinein mehrfach veröffentlichte Städtebauprognose des Instituts für Städtebau und Architektur der Bauakademie (vgl. HUNGER 1990a; 1990c) sowie der von OSTWALD (1990a) herausgegebene Raumordnungsreport '90 zu nennen. [25] Einen zusammenfassenden Überblick über die Entwicklung des Städtebaus in der der DDR geben u. a. FLIERL (1985) und HOSCISLAWSKI (1991). Eine umfassende und reich illustrierte Darstellung der Planungs- und Gestaltungsprinzipien im Wohnungsbau der DDR gibt RIETDORF (o. J.).
Während in Deutschland also bereits in den sechziger und siebziger Jahren eine Reihe von Studien zur Entwicklung der Städte in der SBZ bzw. DDR angefertigt wurden, die z. T. auch theoretische Ansätze zur Analyse der physiognomischen und funktionalen Struktur der sozialistisch überformten Städte beinhalteten, wandte sich das breitere Interesse der "internationalen" Geographie - abgesehen von einer umfangreicheren Darstellung bei RUGG (1972) sowie einer Fallstudie zur Entwicklung Warschaus durch DAWSON (1971) - erst gegen Ende der siebziger Jahre diesen Fragestellungen zu, wobei der Sammelband von FRENCH/HAMILTON (1979a) als erster Meilenstein genannt werden muß.[26] In der Folgezeit wurden in zunehmendem Maße auch die Arbeiten von Geographen und Planern aus der Sowjetunion und den sozialistischen Staaten in Mittel- und Osteuropa wahrgenommen [27] und einige klassische Arbeiten wie z.B. MILIUTINs "Sotsgorod" von 1930 kommentiert und neu herausgegeben. Weiterhin entstand eine Reihe von Fallstudien, etwa zu Moskau (HAHN 1979; SMITH 1989, S. 9ff.), Warschau (DAWSON 1971; CIECHOCINSKA 1987; SMITH 1989, S. 46ff.), Prag (SMITH 1989, S. 32ff.) oder Bukarest (TURNOCK 1974). [28] Die Entwicklung der sozialistischen Städte in der Sowjetunion und den osteuropäischen Städten wurde zuvor bereits von Architekten und Stadtplanern dokumentiert, vgl. bspw. FISHER (1962), PIORO/SAVIC/FISHER (1965).
[27] Vgl. bspw. SZELENYI (1983).
Mit dem Zusammenbruch der sozialistischen Staaten in Mittel- und Osteuropa richteten zahlreiche Fachdisziplinen - insbesondere die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften - ihre Aufmerksamkeit auf die Prozesse in den Übergangsgesellschaften. Dabei hat sich die Bezeichnung Transformation als "Sammelbegriff für die Charakterisierung der vielfältigen Umbruch- und Wandlungsprozesse in den ehemals realsozialistischen Ländern, einschließlich der DDR" (REI&SZLIGIG 1994, S. 323) eingebürgert. Der Begriff bezeichnet "die Überführung von Ein-Parteien-Diktaturen in parlamentarische Demokratien und die Ablösung kommandowirtschaftlicher durch marktwirtschaftliche Regulations- und Allokationsmechanismen" (LUTZ 1994, S. 365). Abzugrenzen ist der umfassendere Transformationsbegriff gegenüber der bloßen Reform: "Nicht einzelne Teilstrukturen oder Teilfunktionen verändern sich. Das politisch-administrative System insgesamt steht zur Disposition" (KÖNIG 1993, S. 3).
Mit gewisser - nicht zuletzt dem enormen Empiriebedarf geschuldeter - Verzögerung wurden auch stadtgeographische Publikationen vorgelegt, die meist am Beispiel einzelner Städte die transformatorischen Prozesse analysierten. Erste Ergebnisse der stadtgeographischen Transformationsforschung wurden in Aufsatzsammlungen und "Forschungsreadern" (FAßMANN/ LICHTENBERGER 1995) publiziert, so z. B. ANDRUSZ/HARLOE/SZELENYI (1996) oder BERTAUD/RENAUD (1994). Am Beispiel Budapests nennt LICHTENBERGER (1994, S. 99f.) folgende Punkte, mit den sich die "Thematik der Transition" bezogen auf die sozialräumliche Struktur der postsozialistischen Stadt beschäftigt:
- die Veränderung und Persistenz sozialistischer Eigentumsverhältnisse im Wohnungsbestand,
- die Wiederbelebung traditioneller sozialräumlicher Strukturen nach dem Wegfall der zentralistisch egalitärer Doktrin,
- die Herausbildung einer "neuen Klassengesellschaft" und
- das Entstehen einer neuen Bodenpreislandschaft.

In Deutschland wurden bislang für folgende Städte mehr oder minder umfangreiche Untersuchungen zur Transformation auf kommunaler Ebene publiziert: Leipzig (ULLMANN et al. 1990; KEIM/WERNER 1991; JÜRGENS 1994a; SCHMIDT 1994; HERFERT 1994; 1996), Dresden (PÜTZ 1994), Chemnitz (BOCHMANN/DRESLER/TIETZE 1995), Potsdam (GLOBISCH 1991), Gotha (NUHN 1993; CORNELSEN/FRANZ/HERLYN 1994), Eisenach (CASSEL/SCHWADERER 1994), Rostock (HOHN 1990) sowie Stralsund (FOIßNER 1995); Schwerin, Neubrandenburg (ALBRECHT/WEBER 1991). Einzelne Aspekte des Transformationsprozesses beleuchten die Arbeiten von DÜSTERWALD et al. (1994) am Beispiel des Wohnungsmarktes in Ostberlin, FRIEDRICHS (1996) mit einer Analyse der Entwicklung der Innenstädte oder SCHÄFER (1996), die sich mit dem Wandel der wohnungsnahen Infrastruktur auseinandersetzt. Zu nennen ist auch die umfassende Untersuchung zu den Folgen der Wiedervereinigung auf die deutschen Städte in Ost und West des Deutschen Instituts für Urbanistik (HENCKEL et al. 1993). In Mittel- und Osteuropa konzentrierte sich das Interesse bislang v. a. auf die Hauptstädte und Metropolen, wie Prag (SÝKORA 1993), Budapest (KOVÁCS 1994; BER&EACUTENYI 1994; BER&EACUTENYI/KUTAT&OACUTE 1994; IV&AACUTEN/INT&EACUTEZET 1994; LICHTENBERGER/CSÉFALVAY/PAAL 1994), Bukarest (STEFOI 1996) sowie in der ehemaligen UdSSR bzw. Rußland Moskau (STADELBAUER 1994) und St. Petersburg (UNGERN-STERNBERG et al. 1993). Den Wandel in Polen beschreibt FALK (1994) am Beispiel Krakaus.
Insbesondere vergleichende Studien zur Entwicklung der (post-) sozialistischen Städte vor und nach dem Umbruch müssen immer noch mit den Folgen der Einschränkung der raumbezogenen Forschung und Datengewinnung vor der Wende kämpfen. Während in der Vergangenheit Untersuchungen am ehesten in Polen und dem ehemaligen Jugoslawien möglich waren, zeichneten sich die anderen sozialistischen Staaten durch eine strikte Geheimhaltung von Planungsunterlagen sowie raumbezogenen Daten aus.[28] Die Restriktionen raumbezogener und stadtgeographischer Forschung in den sozialistischen Staaten beleuchten u. a. DAWSON (1971, S. 105); SCHÖLLER (1974a, S. 300); HAMILTON (1979b, S. 196f.); WERNER (1981, S. 12ff.; 1985, S. 1ff.) und STADELBAUER (1984). Die genannten Einschränkungen der Veröffentlichungen von raumordnungs- und stadtplanungsrelevanten Materialien, wie Karten, Plänen und Daten, bezog sich zu DDR-Zeiten insbesondere auch auf die Dokumentation der Flächennutzung (vgl. GIES 1987a, S. 112; WIRTH 1993, S. 33). Eine zusätzliche Erschwernis von Arbeiten zur postsozialistischen Transformation ergibt sich für die unmittelbare Zeit des Umbruchs bis zum Neuaufbau der neuen statistischen Ämter (vgl. GERLACH et al. 1991, S. 253; ZEIPERT 1991). [28] Ebenso wie die Zahl der Studien zu polnischen Städten und insbesondere zu Warschau die Zahl der Publikationen zu anderen sozialistischen Städten übertraf, überwog die Zahl von Untersuchungen zur Urbanisierung und zur Struktur des Städtesystems in Mittel- und Osteuropa gegenüber lokalen Detailstudien.
Fundierte Überblicksdarstellungen zur Flächennutzungsentwicklung in der DDR sowie zu den zugrundeliegenden wirtschaftlichen und planerischen Grundsätzen gaben aus westlicher Sicht HOFFMANN (1982; 1983) sowie RUGG (1986), der u. a. zu dem Ergebnis kam, "[that] the most visible changes in land use under socialism are those connected with urban functions" (RUGG 1986, S. 380). Bereits zu DDR-Zeiten stand die städtische Flächennutzung - verstärkt seit dem Beginn der Diskussion um eine den Flächenverbrauch reduzierende und Erschließungskosten sparende "intensive Stadtentwicklung" [29] - im Mittelpunkt einer Reihe von Untersuchungen: So legte die Bauakademie im Jahre 1975 eine vergleichende Analyse der städtischen Flächennutzung in den Groß- und Mittelstädten der RGW-Staaten vor (vgl. BERGELT 1975), die im Anhang einen Überblick über die normativen Richtwerte der Flächennutzung in neuzuerrichtenden Großsiedlungen sowie Daten zur Flächennutzung in den ostdeutschen Groß- und Mittelstädten enthält. Weitere übergreifende Beiträge stammen von HÖNSCH/ HERRMANN (1983), die nach Flächennutzungsveränderungen und ihren Ursachen in kapitalistischen und sozialistischen Gesellschaftssystemen fragen, SCHOLZ (1984), der die wohnungsbaubedingte Verringerung der landwirtschaftlichen Nutzflächen am Stadtrand der ostdeutschen Großstädte analysiert und RICHTER (1989). Mit methodischen Problemen der Flächennutzungsplanung in der DDR (z. B. Luft- und Satellitenbildauswertung, GIS) beschäftigten sich BARSCH/WIRTH (1983), KRÖNERT et al. (1983), HERING (1987), USBECK (1989), LEISTNER (1990). Arbeiten zu regionalen Fallbeispielen der Flächennutzungsentwicklung konzentrierten sich auf Berlin (ZIMM 1984), Halle (BILLWITZ 1978; KRAUSE 1981; WALOSSEK 1981; FROTSCHER 1989) und vor allem den Großraum Leipzig, wobei hier z. T. auch methodische Fragen im Vordergrund standen (vgl. SCHUMACHER/WOLLKOPF 1989; BREITFELD 1989). Auch in den anderen sozialistischen Staaten Mittel- und Osteuropas wurde das Flächennutzungsgefüge der Stadtregionen untersucht, so beispielsweise durch GROCHOLSKA (1975) für Warschau oder BERÉNYI (1986) für Budapest. [29] "In der DDR wird der Ressourcencharakter der Fläche mehr und mehr dadurch unterstrichen, daß von den verschiedensten Seiten ein Interesse an Fragen der Erfassung, Darstellung und Fortschreibung und natürlich auch der weiteren planmäßigen und proportionalen Gestaltung der Flächennutzung besteht. (...) Die Erkundung des landeskulturellen Zustands von Territorien wird in Zukunft immer größere Bedeutung erlangen, weil es mit der detaillierten Kenntnis des gegenwärtigen Zustands gleichzeitig möglich wird, entsprechende landeskulturelle Maßnahmen abzuleiten, die dem Ziel dienen, die Funktionstüchtigkeit und Leistungsfähigkeit des Territoriums entsprechend den steigenden Anforderungen der sozialistischen Gesellschaft zu erhöhen" (BILLWITZ 1978, S. 131).
Die Flächennutzungsstruktur und der Flächennutzungswandel kapitalistischer Städte stehen im Mittelpunkt einer Vielzahl von Untersuchungen.[30] Interessante Vergleiche mit den Entwicklungen in Ost-Berlin erlauben beispielsweise die Arbeiten von HOFMEISTER (1985; 1987) zu West-Berlin. Grundlegende Probleme der Flächennutzungsplanung der westlichen Großstädte beleuchtete ALTRUP (1969). Mit aktuellen Fragen der Flächennutzungsplanung in den Städten der neuen Bundesländer beschäftigen sich die Arbeiten von USBECK (1991) am Beispiel Leipzig, SCHULZE (1991) für Jena und NIEDERMEYER (1994) für die thüringische Kleinstadt Themar. [30] Als Zusammenfassung und Einstieg vgl. bspw. KIVELL (1993).
Die Stadt Erfurt war bislang selten Gegenstand der geographischen Literatur. Meist handelte es sich um kürzere Abhandlungen im Rahmen von thüringenbezogenen Untersuchungen wie etwa bei SCHULTZE (1949); UNREIN (1953), KAISER (1954, S. 13f.), SCHULTZE/ZAUCHE (1955/56), BOESLER (1960, S. 39ff.) oder KÖNIG (1961). Forschungsgegenstand von Dissertationen waren auch spezielle Fragestellungen wie der Gartenbau (z. B REICHARDT 1911; LATTERMANN 1935) oder die Binnenwanderungen (SCHUG 1974). Erst durch die Wiederbelebung des Faches Geographie an den Thüringer Hochschulen - und nicht zuletzt in Erfurt selbst - nach 1990 stand die Stadt und ihr Umland erneut im Blickfeld geographischer Forschung (vgl. GANS 1993; SCHENKHOFF/HEINEMANN 1993; THIEL 1994; GANS/ OTT 1996a; 1996b; OTT 1993; 1996; 1997a; 1997b). Darüber hinaus sind die - leider nur in geringstem Umfang als Manuskript vervielfältigte - Studie von SCHULTZE (1948) sowie die unter seiner Betreuung angefertigten Jenenser Diplomarbeiten zu nennen (ZAUCHE 1955; HEHLGANS 1958). Weitere auf Erfurt bezogene Staatsexamensarbeiten entstanden Ende der fünfziger bis Mitte der sechziger Jahre an der Pädagogischen Hochschule Potsdam (FISCHER 1956; SCHELLHARDT 1958; MÜLLER 1959; DENECKE 1960; HABERMALZ 1965). Leider sind diese Arbeiten jedoch - nach Auskunft der Universität Potsdam - noch zu DDR-Zeiten vernichtet worden. Von Interesse sind auch die an der Sektion Gebietsplanung und Städtebau der HAB Weimar angefertigten Diplomarbeiten (z. B. MENDE 1970; GUMMEL 1972; HALITSCHE 1979; BUDSZUHN/CZAIKA 1980; FICHTLER 1980). Neben den Veröffentlichungen der amtlichen Statistik (vgl. Kap. 1.3) und des Stadtplanungsamtes (vgl. THOMANN 1994a) waren mehrere in der Nachwendezeit im Auftrag der Stadt Erfurt oder anderer Institutionen angefertigte Gutachten als Quelle von großer Bedeutung (SCHMIDT/ BRENDEL 1990; HLT 1991; HBS 1992; HENCKEL et al. 1993; MAIER/SCHALLER 1994; HOPPE/STÜER 1994).

1.3 Methodische Vorbemerkung

Das Untersuchungsgebiet gliedert sich in die Landeshauptstadt Erfurt sowie den umgebenden, zum 1. Juli 1994 aufgelösten, Landkreis Erfurt mit zusammen etwa 250.000 Einwohnern. Der Untersuchungsraum wurde als Ergänzung der "Kragenform" des Landkreises nach Süden um einige Gemeinden der Landkreise Weimar, Arnstadt und Gotha ergänzt (vgl. Abb. 2). Durch den Vergleich von zwei Satellitenbildern [31] erfolgte zunächst eine Bestandsaufnahme der großflächigen Flächennutzungsänderungen im Untersuchungsgebiet. Als Grundlage dienten zwei wolkenfreie Miniszenen (50 x 50 km, path 194, row 24) vom 27. Mai 1989 und 29. Juni 1995, die von LANDSAT 5 (Thematic Mapper) [32] aufgezeichnet wurden. Durch Verschneidung und optische Interpretation der beiden Szenen wurden jene Bereiche des Untersuchungsgebietes ermittelt, in denen besonders auffällige Veränderungen zu beobachten waren (vgl. Abb. 3). Diese wurden neben anderen, als typisch erachteten Raumeinheiten als repräsentative Detailuntersuchungsgebiete ausgewählt. Auf der Basis amtlicher Pläne und topographischer Karten, zu DDR-Zeiten angefertigter wissenschaftlicher Untersuchungen [33] sowie weiterer Luft- und Satellitenbilder erfolgte für diese Untersuchungseinheiten eine detaillierte Rekonstruktion der Flächennutzung unmittelbar vor der Wende.[34] Dieser Rückschreibung wurde in einem zweiten Schritt die aktuelle Flächennutzung 1995 gegenübergestellt. Sowohl die rekonstruierte als auch die aktuelle Flächennutzung wurden in ein Geographisches Informationssystem (GIS) integriert, mit dessen Hilfe Veränderungen, aber auch persistente Elemente ermittelt und analysiert werden können. Abb. 2: Administrative Gliederung des Stadt- und ehemaligen Landkreises Erfurt

Quelle: eigener Entwurf
 
Abb. 3: Aufbau des GIS zur Analyse des Flächennutzungswandels

Quelle: eigener Entwurf
Da neben der Art und dem Umfang der eingetretenen Nutzungsänderungen vor allem die Frage nach den Ursachen interessiert, wurden zur Analyse und Interpretation der gewonnenen Ergebnisse die vorhandenen soziodemographischen Daten der amtlichen Statistik sowie weitere Daten aus eigenen Erhebungen und Befragungen in die dem GIS angegliederten Datenbanken aufgenommen. Als Grundlage hierfür dienten die Veröffentlichungen des Amtes für Stadtentwicklung, Statistik und Wahlen der Landeshauptstadt Erfurt sowie die Publikationen des Thüringer Landesamtes für Statistik. Soweit möglich, wurden diese Quellen durch weitere, nicht veröffentlichte Datenbestände und Daten aus anderen Quellen (z. B. BfLR, KSPW) ergänzt. Neben den Lücken, die durch die Neuorganisation der amtlichen Statistik insbesondere für die Jahre 1989 bis 1991 entstanden, erschwerte die Gebietsreform der Thüringer Kreise und Gemeinden zum 1. Juli 1994 die Bildung von Zeitreihen. Da nicht alle wünschenswerten Indikatoren auf Gemeinde- oder Ortsteilebene vorliegen, war auch nicht immer die Rück- oder Umrechnung auf alte oder neue Verwaltungseinheiten möglich. Insgesamt wurde ein System von etwa 20 Datenbanken und Tabellen aufgebaut, welches einen Überblick über die soziodemographische und ökonomische Entwicklung im Untersuchungsraum seit 1989 gibt.[35] [31] Zur Methodik Satellitenbildanalyse vgl. Bundesminister für Raumordnung (1979); Carter/Smith (1980); Jensen/Toll (1982); BÄHR/BAUMGART (1986); QUIEL (1986); STRATHMANN (1986); SCHMULLIUS (1989); GOßMANN (1989); SMIATEK (1993); CZERANKA (1993); MAUS (1993).
[32] Die technischen Eigenschaften und Einsatzfelder dieser Fernerkundungsplattform sind detailliert beschrieben bei Albertz (1991, S. 46ff.) sowie EHLERS/WELCH (1988).
[33] Vgl. bspw. SAITZ (1973); GATTOS/KRISTEN (1977); GLINSKI (1978); TIMRIES/WENZEL/NESSEN (1982); WEISKE (1982); RIESE (1984); KUHN (1985); ROSENPFLANZER (1988); HUBAL (1993a).
[34] Methodische Anregungen lieferten u. a. die Untersuchungen durch KÖRBER (1960); BADEWITZ (1971); Kellersmann (1975a; 1975b); CHRISTOPHERSEN (1982); FORSTER (1983, 1985); SCHNEIDER (1984); KROESCH/SCHMITZ/MAUS (1990); ALBERTZ (1991); PAULSSON (1992); ACHEN (1993).
[35] Auszüge aus diesen Datenbanken sind im Anhang beigefügt (vgl. 8.7).
Parallel zu den Flächennutzungserhebungen erfolgte die Kontaktaufnahme zu ausgewählten "Experten" und Akteuren im Tranformationsprozeß, wie z. B. Planern, Investoren, Bürgermeistern und Bauträgern. So wurden beispielsweise alle in Erfurt vertretenen Immobiliengesellschaften und Makler angeschrieben und zu ausgewählten Problemen und Entwicklungstendenzen des Immobilien- und Wohnungsmarktes befragt. Von den 149 angeschriebenen Firmen signalisierten 32 ihre Bereitschaft zu Einzelinterviews, darunter auch jene, die die größten Entwicklungsprojekte in der Region betreuen. Um das Bild zu komplettieren, erfolgte darüber hinaus eine Sichtung der regionalen und überregionalen Tagespresse, in der beispielsweise anläßlich der Fertigstellung oder Eröffnung neuer Wohn- oder Gewerbeobjekte Informationen zu Standortentscheidungen deutlich werden. Diesem Zweck diente auch der Vergleich mit den Ergebnissen eines KSPW-Hearings zur Stadt- und Regionalentwicklung. Informationen zu den Problemen der Raumordnung und Regionalplanung konnten dem 1994 erschienenen Raumordnungsbericht des Landes (vgl. Freistaat Thüringen 1994) entnommen sowie anläßlich der Thüringer Regionalplanertagung im November 1995 durch Gespräche und Diskussionen gewonnen werden.

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