„Ich wollte nach Mannheim und es war eine sehr gute Entscheidung“

Isabel Jaramillo Chujón (19) kommt aus Quito in Ecuador und studiert im dritten Semester Psychologie. Durch ihre Schulzeit auf einer Deutschen Schule spricht sie sehr gut Deutsch und hat sich so gut hier eingelebt, dass sie wahrscheinlich auch in Zukunft hier bleiben möchte. In ihrer myUniMA story schwärmt sie von der Internationalität der Universität Mannheim und der umfangreichen Betreuung.

Was hat dich nach Mannheim gebracht?

Ich habe auf einer Deutschen Schule in Ecuador das baden-württembergische Abitur gemacht, deshalb konnte ich sofort im Anschluss mein Studium hier beginnen. Durch zwei Aufenthalte während der Schulzeit in Deutschland wusste ich schon früh, dass ich in Deutschland studieren möchte. Mir hat das Land sehr gut gefallen und die Leute sind so nett.  Außerdem ist die Bildung in Deutschland viel besser und kostet auch weniger. Meine Schwester studiert in Ecuador und sie zahlt dort sehr viel für ihr Studium. Ich wollte unbedingt Psychologie studieren und habe mich an sieben verschiedenen Unis beworben. Dabei habe ich mich vor allem an den Rankings orientiert, denn ich war wirklich eine Streberin und wollte an der besten Uni studieren. Bei den Rankings im Bereich Psychologie schneidet Mannheim immer sehr gut ab. Schließlich wurde ich in Berlin und in Mannheim angenommen. Ich habe zwar ziemlich viele Freund*innen aus Ecuador in Berlin, aber ich glaube die Stadt wäre ein bisschen zu groß für mich. Ich wollte nach Mannheim und es war eine sehr gute Entscheidung.  

Wie gefällt dir dein Psychologie-Studium?

Gerade am Anfang war die Umstellung von der Schule zur Uni schwierig. Ich wusste zwar, dass der Schwerpunkt hier in Mannheim auf empirischen Methoden liegt, aber anfangs war das trotzdem eine Herausforderung. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt und es macht mir Spaß. Ich würde mittlerweile sogar sagen, dass meine Lieblingsfächer die Methodenfächer sind. Dabei muss man sich eher eigene Gedanken machen und kann aktiv werden. Mein Studien­gang ist grundsätzlich ein rein deutschsprachiger Studien­gang, nur zwei Seminare waren bisher auf Englisch. Wir sind etwa 120 in meinem Jahrgang und es sind vielleicht vier internationale Studierende dabei. Es macht natürlich schon einen Unterschied, ob man in seiner Muttersprache studiert oder nicht. Aber durch meine Schulzeit habe ich von Anfang an alles verstanden. Insgesamt gefällt es mir sehr gut an der Uni Mannheim. Meine Dozierenden sind toll und die Betreuung ist außergewöhnlich gut. In meinem ersten Semester musste ich eine Hausarbeit schreiben und ich war so aufgeregt. Aber meine Dozentin hat mich sehr unterstützt und ich hätte die Hausarbeit sogar auf Englisch schreiben dürfen. Im Endeffekt hat es dann doch auf Deutsch gut geklappt. In meiner ersten Statistikklausur kam mein Professor dreimal zu mir, um sich zu erkundigen, ob ich alles verstehe. Das ist bestimmt nicht an jeder Uni so.

Wie hast du deinen Umzug hierher organisiert?

Das war gar nicht so einfach. Am Anfang habe ich bei meiner Cousine in Karlsruhe gewohnt und bin gependelt. Dann habe ich aber irgendwann meine Wohnung bei „WG-gesucht“ gefunden und wohne jetzt zusammen mit einer Freundin aus Kolumbien. Vorher musste ich alles von Ecuador aus organisieren, aber ich habe von Anfang an Unterstützung erhalten. Es gab viele E-Mails mit wichtigen Informationen und die myUniMA-Plattform der Universität hilft ungemein bei der Organisation des Aufenthalts hier. Ich habe mich nie alleine gelassen gefühlt. Als ich dann hier war, gab es zudem viele Einführungs­veranstaltungen und auf der Erstiparty habe ich meine ersten Freundinnen  gefunden. Ich glaube im ersten Semester hatte ich noch gar keine deutschen Freund*innen. Es war zuerst etwas ungewohnt für mich, weil in Lateinamerika alle sehr offen sind und man schnell ins Gespräch kommt. Hier hat man nicht auf einmal  wahnsinnig viele Freund*innen, sondern muss Freundschaften langsam aufbauen. Meine inzwischen beste Freundin Eva ist aber mit Sicherheit eine echte Freundin.

Verbringst du viel Zeit hier mit Freund*innen aus Ecuador?

Nein, hier in Mannheim kenne ich niemanden aus Ecuador, aber sehr viele andere aus Lateinamerika. Ich wollte nicht nach Berlin oder Karlsruhe, wo ich viele Ecuadorianer kenne, sondern etwas Neues kennenlernen. Inzwischen kommen meine besten Freund*innen hier eher aus Deutschland und mit den meisten studiere ich zusammen. Das ist wirklich das Tolle an Mannheim: Man trifft Leute aus der ganzen Welt und das, obwohl die Universität eigentlich eher klein ist. Ich treffe mich sehr gerne mit Freund*innen zum Kochen. Manchmal besuche ich auch eine Freundin, die in einem Studentenwohnheim wohnt, in dem es ein Klavier gibt und dann spiele ich ein bisschen. Neben dem Studium mache ich außerdem viel Sport. Das Institut für Sport bietet ja wirklich jede Sportart von A bis Z an. Und ich fahre sehr häufig nach Heidelberg, weil es dort so schön ist. In Mannheim gibt es aber auch ganz schöne Ecken, wie zum Beispiel am Wasserturm oder der Luisenpark im Sommer. Ich bin sogar den ganzen Sommer hier geblieben, weil ich finde, dass die Stimmung in Mannheim im Sommer ganz besonders ist.

Wie war für dich die Umstellung vom Alltag in Ecuador zum Alltag in Deutschland?

Ein bisschen anders ist es natürlich schon. Bei uns gibt es zum Beispiel keine Fußgängerampeln und man versucht, einfach so über die Straße zu kommen (lacht). Aber weil ich aus der Hauptstadt Quito komme, sind die Unterschiede für mich nicht so groß. Das Klischee, dass die Leute hier sehr organisiert und pünktlich sind, stimmt wirklich. Ein großer Unterschied ist außerdem, dass die meisten nach der Schule schon sehr selbstständig sind. In Ecuador wohnen fast alle Studierenden bei ihren Eltern. Ich arbeite neben dem Studium beim Akademischen Auslands­amt im Bereich der Zimmer- und Sprachkursvermittlung und meine Chefin dort wundert es immer sehr, wenn 22-jährige Studierende aus Lateinamerika ihre E-Mails nicht selbst schreiben, sondern ihre Eltern. Im ersten Monat habe ich meine eigene, neue Selbständigkeit hier sehr genossen, aber in der Prüfungs­phase wusste ich gar nicht, wie ich auch noch selber kochen, einkaufen und putzen soll. Aber mittlerweile klappt alles ganz gut.

Vermisst du Ecuador?

Ich glaube, weil ich ziemlich jung war, als ich hierher kam, habe ich mich sehr schnell eingelebt. Aber manchmal habe ich natürlich trotzdem meine Heimwehtage. Vor allem meine Familie und meine Schwester vermisse ich sehr. Leider kann ich dann nicht einfach nach Hause fahren, denn die Flüge sind lang und teuer. Man ist fast 24 Stunden unterwegs. Die Lebens­situation in Ecuador hat sich insgesamt verbessert, besonders in den Städten, aber es ist immer noch ein Entwicklungs­land. Mein Gehalt hier als Hiwi liegt höher als der Mindest­lohn in Ecuador. Ich bin wirklich froh, dass ich die Möglichkeit habe, hier in Deutschland zu studieren. Wahrscheinlich werde ich nach dem Studium nicht zurückgehen. Mir gefällt es in Deutschland. Aber ich glaube die meisten anderen aus Ecuador, die im Ausland studiert haben, kehren irgendwann zurück.

Was hast du nach deinem Studium vor? 

Ich weiß es noch nicht genau. Ich habe Pädagogische Psychologie abgewählt, und muss mich jetzt noch zwischen Klinischer und Wirtschafts­psychologie entscheiden.  Auch in die Forschung zu gehen, wäre eine Option für mich, weil ich Statistik und Methodik so spannend finde. Die Dozierenden hier sind so motiviert und haben selbst so viel spannende Forschung betrieben, dass sie einen wirklich begeistern können. Nächstes Semester mache ich in drei Monaten zwei verschiedene Praktika, danach möchte ich mich entscheiden. Auf jeden Fall möchte ich noch einen Master machen. Aber ich denke, ich werde in eine andere Stadt gehen, um noch ein bisschen mehr von Deutschland zu sehen. Da bin ich noch sehr offen.

Text: Lina Vollmer / Dezember 2016