Hans Albert wird 100

Der Soziologe, Philosoph und Emeritus der Universität Mannheim Prof. em. Dr. rer. pol. Dr. h.c. mult. Hans Albert feiert am 8. Februar seinen 100. Geburtstag.

Als Vorreiter und Vertreter des Kritischen Rationalismus steht Hans Albert für eine wissenschaftliche Denkweise, die sich durch die ständige kritische und empirische Prüfung von Theorien auszeichnet, um eine Annäherung an die Wahrheit zu erlangen. Er steht damit in einer Reihe mit Max Weber und Karl Popper und zählt zu den bedeutendsten Wissenschaftstheoretikern im deutschsprachigen und internationalen Raum. Für sein wissenschaftliches Werk wurde Hans Albert mit den Ehrendoktorwürden der Universitäten Linz, Athen, Kassel, Graz und Klagenfurt ausgezeichnet. 2008 erhielt er zudem das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

Mehr als ein Vierteljahrhundert seines Wirkens – von 1963 bis 1989 – war Albert Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie und Wissenschaftslehre an der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Mannheim. In diese Mannheimer Zeit fiel unter anderem die Veröffentlichung des „Traktats über kritische Vernunft“ – eines der großen Standardwerke der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie – sowie seine Beteiligung am sogenannten “Positivismusstreit”, bei dem Albert an der Seite Karl Poppers gegen Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas Stellung bezog.

Trotz mehrfacher Rufe an andere Universitäten ist Hans Albert der Universität Mannheim bis zu seiner Emeritierung treu geblieben. Mehrere universitäre Meilensteine fielen so in Alberts aktive Zeit in Mannheim: Die bei seiner Berufung noch bestehende Wirtschaftshochschule wurde 1967 in Universität Mannheim umbenannt. Aus seiner Fakultät, die in den Anfangsjahren nur die Soziologie und Politische Wissenschaft umfasste, ging schließlich die Fakultät für Sozialwissenschaften in ihrer heutigen Form mit den Fachbereichen Politikwissenschaft, Psychologie und Soziologie hervor.

Hans Alberts Einfluss auf seine Fakultät ist bis heute wirksam. Bei allen Unterschieden in den wissenschaftlichen Fragestellungen ihrer drei Disziplinen hat sich der von ihm in seinem „Traktat über kritische Vernunft“ propagierte kritische Rationalismus inzwischen als gemeinsames Wissenschaftsverständnis durchgesetzt. Alle Forscherinnen und Forscher der Fakultät orientieren sich in ihrer Theorie an rationalen Entscheidungsmodellen und überprüfen diese empirisch-analytisch mit quantitativen Methoden. Die sich daraus ergebende Möglichkeit des Scheiterns der Theorie an der Empirie zeigt auf, dass wissenschaftliche Forschung kein Weg zu einer endgültigen Wahrheit sein kann, sondern immer überprüfbar und replizierbar sein muss.

Die Universität Mannheim und die Fakultät für Sozialwissenschaften danken Hans Albert für sein Wirken an der Universität und gratulieren ihm zu seinem 100. Geburtstag sowie seinem herausragenden wissenschaftlichen Lebenswerk.

Ein Online-Festakt zum 100. Geburtstag, ausgerichtet von der Giordano-Bruno-Stiftung in Kooperation mit dem Hans-Albert-Institut und dem Koordinierungsrat säkularer Organisationen (KORSO), wird am 8. Februar 2021 ab 19 Uhr live via YouTube ausgestrahlt.

Weitere Informationen

Laudatio von Prof. Dr. Michael Diehl, Dekan der Fakultät für Sozialwissenschaften

Laudatio von Prof. em. Dr. Hartmut Esser, Nachfolger Hans Alberts auf dem Lehrstuhl für Soziologie und Wissenschaftslehre

Website des Hans-Albert-Instituts zum 100. Geburtstag

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