Die Philosophische Fakultät der Universität Mannheim trauert um ihren Kollegen, Herrn Professor Per Sture Ureland, der im November 2022 im Alter von 85 Jahren verstorben ist. Herr Ureland hatte von 1977 bis zu seiner Emeritierung 2002 den Lehrstuhl für Allgemeine Linguistik der Fakultät inne. Damit erfüllte er in einem Zeitraum, in dem die Sprachwissenschaften in den Einzelphilologien noch nicht im heutigen Umfang ausgebaut waren, eine zentrale Funktion. Mit seiner Expertise in diversen europäischen Sprachfamilien hat er das Lehr-und und Forschungsspektrum der Fakultät und die Weiterentwicklung der Mannheimer Sprachwissenschaften entscheidend mitgeprägt.
Herr Ureland befasste sich schon früh in seiner wissenschaftlichen Karriere mit sprachtypologischen Fragen und mit den Konsequenzen des Sprachkontakts für das Überleben und den Rückgang kleiner Minoritätssprachen unter dem Einfluss von Majoritätssprachen. Zu schwedischen Diaspora-Gemeinschaften im amerikanischen Mittleren Westen und später zu weiteren Sprachen, u.a. im Baltikum, hat er fast drei Jahrzehnte lang Feldforschung durchgeführt und dazu einschlägig publiziert. Im Rahmen dieser Forschung hat sich Herr Ureland auch theoretisch und empirisch mit kontaktbedingter Entlehnung und anderen Misch- und Konvergenzphänomen auseinandergesetzt, wie sie für mehrsprachige Sprachgemeinschaften typisch sind.
Als Mitbegründer des Europäischen Linguistischen Arbeitskreises Mannheim (ELAMA) war er an einer länderübergreifenden Initiative beteiligt, die sich das Ziel der Erforschung europäischer Sprachen, die in verschiedenen Migrationswellen nach Nordamerika gebracht wurden, gesetzt hatte. Über Einzelpublikationen hinaus entstand dabei eine Reihe von Sammelbänden, die Herr Ureland alleine und mit Kolleg:innen seines Mannheimer Lehrstuhlteams herausgegeben hat. Diese Publikationen basierten auf internationalen Symposien, die in unterschiedlichen Ländern ausgetragen wurden. Mit seiner Forschung verfolgte Sture Ureland von Anfang an Themen, die in den letzten Jahrzehnten vermehrt, u.a. bedingt durch neue Migrationsbewegungen und Einsichten in den Verlust von Dialekten und Herkunftssprachen, in den Fokus der internationalen sprachwissenschaftlichen Forschung gelangt sind.
Herr Ureland war ein liebenswerter und im Kollegium hochgeschätzter Kollege. Seine Studierenden fanden in ihm einen zugewandten, inspirierenden akademischen Lehrer, der sie für sprachwissenschaftliche Themen sowie für damals wie heute wichtige linguistische Anwendungsfelder, darunter auch für Deutsch als Fremdsprache, begeistern konnte. Auch nach seiner Emeritierung hat er noch für mehrere Jahre unterrichtet. Die Philosophische Fakultät der Universität Mannheim erinnert sich an ihn mit Hochachtung und Dankbarkeit für sein Wirken in den Gremien der Fakultät, für sein Engagement für die Studierenden und für seine Forschungsleistung.
Prof. Dr. Rosemarie Tracy
Seniorprofessorin Universität Mannheim