Wer Angst hat, wählt konservativer?

Wenn Menschen Angst haben, wählten sie eher Politiker*innen oder Parteien am Rande des politischen Spektrums. So lautet eine gängige Hypothese. Wissenschaft­ler der Universität Mannheim haben nun herausgefunden, dass die Hypothese nicht auf alle Arten von Angst zutrifft, sondern dass der politische Kontext der Angst hierbei entscheidend zu sein scheint.

Diskussionen in den Medien lassen vermuten, dass Angst die Wählerinnen und Wähler zu einer rechteren politischen Haltung treibt. Einige Politiker des rechten politischen Spektrums scheinen in ihren politischen Kampagnen auch absichtlich Ängste zu schüren: Dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump wurde dies zum Beispiel vorgeworfen. Frühere Studien hatten auch gezeigt, dass Themen wie zunehmende Einwanderung, entfremdende Globalisierung, drohender Terrorismus solche Ängste auslösen und die politische Meinung beeinflussen können.

Die Psychologen Ulrich Müller und Prof. Dr. Georg W. Alpers haben nun gemeinsam mit dem Politik­wissenschaft­ler Oke Bahnsen in einem Laborexperiment untersucht, ob auch Angst, die nicht mit politischen Themen verbunden ist, politische Einstellungen beeinflussen kann. Dazu lösten sie bei den Probandinnen und Probanden Angstzustände aus, die keinerlei politische Konnotation aufwiesen, und beobachteten, ob diese Ängste die politischen Einstellungen der am Experiment Teilnehmenden beeinflussten. „Unsere Ergebnisse zeigen ganz klar, dass Angstzustände für sich genommen die politischen Einstellungen nicht beeinflussen. Das bedeutet, dass die Tendenz, rechts oder links von der politischen Mitte zu wählen, von einem politischen Kontext der Bedrohung abhängig zu sein scheint“, fasst Ulrich Müller zusammen.

Die Publikation ist erschienen in der Fach­zeitschrift Frontiers in Psychology.

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