Warum ist es wichtig, sich zu erinnern? Welche Herausforderungen stellen sich heute im Zusammenhang mit den Konzepten kulturelles Erbe, kulturelle Identität und Aufarbeitung? Wie kann die Auseinandersetzung mit kulturellem Erbe eine aktive und diskursive Erinnerungskultur fördern? Dies sind einige der Fragen, die wir uns im ersten Workshop gemeinsam stellen möchten.
Im Sinne des Workshop-übergreifenden Leitgedanken Shifting Perspectives soll die Auseinandersetzung zwischen eigenen und fremden Identitäten im Kontext lokaler Erinnerungskultur ins Zentrum gerückt werden. Angestoßen durch aktuelle Debatten um das Übernehmen erinnerungspolitischer Verantwortung in Deutschland setzt dieser Workshop hier an: Er widmet sich Fragen nach dem “wie” der Erinnerung und der Aufarbeitung dunklen kulturellen Erbes, speziell im lokalen Umfeld der Stadt Mannheim. Zwei thematische Fokuspunkte liegen dabei auf der Zeit des Nationalsozialismus und der Kolonialgeschichte Mannheims, um immer wieder zu reflektieren: Was hat das mit mir zu tun? Was habe ich damit zu tun? Denn die Auseinandersetzung mit dem Erinnern birgt Fragen kultureller Identität und interkulturellen Zusammenlebens. Die dadurch geschaffene Verbindung zur Geschichte ist zentral, um gegenwärtige gesellschaftliche diskriminierende Strukturen zu verstehen und aufzubrechen.
Aline Schmidt ist Sprachwissenschaftlerin und federführende Organisatorin dieses Workshops. An der Universität Mannheim ist sie Koordinatorin für International Cultural Studies (ICS) am Dekanat der Philosophischen Fakultät. Ähnlich wie die ICS-Seminare hat auch der Workshop den Anspruch, das gegenwärtige kulturwissenschaftliche Phänomen der Erinnerungsarbeit und Aufarbeitung kulturellen Erbes in interkultureller und interdisziplinärer Perspektive zu untersuchen. Aus diesem Grund wird sich der Workshop nicht nur auf die vier Wände der Universität Mannheim beschränken, in denen die Teilnehmenden von der Expertise kompetenter Mannheimer Dozierender und Professor*innen profitieren. Wir arbeiten auch eng mit lokalen Akteuren wie dem freien Radio bermuda-funk, dem MARCHIVUM sowie dem Referenten Sefa Yeter zusammen, die Einblicke in ihre Arbeit geben und die Teilnehmenden bei ihren Recherchen, Diskussionen und bei der Podcastproduktion begleiten. Dieser multiperspektivische und interdisziplinäre Ansatz erlaubt es, das Thema aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und verschiedene Stimmen zu Wort kommen zu lassen, die auch im Medium des Podcasts der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Der Workshop findet von Freitag, den 4. November 2022 bis Sonntag, den 6. November 2022 statt. Einsteigen werden wir selbstverständlich mit einer Kennenlern- und Austauschrunde, da uns die Vernetzung unter den Teilnehmenden und mit den Kooperationspartnern sehr wichtig ist. In den folgenden zwei Tagen werden wir selbstständige Recherchen im Marchivum tätigen, einer Podiumsdiskussion mit Mannheimer Historiker*innen bewohnen, Inputvorträge hören und mit unseren Referent*innen ins Gespräch kommen, an einem postkolonialen Stadtrundgang teilnehmen, das Aufnahmestudio des bermuda.funk von innen sehen, mehr über die inhaltliche Arbeit des Radios erfahren und unseren eigenen thematischen Podcast produzieren.
Ins Leben gerufen und organisiert wird das Projekt von Lea Bastian, Aline Schmidt und Abir Al-Laham, die an der Philosophischen Fakultät im Bereich Internationales tätig sind. Neben den regulären Aufgaben der Koordination der internationalen Austauschprogramme, der Betreuung von internationalen Studierenden sowie der Lehre in International Cultural Studies organisieren sie das Projekt 'Shifting Perspectives', welches Räume für Auseinandersetzung und Diskurs schafft. Die Teilnehmenden sind eingeladen und aufgefordert, sich intensiv mit der eigenen Position zu Themen gesellschaftlicher Relevanz auseinanderzusetzen. Im Zentrum stehen gemeinsames Lernen, Vernetzung sowie die Weiterentwicklung (inter)kultureller und diskursiver Kompetenzen.
Im Herbst-Wintersemester 2022 startet die Veranstaltungsreihe mit einem Workshop zu Erinnerung und kulturellem Erbe, die im Frühjahr-Sommersemester 2023 fortgeführt wird. Angesiedelt an der Philosophischen Fakultät verbinder der Workshop theoretisch-akademische mit praktisch-angewandten Elemente und bringt als Ergebnis eine Podcast-Episode hervor. Mit diesem Format werden innovative Wege der Wissens- und Wissenschaftskommunikation erkundet und ausprobiert sowie die geisteswissenschaftliche Perspektive auf diese Phänomene beleuchtet.
Die Teilnahme ist kostenlos und steht allen interessierten Personen, sowohl Studierenden und Mitgliedern der Universität Mannheim als auch Externen, offen. Anreise- und Übernachtungskosten müssen selbst getragen werden.
Die Veranstaltungen sind in Präsenz geplant. In Abhängigkeit der geltenden Rechtslage im Hinblick auf Corona kann es aber zu kurzfristigen Änderungen bzw. zusätzlichen Auflagen, wie dem Zeigen eines negativen Coronatests, Impfnachweises oder einer Maskenpflicht kommen.
shiftingperspectives uni-mannheim.de
Disclaimer: Die Inhalte dieser Seite werden verantwortet durch Lea Bastian, Abir Al-Laham, Aline Schmidt und Samira Lemkecher.