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Über­griffige Fragen im Bewerbungs­gespräch: Wie kann man am besten darauf reagieren?

- Eva Schneider –

Unter­schiedliche Antworten auf die Frage nach Kindern im Bewerbungs­gespräch können beeinflussen, ob man im Nachhinein das Jobangebot erhält.

 

Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Einladung zum Bewerbungs­gespräch für Ihren Traumjob erhalten. Nun wird im Gespräch danach gefragt, ob Sie Kinder haben, oder ob diese in Planung sind. Sie fürchten, dass Ihre Antwort beeinflussen könnte, ob Sie den Job erhalten. Wie würden Sie reagieren? 

Obwohl es bereits in vielen Ländern verboten ist, in Bewerbungs­gesprächen nach dem Familienstand und Kindern zu fragen, erkundigen sich viele Unter­nehmen dennoch danach. Vor allem Frauen in einem Alter, in dem sie potenziell Kinder bekommen könnten, sind davon betroffen. Vergangene Studien konnten bereits belegen, dass Frauen aufgrund dessen häufiger in Bewerbungs­gesprächen diskriminiert werden als Männer und dadurch seltener ein Jobangebot bekommen. Die gesellschaft­liche Vorstellung davon, wie Mütter sich um ihre Familie und Kinder sorgen, steht im Gegensatz zu den Erwartungen der Unter­nehmen. So wird z. B. unter­stellt, dass Mütter weniger Engagement im Job zeigen, wodurch sie als unattraktiver im Einstellungs­prozess wahrgenommen werden können. 

Ein Forschungs­team hat in verschiedenen Studien Bewerbungs­gespräche simuliert, in denen unter­sucht wurde, welche Aus­wirkungen verschiedene Antwort­strategien auf die Frage nach dem Familienstand haben. 

Die Studien­teilnehmenden sollten anhand der Antworten die Sympathie der Bewerbenden bewerten und einschätzen, ob diese wohl ein Jobangebot erhalten. Zusätzlich sollten Teilnehmende einschätzen, ob die Frage von den gleichen Interviewenden im nächsten Bewerbungs­gespräch wohl erneut gestellt wird. Innerhalb der Gespräche gab es zum einen die Möglichkeit, dass Bewerbende die Wahrheit offenlegen und ehrlich antworten, Kinder zu haben. Zum anderen konnten sie in die Konfrontation gehen und die Diskriminierung ansprechen. Die letzte Möglichkeit war eine Ablenkung von der eigentlichen Frage, etwa durch eine Gegenfrage. 

Bei Bewerbenden, die der Frage auswichen oder von ihr ablenkten, wurde die Wahrscheinlichkeit für ein Jobangebot am höchsten eingeschätzt. In die Konfrontation zu gehen, hat Bewerbende auf persönlicher Ebene unbeliebter wirken lassen und die Wahrscheinlichkeit für das Jobangebot so gemindert. Jedoch wurde festgestellt, dass das Ansprechen von diskriminierenden Fragen etwas auf gesellschaft­licher Ebene verändern könnte. Konfrontation erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass die Frage von der gleichen Person in zukünftigen Gesprächen nicht mehr gestellt wird. Somit kann Konfrontation das Verhalten von Menschen ändern und dadurch Diskriminierung verringern. Die Wahrheit zu erzählen, wirkte sich zwar positiv auf die Beliebtheit der Bewerbenden aus, machte sie jedoch in den simulierten Bewerbungs­gesprächen aus Sicht der Teilnehmenden für das Unter­nehmen unattraktiver.

Wenn es um den Umgang mit unangebrachten Fragen in Bewerbungs­gesprächen geht, erzielen verschiedene Antwort­strategien unter­schiedliche Wirkung. Der Frage auszuweichen, scheint die beste Strategie auf persönlicher Ebene. Konfrontation hingegen kann dazu beitragen Diskriminierung zu reduzieren.

Kahalon, R., Ullrich, J. & Becker, J. C. (2024). How to respond to inappropriate questions in job interviews: Personal and social consequences of truth‐telling, deflection and confrontation. European Journal Of Social Psychology, 54(4), 989–1001. https://doi.org/10.1002/ejsp.3062

Redaktion und Ansprech­partner*in¹: David Grüning¹, Jana Berkessel

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