3 von 100 oder 3% – Ist das dasselbe Risiko?

- Magdalena Mayr –

Wie wir Risiken wahrnehmen, hängt von deren Darstellungs­form und unseren numerischen Fähigkeiten ab.

Stellen Sie sich vor, Sie sind im Urlaub und liegen entspannt am Strand. Nach einigen Stunden fällt Ihnen mit Schrecken auf, dass Sie vergessen haben sich mit einem Sonnenschutz­mittel einzucremen und sich ein heftiger Sonnenbrand auf Ihrem Rücken bemerkbar macht. In der Apotheke bekommen Sie die Auskunft, dass es zwei verschiedene Cremes zur Behandlung Ihrer verbrannten Haut gibt. Der Apotheker informiert Sie auch über die möglichen Neben­wirkungen der Cremes. Dabei teilt er Ihnen mit, dass die Neben­wirkungen der ersten Creme bei 3 von 100 Anwendern und die Neben­wirkungen der zweiten Creme bei 3 Prozent der Anwender auftreten. Für welche der beiden Cremes würden Sie sich entscheiden? Schätzen alle Personen die Risiken der beiden Mittel als gleich hoch ein? Und ist diese Risikowahrnehmung dadurch beeinflusst, wie gut eine Person mit Zahlen umgehen kann?

Mit diesen Fragen beschäftigte sich ein Forschungs­team um Ellen Peters. In seiner Studie wurden fast 300 Teilnehmende gebeten sich vorzustellen sie hätten Kopfschmerzen. Die Teilnehmenden bekamen danach Informationen über ein Schmerzmedikament und wurden auch über dessen Neben­wirkungen aufgeklärt. Das Risiko für das Auftreten von Neben­wirkungen wurde allerdings in zwei verschiedenen Formaten präsentiert. Einem Teil der Teilnehmenden wurde das Risiko in absoluten Zahlen (10 von 100) und dem anderen Teil in Prozentangaben (10%) vorgelegt.  Im Anschluss daran sollten die Teilnehmer angeben, als wie risikoreich sie dieses Medikament einstufen würden. Es wurden außerdem die numerischen Fähigkeiten der Teilnehmer anhand eines Fragebogens erfasst.

Es zeigte sich, dass die Teilnehmenden die verschiedenen Risikodarstellungen nicht alle gleich wahrnahmen. Mathematisch weniger begabte Personen, denen das Risiko im prozentualen Format dargeboten wurde, nahmen dieses als geringer wahr als ihre ebenso unbegabten Mitteilnehmenden, denen es in absoluten Zahlen präsentiert wurde. Bei jenen Personen mit guten numerischen Fähigkeiten hatte es hingegen keinen Einfluss auf die Risikowahrnehmung, ob die Personen das Risiko im prozentualen oder absoluten Format dargeboten bekamen.

Wir sollten daher beachten, dass eine banale Entscheidung darüber, wie wir anderen Personen Risiken vermitteln, einen Einfluss auf deren Risikowahrnehmung haben kann.

Peters, E., Hart, P. S., & Fraenkel, L. (2011). Informing patients: The influence of numeracy, framing, and format of side effect information on risk perceptions. Medical Decision Making, 31, 432–436.

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