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Der Sinn des Pärchenkults auf Facebook

Bereits vor 3000 Jahren finden sich im alten Ägypten Hinweise auf die öffentliche Darstellung der eigenen Partnerschaft durch das Austauschen von Eheringen. Seine Beziehung zu kommunizieren, scheint also kein Phänomen unserer modernen Welt zu sein. Geändert haben sich lediglich die zur Verfügung stehenden Kanäle. Vor allem in Zeiten von Social Media sind den Möglichkeiten praktisch keine Grenzen gesetzt: Gemeinsame Profilfotos oder einen gemeinsamen Beziehungsstatus posten gilt als alltäglich.
Aber warum? Kritisch könnte man vermuten, dass Außenstehende eifersüchtig gemacht werden sollen. Fragt man ein frischverliebtes Pärchen, bekommt man wohl eher eine Antwort wie: „Ich möchte jeden an meinem Glück teilhaben lassen.“ Es steht außer Frage, dass diese Aspekte eine Rolle spielen können. Kori Krueger und Amanda Forest untersuchten in den USA jedoch einen anderen Ansatz: Könnte der Pärchenkult auf Facebook die eigene Beziehung schützen?
Die Forscherinnen vermuteten, dass die plakative Darstellung der eigenen Beziehung auf außenstehende Interessierte abweisend wirkt – sie bekommen nicht den Eindruck, die Person wolle mit ihnen in Kontakt treten. Diese „Schutzfunktion“ wurde in einem Experiment getestet. Die Studienteilnehmenden betrachteten das Facebook-Profil einer Person und bewerteten dieses anschließend anhand von Fragebögen. Entscheidend war, dass dieses Profil durch den Beziehungsstatus, die Posts und das Profilbild entweder auf eine Beziehung hinwies oder keine solchen Hinweise enthielt.
Beide Profiltypen waren bis auf die Beziehungssymbole identisch. Die von den Proband*innen berichtete Bereitschaft, mit den Personen in den dargebotenen Facebook-Profilen in Kontakt zu treten, unterschied sich jedoch bedeutend. Bei dem Profil mit Beziehungssymbolen hatten die Teilnehmenden eher den Eindruck, dass die Person im Profil Teil einer glücklichen und stabilen Partnerschaft sei. Sie wirkte nicht so, als wäre sie an einem romantischen Kontakt mit Außenstehenden interessiert, was wiederum das Interesse der Teilnehmenden an einem Kontakt minderte. Die Autorinnen folgern, dass mögliche Rival*innen somit abgewiesen werden und Außenstehende womöglich nicht mehr versuchen, in die bestehende Partnerschaft einzugreifen. In einer weiteren Studie zeigte sich zudem, dass liierte Facebook-User*innen, die Bindungssymbole nutzten, in der Tat auch eine höhere Motivation aufwiesen, die Beziehung zu schützen, im Vergleich zu jenen, die ihre Partnerschaft nicht so zur Schau stellten.
Im alten Ägypten scheinen die Paare also schon so einiges richtig gemacht zu haben. In heutigen Zeiten, in denen man über Social Media quasi unendlich viele Menschen kennenlernen und erreichen kann, mag die Sorge um die eigene Beziehung und der Wille diese zu schützen umso verständlicher sein. Es geht bei der Verwendung von Beziehungssymbolen also nicht bloß um Selbstdarstellung, dahinter kann auch ein tieferer Sinn stecken: die Beziehung zu schützen.
Krueger, K. L. & Forest, A. L. (2020). Communicating commitment: A relationship-protection account of dyadic displays on social media. Personality and Social Psychology Bulletin, 46(7) 1059–1073. https://doi.org/10.1177/0146167219893998
Redaktion und Ansprechpartner*in¹: Janin Rössel¹, Thomas Dyllick
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