Dinner for one?

- Eliane Tröndle –

Vergnügliche Aktivitäten, die von anderen beobachtet werden können, werden alleine häufig aus Sorge, negativ aufzufallen, gemieden.

Heutzutage leben viele Menschen als Single oder in Partnerschaften, in denen sich auf die Karriere konzentriert wird und daher weniger Zeit für gemeinsame Unternehmungen bleibt. Somit sind auch immer mehr Menschen auf sich allein gestellt, wenn sie Lust auf Freizeitaktivitäten verspüren. Werfen wir allerdings einen Blick ins Restaurant, Kino oder Museum, sehen wir dort nur selten Menschen, die alleine unterwegs sind. Gibt es Aktivitäten, die wir uns alleine eher verkneifen, und wenn ja, warum?

Die Forscherinnen Rebecca Ratner und Rebecca Hamilton vermuteten, dass Menschen vergnügliche Aktivitäten, die von anderen beobachtet werden können, alleine eher vermeiden. Die meisten Menschen streben bei vergnüglichen Aktivitäten grundsätzlich nach Begleitung anderer, weil sie annehmen, so mehr Spaß an der Aktivität zu haben. Geht eine Person nun allein solch einer Aktivität nach, könnten andere schlussfolgern, dass niemand diese Person begleiten wollte oder sie keine sozialen Beziehungen besitzt. Laut den Forscherinnen könnte die Sorge vor solchen negativen Bewertungen ursächlich dafür sein, warum manche vergnüglichen Aktivitäten alleine häufig gemieden werden. Je mehr potentielle Beobachtende es also bei einer solchen Aktivität gibt, desto stärker sollte das Interesse, alleine dieser Aktivität nachzugehen, sinken.

Ihre Annahmen untersuchten die Forscherinnen mit verschiedenen Aktivitäten, die entweder als vergnüglich-öffentlich (z.B. einen Film im Kino schauen), vergnüglich-privat (z.B. einen Film zuhause schauen) oder nützlich-öffentlich (z. B. Lebens­mittel einkaufen gehen) eingeschätzt wurden. Die Studien­teilnehmenden sollten sich vorstellen, diesen Aktivitäten entweder alleine oder zusammen mit FreundInnen nachzugehen, und angeben, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie diese Aktivitäten ausführen würden. Zusätzlich wurde die Vermutung erfasst, was Beobachtende der Aktivität von ihnen halten beziehungs­weise wie viele soziale Beziehungen sie ihnen zugestehen würden. Es zeigte sich, dass Teilnehmende vergnüglich-privaten und nützlichen Aktivitäten mit größerer Wahrscheinlichkeit allein als mit FreundInnen nachgehen würden. Vergnüglichen Aktivitäten, bei denen sie von anderen beobachtet werden könnten, würden sie hingegen mit geringerer Wahrscheinlichkeit allein als mit FreundInnen nachgehen. Weitere Analysen zeigten, dass der letzte Befund teilweise darauf zurückgeführt werden konnte, dass Teilnehmende annahmen, Beobachtende würden ihnen weniger soziale Beziehungen zuschreiben, wenn sie den vergnüglichen Aktivitäten alleine anstatt mit Freundinnen nachgehen würden.

In einer weiteren Studie wurde untersucht, ob das Interesse einer vergnüglichen Aktivität allein nachzugehen davon abhängt, wie viele mögliche Beobachtende anwesend sind. Die Teilnehmenden wurden befragt, ob sie für einen Kinobesuch entweder alleine oder zusammen mit zwei FreundInnen eher einen Samstagabend (viele Kinogäste) oder einen Sonntagabend (weniger Kinogäste) bevorzugen würden. In Einklang mit den Annahmen, wurde die Samstagabendvorstellung für einen alleinigen Kinobesuch weniger stark präferiert als für einen Kinobesuch mit FreundInnen. Der Wunsch, nicht von anderen gesehen zu werden, wenn man alleine ins Kino geht, konnte diesen Befund teilweise erklären.

Ob andere Personen einen tatsächlich so negativ wahrnehmen, wie die Studien­teilnehmenden vermuteten, sollten zukünftige Forschungs­arbeiten noch untersuchen. Klar ist jedoch, dass einem schöne Erlebnisse und sogar neue Freundschaften entgehen könnten, wenn man aus Sorge, schräg angeschaut zu werden, vergnüglichen Aktivitäten nicht auch alleine nachgeht.

Ratner, R.K., & Hamilton, R.W. (2015). Inhibited from bowling alone. Journal of Consumer Research. Advance online publication. doi:http://dx.doi.org/10.1093/jcr/ucv012

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Jennifer Eck*, Svenja Seeger

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