Drück mir die Daumen

- Ulrike Rangel –

Abergläubische Überzeugungen können unsere Leistungen beeinflussen.

Die gerade beendete Weltmeisterschaft hat gezeigt: Fußball und Aberglaube sind enge Verwandte. Da gibt es Mannschaften, die vor dem Turnier Voodoorituale durchführen, Spieler, die nur mit dem rechten Fuß oder in der richtigen Unterwäsche den Rasen betreten, Trainer, die nach dem ersten Sieg ständig in blauen Kaschmirpullovern herumlaufen und Millionen von Fans, die angesichts der Weissagung eines rheinländischen Oktopus in Schreckstarre verfallen. Alles Blödsinn? Laut einer aktuellen Studie der Kölner Sozialpsychologin Lysann Damisch nicht unbedingt. Ihre Forschung zeigt: Unter bestimmten Randbedingungen können abergläubische Überzeugungen unsere Leistungs­fähigkeit tatsächlich beeinflussen.

Damisch und ihre KollegInnen ließen in ihren Studien Versuchspersonen beispielsweise Golfbälle einlochen. Der Hälfte der TeilnehmerInnen wurde gesagt, dass sich der Golfball, mit dem sie spielen würden, als „Glücksball“ erwiesen hatte. Erstaunlicherweise lochten diese Personen tatsächlich mehr Bälle ein als jene, die glaubten, mit einem „normalen“ Golfball zu spielen. Das Forscherteam bestätigte diese Ergebnisse in weiteren Experimenten: Unabhängig davon, ob die Versuchspersonen ein Geschicklichkeits­spiel spielten, einen Gedächtnistest absolvierten oder Anagrammaufgaben lösen sollten – diejenigen, denen der Versuchsleiter vorgeblich die Daumen drückte oder die unter einem Vorwand ihren persönlichen Glücksbringer mitbringen durften, erbrachten die besseren Leistungen.

Die Wirkung der Glücksbringer ist jedoch nicht auf Magie zurück zu führen, sondern wissenschaft­lich erklärbar. Damisch und KollegInnen nehmen an, dass Personen, die fest an ihr Glück glauben – etwa weil sie ihren persönlichen Glücksbringer dabei haben – zuversichtlicher sind, eine vor ihnen liegende Aufgabe erfolgreich zu bewältigen. Diese Zuversicht wiederum beeinflusst die erbrachte Anstrengung und das Durchhaltevermögen bei der Aufgabenbewältigung positiv. In ihren Studien konnten Damisch und KollegInnen zeigen, dass genau dieses größere Durchhaltevermögen für die Leistungs­verbesserung verantwortlich ist.

Im Fußball haben kuriose Mannschafts­rituale und das Tragen von Glücks-Unterwäsche also durchaus ihre Berechtigung, weil sie die Zuversicht bezüglich des Sieges auf dem Rasen erhöhen können. Damisch und KollegInnen warnen jedoch vor den negativen Folgen abergläubischer Überzeugungen. Demnach können diese die Leistung senken, wenn bestimmte Vorzeichen als Unglückssymbole gedeutet werden. So kann das Sichten einer schwarzen Katze oder die Weissagung einer Niederlage zu einer geringeren Zuversicht bezüglich der bevorstehenden Aufgabe führen und dadurch die erfolgreiche Bewältigung in Gefahr bringen. Was uns wieder einmal zeigt, dass Paul, das Tintenfisch-Orakel, an allem schuld ist.

Damisch, L., Stoberock, B. & Mussweiler, T. (2010). Keep your fingers crossed! How superstition improves performance.  Psychological Science, 21, 1014-1020. 

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