Filmreif rauchen?

- Katharina Zimmer –

Rauchszenen in Filmen können Kinder und Jugendliche zum Rauchen verführen.

Haben Sie einen Lieblingsfilm? Gibt es darin eine Figur, die Sie besonders toll finden, mit der Sie sich identifizieren? Vielleicht mögen Sie ihren Stil, ihr Aussehen, ihre Art und vielleicht wären Sie gerne ein bisschen mehr so wie sie?

Vielen Jugendlichen geht es so. Sie möchten sein wie ihre Stars. Filme können einen großen Einfluss auf ihr Verhalten, ihre Sprache und ihren Kleidungs­stil ausüben.Sie formen Einstellungen und beeinflussen, was „cool“ ist.  Aber adaptieren Kinder und Jugendliche von ihren Stars auch Verhalten, das ihnen schadet?

Den amerikanischen Forschern Todd Heatherton und James Sargent zufolge lautet die Antwort auf diese Frage eindeutig „Ja“. In ihren Langzeit­studien untersuchten sie, welche Aus­wirkungen das Rauchen in Filmen auf das Rauch­verhalten von Kindern und Jugendlichen hat. Dazu unterzogen sie über 1000 Filme ausführlichen Inhaltsanalysen und befragten eine repräsentative Stichprobe amerikanischer Kinder und Jugendlicher im Alter von 10 bis 14 Jahren. Sie verglichen die Kinder und Jugendlichen, die die wenigsten Tabakszenen gesehen hatten, mit denen, die dem Rauchen in Filmen am häufigsten ausgesetzt gewesen waren. Letztere hatten positivere Einstellungen zum Tabakkonsum und waren überzeugt davon, die meisten Erwachsenen würden rauchen. Durch Befragungen in den darauf folgenden zwei Jahren konnte ermittelt werden, dass das Risiko eines Rauchbeginns für sie etwa drei Mal so hoch war wie für diejenigen, die die wenigsten Rauchszenen gesehen hatten.

Bemerkenswerterweise fanden die Forscher auch heraus, dass der Einfluss der gesehenen Tabakszenen gerade bei Jugendlichen am stärksten war, bei denen Experten das Risiko, mit dem Rauchen anzufangen, üblicherweise als gering einschätzen: nämlich bei denjenigen, deren Eltern nicht rauchten und die ein eher gering ausgeprägtes Bedürfnis nach Abwechslung und neuen Erlebnissen äußerten.

Je weniger Jugendliche in der Realität jedoch mit dem Rauchen und seinen negativen Folgen konfrontiert werden, desto eher erliegen sie der glorifizierenden Darstellung des Rauchens auf der Leinwand, bei der gesundheitliche Risiken meist gezielt ausgeblendet werden.

Die Ergebnisse von Heatherton und Sargent konnten von anderen Forschern – auch in Deutschland – mehrfach bestätigt werden. Das ist nicht verwunderlich, denn Hollywoodfilme, in denen durchschnittlich jeder vierte Akteur raucht, sind weltweit beliebt und machen 80 Prozent der Filme aus, die hierzulande gezeigt werden.

Heatherton und Sargent sind davon überzeugt, dass das Verbannen von Rauchszenen aus Filmen viele Jugendliche vor der Nikotinsucht schützen kann. In den USA erreichten Anti-Raucher-Gruppen und Medizin-Verbände nach der Veröffentlichung der Studien bereits, dass die Platz­ierung von Tabakmarken in Hollywoodfilmen stark reduziert wurde. Sie fordern jedoch mehr: Filme, in denen geraucht wird, sollen erst ab 17 Jahren freigegeben werden. Die American Medical Association richtete dafür eigens eine Facebook-Seite ein und will das Filmstudio, welches die meisten Rauchszenen zeigt, im Herbst dieses Jahres öffentlich an den Pranger stellen. Bleibt abzuwarten, ob das den gewünschten Erfolg bringt...

Heatherton, T. F. & Sargent J. D. (2009): Does Watching Smoking in Movies Promote Teenage Smoking? Current Directions of Psychological Science, 18 (2), 63 – 67.

© Forschung erleben 2009, alle Rechte vorbehalten

Zurück