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Fühlen, was der Körper ausdrückt

- Ulrike Rangel –

Personen zeigen bei Leistungs­aufgaben größeres Durchhaltevermögen, wenn sie die Arme vor der Brust verschränken.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, ob Sie gerade lachen, weil es Ihnen gut geht oder ob es Ihnen vielleicht deshalb gut geht, weil Sie gerade lachen? Die zweite Möglichkeit ist Unsinn, denken Sie? Nicht unbedingt!

In unserem Erleben sind bestimmte Gefühle und Gedanken mit spezifischen Formen des Körperausdrucks verknüpft. Diese Verknüpfung funktioniert von den Gefühlen und Gedanken zum Körperausdruck: Wir lachen, weil wir etwas witzig finden. Aber sie funktioniert auch in die andere Richtung. So zeigt die Forschung, dass wir Witze komischer finden, wenn wir unbewusst dazu gebracht werden, den Mund zu einem Lachen zu verziehen. Der Körperausdruck kann also auch unser Erleben bestimmen.

In einer aktuellen Studie unter­suchten die Forscher Ron Friedman und Andrew Elliot von der University of Rochester, ob sich der Körperausdruck auf das konkrete Verhalten und die Leistung von Personen auswirken kann. Dazu instruierten sie eine Hälfte der Probanden, die Arme während des Experiments vor der Brust zu verschränken, die andere Hälfte hingegen sollte die Arme flach an die Hüften legen. In dieser Körperposition wurden alle Probanden gebeten, Denkaufgaben zu lösen. Dabei zeigte sich, dass diejenigen Teilnehmer, die die Arme vor der Brust verschränkt hatten, im Schnitt mehr als anderthalb mal so lange an den Aufgaben arbeiteten und deutlich mehr Lösungen fanden. Weil man oft in Situationen die Arme vor der Brust kreuzt, in denen Durchhaltevermögen gefragt ist, aktivierte diese Körperhaltung demnach bei den Studien­teilnehmern unbewusst eine größere Tendenz zur Beharrlichkeit. Diese Tendenz spiegelte sich wiederum in der besseren Leistung der Probanden bei den Denkaufgaben wider.

Sollten Sie also zukünftig bei schwierigen Aufgaben die Arme vor der Brust verschränken? Ganz so einfach ist es wahrscheinlich nicht. Die Versuchspersonen von Friedman und Elliot waren sich der Wirkung ihrer Körperhaltung nicht bewusst. Ob das Arme verschränken auch dann wirkt, wenn man es absichtlich einsetzt, ist daher unklar. Sicher ist nur, dass sich unser Erleben und unsere Mimik und Körperhaltung gegenseitig beeinflussen, und dass wir manchmal auch das fühlen, was unser Körper ausdrückt.

Friedman, R. / Elliot, A. J. (2008): The Effect of arm crossing on persistence and performance. European Journal of Social Psychology, 38 (3), 449–461.

Dieser Artikel ist in Psychologie heute erschienen (August 2008). www.psychologie-heute.de

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