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„Going green is good for you“

- Pauline Finger –

Wer sich umwelt­freundlich verhält, verbessert das eigene Wohlbefinden.

Kein Auto, kein Flug, keine Einweg-Produkte. Ein nachhaltiger Lebens­stil wird oft mit Einschränkungen im Alltag und einem verringerten Wohlbefinden in Verbindung gebracht. Diese verbreitete Einschätzung steht jedoch psychologischen Er­kenntnissen entgegen: So zeigt bisherige Forschung, dass prosoziales, also hilfsbereites und kooperatives Verhalten häufig unser subjektives Wohlbefinden, sprich, unsere persönliche Wahrnehmung von Freude und Sinn im Leben erhöht. Weiter hängt umwelt­freundliches Verhalten einerseits oft mit prosozialem Verhalten, andererseits auch mit subjektivem Wohlbefinden zusammen.

Auf diesen Befunden aufbauend und damit entgegen der gängigen Annahme vermutete Michael Prinzing von der Baylor University, dass umwelt­freundliches Verhalten zu erhöhtem subjektivem Wohlbefinden führt. Zudem lieferte er zwei mögliche Erklärungs­ansätze:

Umwelt­freundliches Verhalten könnte zum einen das Gefühl vermitteln, moralisch richtig und sozial anerkannt zu handeln, was wiederum das subjektive Wohlbefinden erhöhen sollte. Dies würde bedeuten, dass der Effekt bei politisch links-orientierten Menschen stärker sein müsste als bei rechts-konservativen Menschen. Denn ersteren sind die Themen Klima und Natur häufig wichtiger als letzteren, wie frühere Forschung aufzeigt. Zum anderen stellen einige Formen umwelt­freundlichen Verhaltens (wie z. B. Fahrgemeinschaften) soziale Aktivitäten dar, die das Bedürfnis nach sozialer Verbundenheit befriedigen könnten. Dieser Annahme folgend sollte umwelt­freundliches Verhalten unabhängig von der politischen Orientierung das subjektive Wohlbefinden stärken.

Um die Annahme und die beiden Erklärungs­ansätze zu testen, führte Prinzing zwei Studien durch: In der ersten Unter­suchung konnte offengelegt werden, dass mit der Häufigkeit, mit der Teilnehmende umwelt­freundliches Verhalten zeigten, auch deren berichtetes Wohlbefinden stieg. Dieser Zusammenhang war umso stärker, je wichtiger den Personen die Umwelt war.

In der zweiten Studie füllten 545 Erwachsene zunächst einen Fragebogen zu ihrem subjektiven Wohlbefinden, ihrer umweltbezogenen Einstellung und ihrer politischen Orientierung aus. Dann führten sie innerhalb eines Tages entweder drei gute Taten für den Planeten (z. B. Rad- statt Autofahren), drei gute Taten für sich selbst (z. B. in der Badewanne entspannen) oder neutrale Tätigkeiten (z. B. Handlungen im Tagesverlauf merken) aus. Welche der drei Aufgaben die Teilnehmenden erhielten, war zufallsbedingt. Nach zwei Tagen wurde erneut das subjektive Wohlbefinden erfasst.

Die Studie ergab, dass bei vergleich­baren Ausgangswerten die Personen, die drei gute Taten ausgeführt hatten, anschließend ein höheres Wohlbefinden berichteten als diejenigen, die eine neutrale Aufgabe erledigt hatten. Dabei machte es keinen Unter­schied, ob die drei guten Taten für den Planeten oder sich selbst gedacht waren. Diese Ergebnisse traten außerdem unabhängig davon auf, welche politische Orientierung die Personen hatten oder wie wichtig ihnen Umweltbelange waren.

Zusammenfassend legen die Ergebnisse nahe, dass umwelt­freundliches Verhalten vor allem das psychologische Bedürfnis nach sozialer Verbundenheit befriedigt und dadurch insgesamt bei Menschen das Wohlbefinden stärkt. Die Er­kenntnis „Going green is good for you“ könnte also für viele eine geeignete Motivation darstellen, die Barriere zu umwelt­freundlicherem Verhalten zu überwinden.
 

Prinzing, M. (2024). Proenvironmental behavior increases subjective well-being: Evidence from an experience-sampling study and a randomized experiment. Psychological Science, 35(9), 951–961. https://doi.org/10.1177/09567976241251766

Redaktion und Ansprech­partner*in¹: Bianca von Wurzbach ¹, Sven Kachel

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