Gute Vorsätze für 2013?!

- Janin Rössel –

Feste Ziele können uns motivieren, aber auch die Freude am Erleben einer Aktivität verringern.

Ein frohes neues Jahr 2013! Natürlich begehen wir das neue Jahr mit guten Vorsätzen: endlich mehr Sport machen, sich gesünder ernähren und mehr Zeitung lesen! Bei manchen erzeugen diese Bekundungen nur ein mildes Lächeln auf dem Gesicht, wohlwissend, dass diese Vorsätze fast nie umgesetzt werden. Doch müssen wir so pessimistisch sein?

Laut Ayelet Fishbach und Jinhee Choi ist es entscheidend, wie wir unsere Vorsätze angehen. So kann es einen Unterschied machen, ob Sie Sport treiben, weil Sie es belebend finden, oder mit dem Ziel, Ihre Leistungs­fähigkeit zu verbessern. Die Forscherinnen vermuteten, dass die Motivation, mit einer Aktivität zu beginnen größer ist, wenn man bewusst ein Ziel vor Augen hat. Jedoch beeinträchtigt solch ein Ziel gleichzeitig das Erleben der Aktivität, die als reines Mittel zum Zweck verkommt. Dadurch sinkt letztlich auch die Motivation, ihr weiter nachzugehen.

Um diese Annahmen zu überprüfen, wurden in einer ersten Studie Personen in einem Fitnessstudio vor und nach ihrem Training befragt. Einige Teilnehmende sollten zunächst angeben, welche Ziele sie mit dem Training verfolgten, während die anderen beschrieben, wie sie das Training empfinden würden. Beide Gruppen wurden gebeten, sich auch während des Trainings auf ihre Ziele beziehungs­weise Empfindungen zu konzentrieren.

Wie erwartet gab die Gruppe mit bewussten Zielen anfangs an, länger trainieren zu wollen als die Gruppe, die sich auf ihr Erleben konzentriert hatte.  Letztere hielt aber im Schnitt länger durch und berichtete auch ein positiveres Erleben des Trainings. Möglicherweise war für die anderen Teilnehmenden das Training aber anstrengender gewesen, da sie sich die ganze Zeit auf Ziele und nicht die Aktivität selbst konzentrieren mussten. Deshalb wurde eine weitere Studie durchgeführt, in der den Teilnehmerinnen nur indirekt mögliche Ziele aufgezeigt wurden: Sie sahen vor der Befragung beiläufig das Deckblatt einer Yoga-Zeitschrift, welches entweder nur eine meditierende Frau zeigte oder auch Ziele beinhaltete wie „Finde deine Balance“ und „5 Schritte zu einem gestärkten Rücken“.

Befragte, die noch nie Yoga praktiziert hatten, berichteten eine höhere Motivation, Yoga auszuüben, wenn sie Ziele auf dem Deckblatt gesehen hatten im Vergleich zu jenen Anfängerinnen, die nicht mit Zielen konfrontiert worden waren. Ein anderes Bild zeigte sich bei geübten Teilnehmerinnen – hatten sie vor einem Yoga-Kurs das Deckblatt mit Zielen gesehen, berichteten sie danach eine etwas geringere Motivation, mit dem Training fortzufahren.  Dieser Befund ließ sich darauf zurückführen, dass sie das Training weniger angenehm empfunden hatten.

Wie sollten wir unsere Vorsätze also angehen? Um sich zu etwas Neuem aufzuraffen, ist es gut, sich die Ziele zu vergegenwärtigen, die man erreichen möchte. Ist diese Hürde genommen, sollte man sich auf die Aktivität selbst konzentrieren – also beim Zeitung lesen lieber entspannen als daran denken, dass man sich bilden möchte. Das gilt allerdings nur für Aktivitäten, die positive Aspekte an sich haben. Wenn Ihnen schon beim Gedanken an den Frühlingsputz graut, stehen Sie ihn wohl doch eher durch, wenn Sie an die glänzende Wohnung danach denken.

Fishbach, A., & Choi, J. (2012). When thinking about goals undermines goal pursuit. Organizational Behavior and Human Decision Processes, 118, 99–107.

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