Ich habe nur ein bisschen gemogelt!

- Eliane Tröndle –

Nach einem Teilgeständnis fühlt man sich häufig schlechter als nach einem vollständigen oder gar keinem Geständnis.

Vielen Menschen fällt es schwer, Fehl­verhalten zuzugeben. Plagt einen das schlechte Gewissen allerdings zu sehr, ringt man sich häufig doch zu einem Geständnis durch, in der Hoffnung, damit seine Schuldgefühle verringern zu können.

Interessant dabei ist, dass bei einem Geständnis manchmal nur ein Teil des Vergehens gebeichtet wird.  Beispielsweise wird nach viel zu schnellem Fahren angegeben, man sei ja  nur ein paar km/h zu schnell gewesen, oder dem Partner beziehungs­weise der Partnerin wird nur ein Seitensprung von vielen gebeichtet. Es wird vermutet, dass sich bereits durch solche Teilgeständnisse negative Gefühle wie Schuld und Nervosität verringern lassen. Außerdem könnte man sich nach einem Teilgeständnis sogar besser fühlen als nach einem kompletten Geständnis, weil man nur einen Teil des Vergehens verantworten muss. Fühlt man sich nach einem Teilgeständnis aber tatsächlich besser als nach einem vollständigen oder gar keinem Geständnis?
 
Um diese Frage zu beantworten, führte ein Forschungs­team um Eyal Peer eine Reihe von Studien durch. In einer Studie bat es die Teilnehmenden das Ergebnis von zehn Münzwürfen vorherzusagen. Im nächsten Schritt sollten sie mit Hilfe eines Computer­programms selbst zehnmal eine Münze werfen und selbstständig überprüfen, wie oft sich ihre Vorhersage als korrekt erwies. Die Teilnehmenden glaubten dabei, dass das Ergebnis der Münzwürfe nicht gespeichert wurde. Für jede richtige Vorhersage erhielten sie zehn Cent. Es konnte somit ein Zusatzbetrag von bis zu einem Dollar erzielt werden, sodass ein Anreiz zum Schummeln bestand. Nachdem die Teilnehmenden angegeben hatten, wie viele ihrer Vorhersagen korrekt waren, wurde ihnen die Möglichkeit gegeben zu gestehen, falls sie bei der Anzahl richtig vorhergesagter Münzwürfe übertrieben hatten, um mehr Geld zu bekommen. Den Teilnehmenden wurde dabei versichert, dass ein Geständnis keinerlei negative Konsequenzen haben würde und sie den Zusatzbetrag in jedem Fall behalten dürften. Im Anschluss an die Möglichkeit zum Geständnis wurden sie zudem nach ihrer Gefühlslage gefragt.

Die Ergebnisse zeigen, dass etwa 44% der Teilnehmenden in der Studie schummelten, indem sie mehr korrekte Vorhersagen angaben, als sie tatsächlich gemacht hatten. Knapp 25% der „Schummelnden“ gaben auch zu, eine falsche Angabe gemacht zu haben. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen gestand die Schummelei in vollem Umfang, wohingegen die anderen ein Teilgeständnis ablegten, also weniger richtig vorhergesagte Münzwürfe angaben als zuvor, aber immer noch mehr als sie tatsächlich richtig hatten. Entgegen der Erwartung, dass ein Teilgeständnis negative Gefühle reduzieren sollte, zeigte sich aber, dass die teilweise Geständigen stärkere negative Emotionen durchlebten als Teilnehmende, die ein vollständiges oder gar kein Geständnis ablegten. Zwischen den Teilnehmenden, die vollständig gestanden, und denjenigen, die sich zu gar nichts bekannten, gab es hinsichtlich der empfundenen negativen Emotionen keine bedeutsamen Unterschiede.

Nach einem Teilgeständnis hat man zwar häufig geringere Konsequenzen zu befürchten als nach einem vollständigen Geständnis, aber laut Studien­ergebnissen fühlt man sich dafür deutlich schlechter. Dies könnte daran liegen, dass man sich nach einem Teilgeständnis schlecht fühlt, nicht die volle Verantwortung für sein Fehl­verhalten übernommen zu haben. Sollte einen das schlechte Gewissen also so sehr plagen, dass man das Fehl­verhalten zugibt, lohnt es sich darüber nachzudenken, nicht nur einen Teil, sondern das ganze Vergehen zu gestehen, wenn die zu befürchteten Konsequenzen hinnehmbar sind.


Peer, E., Acquisti, A., & Shalvi, S. (2014). “I cheated but only a little”: Partial confessions to unethical behavior. Journal of Personality and Social Psychology, 106(2), 202–217.

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Jennifer Eck*, Mariela Jaffé

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