Ich Versorger, du Hausfrau

- Birgit Gutzer –

Die erwartete Rollenverteilung in der Ehe kann die Partnerwahl beeinflussen.

Gleich und gleich gesellt sich gern? In Bezug auf Interessen mag dieses Prinzip gelten, doch sobald es um die Rollenverteilung in der Ehe geht, verliert es an Kraft. Die traditionelle eheliche Rollenverteilung sieht nun einmal vor, dass es einen „Brötchenverdiener“ und einen Partner gibt, der die Hausarbeit übernimmt und die Kinder versorgt. In der traditionellen Ehe übernahm der Mann immer erstere Rolle und die Frau letztere, doch heutzutage ist diese Rollenverteilung nicht mehr so starr vorgegeben. Doch heißt das nun, dass jeder Partner beide Rollen gleichermaßen übernimmt?

Die amerikanische Forscherin Alice Eagly und ihr Team untersuchten in einem Experiment, ob Menschen PartnerInnen mit Eigenschaften bevorzugen, die komplementär zu denjenigen der Rolle sind, die sie in der Ehe einzunehmen gedenken. So sollten Personen in der Brötchenverdienerrolle eher PartnerInnen mit hauswirtschaft­lichen Eigenschaften bevorzugen, während Personen in der Rolle der Hausfrau oder des Hausmannes PartnerInnen mit einem gut bezahlten Job präferieren sollten.

In Eaglys Experiment sollten sich circa 140 Studierende vorstellen, bestimmte Rollen in einer Ehe mit kleinen Kindern einzunehmen. Entweder sollten sie sich in die Rolle des Vollverdieners oder in die des Daheimgebliebenen einfühlen, der sich um den Haushalt kümmert. Nachdem sie ihr Leben in dieser Rolle beschrieben hatten, gaben sie auf einer Skala an, wie viel Wert sie in dieser Situation auf bestimmte Eigenschaften des Partners legen würden. Dabei wurden die Versuchspersonen nach Eigenschaften gefragt, die gewöhnlich einer Versorgerperson (z. B. „karrierefokussiert“) oder einer guten Hausfrau oder einem Hausmann (z. B. „kinderlieb“) zugeschrieben werden. 

Wie erwartet schätzten die Teilnehmenden, die sich in die Rolle des Daheimgebliebenen eingefühlt hatten, die Versorgerqualitäten des Partners als wichtiger ein als dessen häusliche Fähigkeiten. Dagegen verhielt es sich für die Studierenden in der Verdienendenrolle genau umgekehrt. Sowohl Frauen als auch Männer hielten hier die häuslichen Fähigkeiten ihres Partners für besonders wichtig. Dies zeigt, dass die traditionelle Rollenverteilung aufgeweicht ist und häusliche Fähigkeiten auch für Männer immer wichtiger werden.

Interessanterweise hing auch das Alter des gewünschten Partners von den vorgestellten Rollen ab: So bevorzugten sowohl Hausmänner als auch Hausfrauen ältere Partner als die VersorgerInnen, vermutlich, weil diese eher in der Lage sind, für den finanz­iellen Unterhalt zu sorgen. 

Die Studie zeigt, dass die Arbeits- und Rollenverteilung in der Ehe die Partnerwahl beeinflussen kann. Denn die Rollenverteilung ist nicht mehr starr nach patriarchalischem Vorbild vorgegeben und nun kann beispielsweise die Rolle des Brötchenverdieners von beiden Geschlechtern eingenommen werden. Partnerpräferenzen von Männern und Frauen sind demnach nicht naturgegeben, sondern hängen entscheidend von der gewünschten Rollenverteilung ab. Zwar existieren noch traditionelle Geschlechts­unterschiede, insbesondere in der Alterspräferenz, doch wünschen sich Frauen wohl immer häufiger einen Partner, der auch häusliche Fähigkeiten mitbringt.

Eagly, A. H., Eastwick, P. W. & Johannesen-Schmidt, M. (2009). Possible Selves in Marital Roles: The Impact of the Anticipated Division of Labor on the Mate Preferences of Women and Men. Personality and Social Psychology Bulletin, 35, 403–414.

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