Lässt sich Glück kaufen?

- Esther Glück –

Ein wenig schon – denn Geld für andere auszugeben macht glücklich.

Geld allein macht nicht glücklich, sagt der Volksmund. Und in der Tat zeigt eine Vielzahl an wissenschaft­lichen Studien, dass das Einkommen zwar einen Einfluss auf das empfundene Glück hat, dieser Effekt aber nur sehr klein ist. Vor allem, wenn Grundbedürfnisse, wie ein Dach über dem Kopf und ausreichend Nahrung, befriedigt sind, scheint die Höhe des Einkommens keine bedeutende Rolle mehr im Glücksleben der Menschen zu spielen. Geld allein macht also nicht glücklich. Aber wenn man einen Teil des Geldes für andere ausgibt, dann kann mehr Geld auch zu mehr Glück führen. Dies zeigt eine Reihe von Studien der Autoren Elizabeth Dunn, Lara Aknin und Michael Norton.

Die Autoren nahmen an, dass Menschen, die einen gewissen Anteil ihres Einkommens einer guten Sache zukommen lassen, glücklicher sind als Menschen, die keinerlei Geld spenden. Zur Prüfung dieser Hypothese baten sie ihre Probanden, morgens ihren Glückszustand zu beschreiben. Daraufhin gaben sie den Probanden 5 oder 20 Dollar, mit der Auflage, dieses Geld bis spätestens fünf Uhr nachmittags auszugeben. Während die eine Hälfte der  Probanden das Geld für sich selbst aufbrauchen sollte, musste die andere Hälfte das Geld für einen guten Zweck verwenden, jedoch auf keinen Fall für sich selbst. Nachmittags wurden die Probanden wieder nach ihrem Glücksempfinden gefragt. Es stellte sich heraus, dass diejenigen abends fröhlicher waren, die das Geld nicht zu ihrem eigenen Vergnügen verwendet hatten, sondern um anderen Menschen Gutes zu tun. Dabei war es egal, ob die Probanden 5 oder 20 Dollar zum Ausgeben zur Verfügung gehabt hatten.

Wie kann man diesen Befund erklären? Die Autoren behaupten, dass Lebens­umstände wie das Einkommen, die in der Glücksforschung eine zentrale Rolle spielen, nicht die Ursache für wahres und lang anhaltendes Glück sein können. Dies liegt daran, dass Menschen sich schnell an Umstände gewöhnen und an diese anpassen. Nur Aktivitäten, um die sich Leute bewusst bemühen, können nach dieser Theorie auch wirklich glücklich machen. Wie man sein Geld unter das Volk bringt, ist also mindestens genauso wichtig wie die Höhe des Einkommens.

Nach den Ergebnissen von Dunn und Kollegen ist es für das eigene Glücksempfinden förderlich, wenn man Geld für andere ausgibt. Doch interessanterweise scheinen Menschen häufig gerade das Gegenteil zu tun: So zeigen andere Studien, dass Menschen, die denken, sie hätten genug Geld, weniger geneigt sind, sich sozial zu engagieren, Freunden und Bekannten auszuhelfen, sich mit ihnen auch nur zu treffen oder Geld zu spenden. Dabei könnten ausgerechnet solche Personen sich wortwörtlich ein Stück Glückseligkeit kaufen. Paradoxerweise verleitet demnach ein Irrglaube (nämlich dass viel Geld für eigene Wünsche das Glücksgefühl steigert) dazu, dass Menschen glücklich machende Aktivitäten vermeiden.

Elizabeth W. Dunn, Lara B. Aknin & Michael I. Norton (2008). Spending money on others promotes happiness. Science, 319, 1687-1688.

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