Money, money, money

- Lea Nahon –

Der Fokus auf Geld kann dazu führen, dass wir andere Menschen eher wie Objekte betrachten und behandeln.

Piepen, Pulver, Pinke, Moneten oder Zaster: Geld ist so bedeutend und allgegenwärtig in unserer heutigen Gesellschaft, dass es dutzende von umgangssprachlichen Bezeichnungen dafür gibt. Doch obwohl Geld den Handel enorm erleichtert hat, kann es auch negative Aus­wirkungen auf das zwischenmenschliche Verhalten haben.

So zeigt bisherige Forschung, dass das Denken an oder Betrachten von Geld zu egoistischem und unethischem Verhalten wie Betrug führen kann. Zudem verringern Gedanken an Geld oft das Mitgefühl mit anderen und können sogar Hilfe­verhalten reduzieren. Um solche Effekte hervorzurufen, genügen bereits unauffällige Hinweise auf Geld, wie beispielsweise Bilder von Geldscheinen. Doch warum kann Geld solch negative Konsequenzen auf unser Verhalten haben und was sind die zugrunde liegenden kognitiven Prozesse?

Mit dieser Forschungs­frage beschäftigten sich Xijing Wang und Eva Krumhuber. Die Forscherinnen vermuteten, dass Geld oft eine wirtschaft­liche Denkweise hervorruft, die auf die persönliche Bereicherung ausgerichtet ist. Um den eigenen Nutzen zu maximieren, würde man andere Personen vor allem danach beurteilen, wie sie für die Erreichung der eigenen Ziele eingesetzt werden können. Diese sogenannte „Objektivierung“ von Menschen würde letztlich zu verstärktem egoistischen und unethischen Verhalten führen.

Zur Über­prüfung dieser Annahme führten die Forscherinnen eine Studie durch, in der sie die Tendenz der Befragten erfassten, andere Menschen als Mittel zum Zweck zu sehen. Dazu sollten die Teilnehmenden in einem Fragebogen das Ausmaß ihrer Zustimmung zu verschiedenen Aussagen angeben (z.B. „Ich umgebe mich immer mit solchen Personen, die sehr nützlich für mich sind.“). Zum anderen wurden verschiedene Facetten der Einstellung zu Geld erfasst, beispielsweise die Besessenheit von Geld. Die Befragten konnten auch hier verschiedenen Aussagen mehr oder weniger zustimmen (z.B. „Geld ist das wichtigste Ziel in meinem Leben.“). Wie erwartet stieg mit der Bedeutung, die eine Person Geld zusprach, das Ausmaß, mit dem sie andere Menschen als Mittel zur Zielerreichung ansah. Dieses Ergebnis zeigte sich unabhängig vom sozio-ökonomischen Status einer Person.

In einer zweiten, experimentellen Studie sollte sich die Hälfte der Teilnehmenden vorstellen, ein Leben in Reichtum zu führen. Die andere Hälfte sollte ihren Alltag beschreiben. Danach wurden beide Gruppen dem hypothetischen Szenario ausgesetzt, ein Projekt erfolgreich abschließen zu müssen. Zur Unterstützung bei dem Vorhaben konnten sie zwischen zwei Personen wählen: Person 1 wurde als fach­lich kompetent, aber un­freundlich beschrieben. Person 2 wurde als warm, aber weniger kompetent dargestellt. Tatsächlich zeigten diejenigen Befragten, die sich in der ersten Aufgabe mit Reichtum auseinandergesetzt hatten, eine stärkere Präferenz für die Zusammenarbeit mit der nützlichen, aber un­freundlichen Person als die anderen Teilnehmenden.

Ein Fokus auf Geld kann also zur Folge haben, dass wir andere Menschen eher als Objekte betrachten und diese auf ihre Nützlichkeit für die eigene Zielerreichung reduzieren. Dieses Ergebnis könnte zur Erklärung beitragen, warum Geld zu egoistischem oder sogar unethischem Verhalten führen kann. Gerade wegen der Allgegenwärtigkeit des „Zasters“ in unserem Alltag sollten wir uns darüber bewusst werden, welche Effekte er auf unser Sozial­verhalten haben kann.

Wang, X., & Krumhuber, E. G. (2017). The love of money results in objectification. British Journal of Social Psychology, 56, 354–372. doi: 10.1111/bjso.12158

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Bianca von Wurzbach*, Maria Douneva

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