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„No Risk, no Fun“ gilt wohl nicht für jeden Mann

Betrachtet man im Fernsehen gefährliche Extremsportarten, wie beispielsweise Klippenspringen, fällt auf, dass hauptsächlich Männer den Sprung aus enormer Höhe wagen. Tatsächlich sind Männer risikofreudiger als Frauen. Doch gibt es auch innerhalb des männlichen Geschlechts Unterschiede im Risikoverhalten?
Die Forscher Willem E. Frankenhuis und Johan C. Karremans nahmen an, dass alleinstehende Männer risikofreudiger sind als Männer in einer festen Partnerschaft. Dies begründeten sie mit der „Theorie elterlicher Investitionen“, die besagt, dass Männer in einer Partnerschaft durch risikofreudiges Verhalten ihren Status und ihre Nachkommen bedrohen. Für Single-Männer sind die negativen Konsequenzen von riskantem Verhalten dagegen geringer, weshalb bei ihnen solches Verhalten häufiger vorkommen sollte.
Zur Prüfung dieser Annahme wurden männliche Teilnehmer zu ihrem Beziehungsstatus und ihrer Risikofreudigkeit befragt. Eine Frage lautete beispielsweise: „Würden Sie eine gefährliche Stadt alleine erkunden?” Die Hälfte der Interviews wurde von einem Mann, die andere Hälfte von einer Frau geführt. Bei der Befragung von Mann zu Mann zeigte sich kein Unterschied hinsichtlich der Risikobereitschaft von alleinstehenden und vergebenen Männern. Wurde das Interview hingegen von einer Frau geführt, gaben Single-Männer ein risikofreudigeres Verhalten an als vergebene Männer.
Doch warum zeigte sich der Unterschied nur in Anwesenheit einer Frau? Die Forscher nahmen an, dass Single-Männer risikofreudiges Verhalten zeigen, um der Frau zu imponieren. Vergebene Männer wollen hingegen ihre Partnerschaft schützen und zeigen daher weniger Risiko als es anderen Frauen vermeintlich lieb ist.
Um dies zu prüfen, ließ man in einer weiteren Studie männliche Teilnehmer einen Zeitungsartikel lesen, der entweder darüber informierte, dass Frauen ein hohes oder ein geringes Maß an Risikoverhalten attraktiv finden. Das Risikoverhalten der Männer wurde anschließend anhand eines Lotterie-Spiels erfasst. Die Teilnehmer durften aus einem Sack beliebig viele Kugeln ziehen. Es wurde erklärt, dass es weiße Gewinn-Kugeln und eine schwarze Kugel gibt. Zog man eine schwarze Kugel, so verlor man seinen gesamten Gewinn. Tatsächlich gab es nur Gewinn-Kugeln im Sack, sodass die Anzahl gezogener Kugeln ein Maß für die Risikobereitschaft einer Person war.
Single-Männer passten ihr Risikoverhalten tatsächlich der vermeintlichen Attraktivität dieses Verhaltens an: Glaubten sie, ein hohes Maß an Risiko sei attraktiv, riskierten Single-Männer in der Lotterie eher alles zu verlieren, als wenn sie glaubten weniger risikofreudiges Verhalten sei attraktiv. Männer in einer festen Beziehung verhielten sich entgegengesetzt: Sie gingen ein größeres Risiko ein, wenn sie glaubten, dass risikofreudiges Verhalten unattraktiv sei, und verhielten sich weniger riskant, wenn sie glaubten risikofreudiges Verhalten sei attraktiv. Mit diesem gegensätzlichen Verhalten zu den vermeintlichen Präferenzen von Frauen versuchen Männer ihre Partnerschaft zu schützen.
Ob ein Mann letztendlich von einer Klippe springt, hängt diesen Befunden nach also vom Beziehungsstatus und vom Glaube des Mannes ab, wie attraktiv oder auch abschreckend eine Frau den waghalsigen Sprung empfinden würde.
Frankenhuis, W. E. & Karremans, J. C.(2012). Uncommitted men match their risk taking to female preferences, while committed men do the opposite. Journal of Experimental Social Psychology, 48(1), 428–431.
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