Ob arm, ob reich – Spenden macht glücklich

- Eliane Tröndle –

Das Spenden von Geld löst sowohl in wohlhabenden als auch in armen Ländern positive Gefühle bei den Spendenden aus.

„Spenden Sie jetzt – Machen Sie sich und andere glücklich!“ – so lautet manch ein Spendenaufruf und ist dabei im Einklang mit der Forschung: Geben Menschen Geld für andere aus, sind sie zufriedener als wenn sie es für sich selbst verwenden. Allerdings wurde der Effekt von finanz­ieller Großzügigkeit auf das Befinden bislang primär in wohlhabenden Ländern untersucht. Die Annahme, dass der Zusammenhang zwischen finanz­iellen Spenden und positiven Gefühlen in ärmeren Ländern kleiner oder nicht existent ist, erscheint naheliegend. Schließlich sollte Spenden eher eine Belastung darstellen, wenn die eigenen Mittel knapp sind.

Aufgrund evolutions­psychologischer Annahmen vermutete ein Forschungs­team um Lara B. Aknin jedoch, dass sich dieser Zusammenhang universell in armen wie auch reichen Ländern zeigen sollte. Uneigennütziges Verhalten war demnach in der Evolution notwendig für die Entstehung zwischenmenschlicher Kooperation, und somit auch indirekt für das Überleben. Verhaltensweisen, die dem Überleben dienen, werden wiederum meist mit positiven Gefühlen „belohnt“- ein Mechanismus, der in uns Menschen tief verwurzelt sein sollte. Folglich sollte auch prosoziales Verhalten (wie Spenden) automatisch und relativ unabhängig von äußeren Umständen zu positiven Gefühlen führen. 

Anhand von Umfragedaten von über 200.000 Personen aus 136 Ländern konnte das Forschungs­team zunächst zeigen, dass in 88% der untersuchten Länder eine Geldspende im vorangegangenen Monat mit einer höheren Lebens­zufriedenheit einherging. In wohlhabenden Ländern gaben zwar mehr Menschen an, gespendet zu haben, der Zusammenhang zwischen Spenden und Lebens­zufriedenheit war in ärmeren und reicheren Ländern im Schnitt aber gleich stark. Allerdings kann anhand dieser Studie nicht ausgeschlossen werden, dass glücklichere Menschen einfach eine höhere Spendenbereitschaft aufweisen. Die umgekehrte Annahme, dass „Spenden glücklich macht“ wurde deshalb gezielt in Experimenten untersucht. 

In einem Experiment bekamen Studierende aus Kanada und Südafrika (zwei Länder, die sich in ihrem Pro-Kopf-Einkommen stark unterscheiden) als Dank für ihre Teilnahme umgerechnet ca. zwei Euro. Davon konnte eine Hälfte der Teilnehmenden eine Tüte mit Leckereien für sich selbst kaufen, während die andere Hälfte solch eine Tüte als Geschenk für ein krankes Kind kaufen konnte. Nach dem Kauf wurde das Befinden der Teilnehmenden anhand eines Fragebogens erfasst. Wie erwartet zeigte sich, dass die Studierenden, welche die Leckereien für ein krankes Kind spendeten, mehr positive Gefühle berichteten als jene, welche sie für sich selbst kauften – und das gleichermaßen stark in beiden Ländern.

Die Studien des Forschungs­teams belegen, dass Menschen generell ein gutes Gefühl verspüren, wenn sie Geld für andere spenden. Obwohl dieser Effekt weltweit unabhängig vom Wohlstand der Länder gefunden wurde, variierte er in seinem Ausmaß von Land zu Land. Diese Tatsache und die Frage, ob sich die Universalität des Glückgefühls nach Spenden auch auf andere prosoziale Verhaltensweisen wie ehrenamtliche Tätigkeiten ausweiten lässt, sind interessante Fragestellungen für zukünftige Forschung.

Aknin, L. B., Barrington-Leigh, C., Dunn, E. W., Helliwell, J. F., Burns, J., Biswas-Diener, R., ... Norton, M. I. (2013). Prosocial spending and well-being: Cross-cultural evidence for a psychological universal. Journal of Personality and Social Psychology, 104, 635–652.

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