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Sind Online-Profile nur Fassade?

Facebook, MySpace, Twitter, StudiVZ, Wer-kennt-wen, … Soziale Netzwerke erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Bereits 2008 waren mehr als 700 Millionen Menschen weltweit registriert. Aus dem Alltag vieler Jugendlicher und junger Erwachsener sind Online-Netzwerke nicht mehr wegzudenken. Täglich werden unzählige Fotos hochgeladen, Kommentare auf Pinnwände „gepostet“, Nachrichten geschrieben, Freunde hinzugefügt und neue Profile angelegt. Aber wie glaubwürdig sind diese Profile? Können wir uns darauf verlassen, dass die Nutzer ehrliche Angaben machen oder wird hier und da geflunkert, um sich in einem möglichst guten Licht zu präsentieren?
Das internationale Forschungsteam um Mitja Back von der Universität Mainz hat diese Frage geprüft. Die ForscherInnen untersuchten insgesamt 236 Nutzerprofile der beliebtesten deutschen (StudiVZ/SchülerVZ) und amerikanischen (Facebook) Online-Netzwerke. Mithilfe von Persönlichkeitsfragebögen wurden die tatsächlichen Persönlichkeitseigenschaften der Profilbesitzer sowie ihre idealisierten Selbstbilder – also ihre Vorstellungen davon, wie sie gerne wären – erfasst. Die Studienteilnehmer gaben beispielsweise an, wie offen oder gewissenhaft sie seien (tatsächlich), und wie offen und wie gewissenhaft sie gerne wären (ideal). Anschließend hatten fremde Beurteiler die Aufgabe, die Online-Profile der Studienteilnehmer zu betrachten und anhand derselben Fragebögen einen Persönlichkeitseindruck anzugeben.
Die ForscherInnen verglichen die Fremdurteile mit den Angaben der Profilbesitzer. Dabei zeigte sich, dass die Eindrücke der Beurteiler mit den tatsächlichen Persönlichkeitseigenschaften der Profilbesitzer übereinstimmten; anscheinend waren sie nicht durch Selbstidealisierung verfälscht.
Offenbar nutzen die meisten Personen ihre Online-Profile also nur, um ihre Persönlichkeit auszudrücken – und nicht um sich so darzustellen, wie sie gerne wären. Das mag ein Grund für die Popularität von sozialen Online-Netzwerken sein. Hinzu kommt, dass sich Gleichgesinnte dann am besten finden, wenn man die eigene „Gesinnung“ ehrlich wiedergegeben hat.
Back, M. D., Stopfer, J. M., Vazire, S., Gaddis, S., Schmukle, S. C., Egloff, B. & Gosling, S. D. (2010). Facebook profiles reflect actual personality, not self-idealization. Psychological Science, 21(3), 372–374.
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