Sweets for my Sweet

- Kerstin Zimmermann –

Wer Süßes mag, ist eher bereit anderen zu helfen.

 “Bist du sauer?” – “Nein, bitterböse!” oder auch: “Du bist süß!” – In unserer Alltagskommunikation verwenden wir häufig Geschmacksmetaphern, um uns und andere Menschen zu charakterisieren. Solche Metaphern scheinen insbesondere in der Geschmacksrichtung “süß” sehr verbreitet zu sein. Vor allem im englischsprachigen Raum werden die Liebsten auch gerne als “honey”, “sugar” oder “sweetheart” bezeichnet, was auf eine Vorliebe für Süßes in der Wahl der Kosenamen schließen lässt. Außerhalb romantischer  Beziehungen wird das Wort “süß” oft verwendet, um eine nette, freundliche und mitfühlende Person zu beschreiben. Dies spiegelt sich in Aussagen wie „such a sweet person“ oder „Wie süß von dir!“ wider. Bei “Süßen” sind somit häufig Menschen gemeint, die sich prosozial verhalten, sich also um das Wohlergehen anderer sorgen und gerne helfen. 

Das Forschungs­team um Brian Meier hat sich nun die Frage gestellt, ob ein Funken Wahrheit  in diesen Metaphern steckt. Haben “süße” Menschen wirklich so etwas wie einen “süßen Zahn”? Mögen also freundlichere und hilfsbereitere Menschen Süßigkeiten lieber als ihre weniger freundlichen Mitmenschen?  

Um das herauszufinden, bat das Forschungs­team die Teilnehmenden einer Studie, ihre Vorlieben für süße Nahrungs­mittel einzuschätzen. Anschließend wurden die Partizipierenden gefragt, ob sie bereit wären, bei  Aufräumarbeiten eines Überschwemmungs­unglücks freiwillig zu helfen, das sich vor kurzem in ihrer Stadt ereignet hatte. Nach Abschluss der Studie wurden die Teilnehmenden ferner gefragt, ob sie einen weiteren Fragebogen für einen Kollegen ausfüllen könnten. Diesen müssten sie allerdings vier Stockwerke weiter oben in einen Briefkasten werfen. So wurde zum einen die grundsätzliche Bereitschaft zu helfen, zum anderen auch eine tatsächliche hilfsbereite Tat in Form der Ablieferung des zweiten Fragebogens erfasst. 

Die Ergebnisse zeigen, dass diejenigen, die eine größere Vorliebe für Süßes angaben, tatsächlich eher die Bereitschaft aufwiesen, sowohl ihre Hilfeleistung für die Aufräumarbeiten zur Verfügung zu stellen als auch den Umweg auf sich zu nehmen, um den Fragebogen in den Briefkasten zu werfen. Weitere Studien des Forscherteams untermauerten den Zusammenhang zwischen der Vorliebe für Süßes, erhöhter Hilfsbereitschaft und einer freundlichen Persönlichkeit.

Es steckt also tatsächlich ein Körnchen Wahrheit in der “süßen” Metapher: Menschen, die eine größere Schwäche für Süßes haben, sind also tatsächlich “süßer”, freundlicher und hilfsbereiter. Beim nächsten Dankeschön für einen Gefallen denken Sie also daran: Aber bitte mit Sahne. 

Meier, B. P., Moeller, S. K., Riemer-Peltz, M., & Robinson, M. D. (2012). Sweet taste preferences and experiences predict prosocial inferences, personalities, and behaviors. Journal of Personality and Social Psychology, 102, 163–174. 

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