Von der Herdplatte ins Parlament

- Viola Koch –

Die Darstellung einer führungs­starken Frau wie Angela Merkel kann bei Frauen die Qualität ihrer Vorträge verbessern.

Nostalgische Blechschilder und alte Werbestreifen, die eine Frau als fürsorgliche Mutter oder als vorbildliche Hausfrau hinterm Herd darstellen, spiegeln nur zu gut das in vielen Ländern immer noch vorherrschende Stereotyp wider: Frauen haben sich primär um Kinder und Haushalt zu kümmern. Doch während es vor einigen Jahren noch undenkbar erschien, dass eine Frau beispielsweise politischen Einfluss ausüben könnte, beträgt der weltweite Anteil von Frauen im Parlament mittlerweile fast 20 Prozent. Dabei zeigen erfolgreiche und führungs­starke Frauen, wie beispielsweise Angela Merkel als bekannteste weibliche Führungs­kraft innerhalb der europäischen Union, dass dieser Fortschritt durchaus berechtigt und das immer noch präsente Stereotyp keineswegs zeitgemäß ist. 

Dennoch lassen sich Frauen auch heute noch teilweise von der allgemeinen Erwartung, im Führungs­bereich schlechtere Leistungen zu zeigen als Männer, unter Druck setzen und fallen dadurch oftmals tatsächlich hinter die Ergebnisse der Männer zurück. In anderen Bereichen, in denen Frauen ebenfalls eine schlechtere Leistung als Männern zugesprochen wird, wie zum Beispiel in der Mathematik, konnte jedoch gezeigt werden, dass Frauen ihre Leistung verbessern, wenn sie mit einer in dem besagten Bereich erfolgreichen Frau konfrontiert wurden. Doch schneiden Frauen auch bei Führungs­aufgaben besser ab, wenn ihnen eine erfolgreiche weibliche Führungs­kraft präsentiert wird?

Dieser Fragestellung ging ein Forschungs­team um Ioana M. Latu nach. In einer Studie mit 149 Studierenden (dar­unter 81 Frauen) einer Schweizer Universität wurde untersucht, inwieweit sich Frauen beim Halten eines Vortrages – also einer typischen Aufgabe von Führungs­personen – durch ein erfolgreiches weibliches Führungs­vorbild stärken lassen. Hierzu wurde im Raum entweder ein Foto von einer erfolgreichen Politikerin (Angela Merkel oder Hillary Clinton) oder ein Foto von Bill Clinton oder kein Foto aufgehängt. Erfasst wurden die Sprechzeit und die Sprachqualität. Bisherige Forschung hat gezeigt, dass die Sprechzeit ein Ausdruck von Dominanz und Macht ist und dass eine Person umso einflussreicher wahrgenommen wird, je länger sie spricht. In der berichteten Studie sprachen Frauen deutlich kürzer als Männer, wenn sie dem Bild von Bill Clinton oder keinem Bild ausgesetzt waren. Sobald ihnen jedoch ein weibliches Führungs­vorbild präsentiert wurde, nahm die Sprechlänge bedeutend zu, so dass kein Unterschied zwischen den Geschlechtern mehr gegeben war. Mit der zunehmenden Länge des Vortages wurde auch die Sprachqualität der Frauen von unabhängigen Beurteilenden besser bewertet. Zudem schätzen die Probandinnen selbst ihren Vortrag anschließend positiver ein.  

Die Konfrontation mit einer erfolgreichen weiblichen Führungs­kraft kann den Ergebnissen zufolge also die Leistung von Frauen bei Führungs­aufgaben, wie dem Halten von Vorträgen, verbessern. Um jedoch dem Hausfrauen-Stereotyp und seinem entmutigenden Effekt entgegenzuwirken, sollten aktiv Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils in Führungs­ebenen ergriffen werden. Dies würde wiederum zur Sichtbarkeit erfolgreicher Frauen führen und andere Frauen auf ihrem Weg zur Führungs­position bestärken.  

Latu, I. M., Schmid Mast, M., Lammers, J., & Bombari, D. (2013). Successful female leaders empower women’s behavior in leadership tasks. Journal of Experimental Social Psychology, 49, 444–448.

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