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Wie gelingt Klimakommunikation am besten?

-Verena Hofmann-

Der Erfolg von Strategien zur Förderung klima­freundlichen Denkens und Handelns hängt von der Ziel­gruppe ab.

Die menschengemachte Klimakrise stellt die Weltbevölkerung vor eine Vielzahl an Herausforderungen. Für ihre Bewältigung braucht es sowohl strukturelle Veränderungen durch Gesetze und Investitionen als auch Veränderungen im Denken und Handeln der Bevölkerung. Es wurden bereits zahlreiche Strategien unter­sucht, um klima­freundliche Einstellungen zu fördern und die Unter­stützung klimapolitischer Maßnahmen zu erhöhen. Bisherige Studien wurden jedoch hauptsächlich mit gebildeten Personen aus westlichen, industrialisierten, reichen, entwickelten Ländern durchgeführt, sodass die Über­tragbarkeit der Befunde auf Personen anderer Länder unklar ist. Welche Strategie ist also länder­übergreifend am besten geeignet?

Dieser Frage sind Madalina Vlasceanu, Kimberly Doell und Joseph Bak-Coleman gemeinsam mit weiteren Forschenden in einer groß angelegten Studie in 63 Ländern nachgegangen. Für die Studie wurden mit Hilfe von Expert*innen elf erfolgsversprechende Strategien ausgewählt. Den Studien­teilnehmenden wurde zufällig eine der elf Strategien oder keine Strategie zur Bearbeitung zugeteilt. Anschließend wurde ihr Glaube an die Klimakrise, ihre Unter­stützung für klimapolitische Maßnahmen und ihre Bereitschaft, Informationen zur Abschwächung der Klimakrise in sozialen Medien zu teilen, erfasst.

Im Vergleich zur Kontroll­gruppe führte länder­übergreifend keine der unter­suchten Strategien zu einer besonders großen Veränderung. Die größten Effekte sahen wie folgt aus: Der Glaube an die Klimakrise nahm länder­übergreifend um 2 % zu, wenn die psychologische Distanz zu Gefahren der Klimakrise reduziert wurde. Dazu wurden die Teilnehmenden an zwei Naturkatastrophen in ihrem Land erinnert und der Einfluss der Klimakrise auf verschiedene Bereiche des Lebens beschrieben. Danach sollten sie aufschreiben, inwieweit die Folgen der Klimakrise sie selbst und die Personen um sie herum beeinflussen werden. Dabei sollten sie sich vorstellen, dass dies schon heute passieren würde.

Die Unter­stützung für klimapolitische Maßnahmen erhöhte sich länder­übergreifend um 3 %, wenn die Teilnehmenden einen Brief an ein ihnen nahestehendes Kind schreiben sollten, das diesen Brief 25 Jahre später lesen würde. In dem Brief sollten sie beschreiben, was sie selbst heute gegen die Klimakrise tun.

Die Bereitschaft, Informationen zur Abschwächung der Klimakrise in sozialen Medien zu teilen, stieg länder­übergreifend um 12 %, wenn durch düstere Botschaften über die Folgen der Klimakrise negative Gefühle hervorgerufen wurden. Zusatzanalysen zeigten, dass – mit Ausnahme der drei beschriebenen Effekte – die Effektivität der Strategien vom ursprünglichen Glauben an die Klimakrise abhing. So reduzierte das Hervorrufen negativer Gefühle die Unter­stützung für klimapolitische Maßnahmen, wenn jemand vor der Studie kaum an die Klimakrise glaubte.

Allerdings wurde anhand der Kontroll­gruppe geschätzt, dass rund 86% der Teilnehmenden bereits vor der Studie von der Klimakrise überzeugt waren. Auch weitere Eigenschaften der Teilnehmenden, wie das Land, in dem sie lebten, Bildung und politische Orientierung beeinflussten die Effektivität der Strategien.

Zusammengefasst scheint es nicht „die eine“ Strategie zu geben, die für alle Menschen auf der Welt gleich gut geeignet ist. Die Auswahl der Strategie sollte somit immer anhand der Ziel­gruppe und der Über­zeugungen oder Handlungen erfolgen, die verändert werden sollen.
 

Vlasceanu, M., Doell, K. C., Bak-Colema, J. B., Todorova, B., Berkebile-Weinberg, M. M., Grayson, S. J., Patel, Y., Goldwert, D., Pei, Y., Chakroff, A., Pronizius, E., van den Broek, K. L., Vlasceanu, D., Constantino, S., Morais, M. J., Schumann, P., Rathje, S., Fang, K., Aglioti, S. M., … & Van Bavel, J. J. (2024). Addressing climate change with behavioral science: A global intervention tournament in 63 countries. Science Advances, 10(6). https://doi.org/10.1126/sciadv.adj5778

Redaktion und Ansprech­partner*in¹: Jennifer Eck¹, Tobias Ebert

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