Behandle mich einzigartig!

- David Grüning –

Menschen wollen von ihren Partner*innen einzigartig behandelt werden – auch wenn das bedeutet, dass Partner*innen andere Menschen oder sogar sie selbst schlechter behandeln.

Stellen Sie sich vor, Ihr/e Partner*in schreibt Ihnen zum Geburtstag „Du bist toll und verdienst einen mindestens genauso tollen Geburtstag!“ oder „Glückwünsch!“. Worüber würden Sie sich mehr freuen? Nun stellen Sie sich vor, die erste Nachricht würde er oder sie genauso an Personen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis schicken, die zweite Nachricht jedoch an niemanden sonst außer Ihnen. Würde sich etwas an Ihrer Freude ändern? Schon Oscar Wilde gab uns den Rat „Liebe niemals jemanden, der dich behandelt als wärst du gewöhnlich“. Möchten Menschen in Partnerschaften also vor allem einzigartig behandelt werden oder ist ihnen wichtiger, allgemein freundliche Partner*innen an ihrer Seite zu haben? Lalin Anik und Ryan Hauser widmeten sich in einer Reihe von zehn Studien dieser Frage.

In einer Studie baten die beiden Forschenden die Teilnehmenden, an drei verschiedene Personen zu denken: Eine/n Bekannte/n, eine enge Bezugsperson und ihre/n Partner/in. Singles sollten sich hypothetische Beziehungs­partner*innen vorstellen. Für jede der drei Personen sollten die Teilnehmenden angeben, wie diese Person sie im Verhältnis zu anderen behandeln sollte. Dafür standen ihnen Schieberegler zur Verfügung, auf dem sie jede Zahl von 0 (= „Behandelt andere viel netter als Sie“) über 50 (= „Behandelt Sie nicht anders als andere“) bis 100 (= „Behandelt Sie viel netter als andere“) als Antwort angeben konnten.

Es zeigte sich, dass die Teilnehmenden von ihren Bekannten ungefähr so nett wie andere behandelt werden möchten (durchschnittlicher Wert von 48), von engen Bezugspersonen netter als andere (59), aber vor allem von Partner*innen viel netter als andere behandelt werden möchten (70).

Wie ausgeprägt dieser Wunsch nach einzigartiger Behandlung in einer Beziehung ist, zeigten Anik und Hauser in einer darauffolgenden Studie. Die Teilnehmenden sollten sich vorstellen, ihr/e Partner*in hätte ihnen einen Geburtstagspost auf Facebook geschrieben. Sie sahen zwei Posts und sollten auswählen, welcher ihnen besser gefiel: „Du bist toll und verdienst einen mindestens genauso tollen Geburtstag!“ oder „Ich hoffe, dein Geburtstag ist so wundervoll wie du!“. Anschließend wurden ihnen zwei weitere Geburtstagsposts gezeigt, die an andere Personen gerichtet waren und die entweder ihrer bevorzugten Variante ähnelten oder nicht. Schließlich sollten sie erneut eine Präferenz für ihren eigenen Geburtstagspost angeben.

Wenn die anderen zwei Posts anders formuliert waren, änderten die Teilnehmenden ihre Präferenz selten. Wenn die anderen zwei Posts jedoch ähnlich formuliert waren wie ihre eigentlich präferierte Variante, fanden viele Teilnehmende plötzlich den anderen Post besser. Sie wollten also eine Nachricht erhalten, die sie ursprünglich weniger gut fanden (egal welche von beiden sie ursprünglich bevorzugten), die sie aber von anderen Personen abhob.

Menschen haben offenbar ein starkes Bedürfnis danach, von ihren romantischen Partner*innen besonders und einzigartig behandelt zu werden. Dieses Verlangen stellt auch die Präferenz in den Schatten, dass Partner*innen andere gut behandeln und es ist sogar so stark, dass sie dafür selbst eine schlechtere Behandlung in Kauf nehmen. Es scheint, dass sich Menschen den Rat von Oscar Wilde zu Herzen zu nehmen. Fraglich ist jedoch vor den Hintergründen dieser Studie, ob das eine gute Idee ist.

 

Anik, L., & Hauser, R. (2020). One of a kind: The strong and complex preference for unique treatment from romantic partners. Journal of Experimental Social Psychology, 86. doi.org/10.1016/j.jesp.2019.103899

Redaktion und Ansprech­partner*in¹: Maria Douneva¹, Mariella Jaffé

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