Better together

- Marie Kunkler –

Die Intelligenz einer Gruppe entspricht nicht einfach der durchschnittlichen Intelligenz ihrer Mitglieder, sondern wird durch verschiedene Faktoren wie Gruppen­zusammensetzung und -interaktion beeinflusst.

Von klein auf erleben wir Situationen, in denen wir Aufgaben nicht alleine, sondern in der Gruppe lösen – sei es bei der Schnitzeljagd auf dem Kindergeburtstag, während der Gruppen­arbeit in der Schule oder in abteilungs­übergreifenden Teams am Arbeits­platz. Dabei haben die meisten von uns sicher bereits die Erfahrung gemacht, dass wir in manchen Gruppen sehr effektiv arbeiten, wohingegen wir in anderen Gruppen alleine bessere Leistungen erbringen würden.

Die Fähigkeit einer Gruppe, über verschiedene Aufgaben hinweg gute Leistungen zu zeigen, bezeichnen Forschende als kollektive Intelligenz. Warum aber genau erbringen manche Gruppen bessere Leistungen als andere? Zwei Aspekte beeinflussen die kollektive Intelligenz einer Gruppe maßgeblich: Die Gruppen­zusammensetzung (wie z.B. die Charakteristika ihrer Mitglieder) und die Gruppen­interaktion (wie z.B. die Kommunikation innerhalb der Gruppe). Dabei sagt die Einzelintelligenz der Gruppen­mitglieder (als Aspekt der Gruppen­zusammensetzung) die Leistung der Gruppe nicht besonders gut vorher, vielmehr ist das soziale Wahrnehmungs­vermögen der Gruppen­mitglieder von Bedeutung, also wie gut sie in der Lage sind soziale Signale wahrzunehmen und zu verstehen. Personen mit gutem sozialem Wahrnehmungs­vermögen können zum Beispiel sehr leicht anhand von Gesichtsausdruck, Gestik oder Verhalten die Emotionen ihrer Mitmenschen erkennen. Der Zusammenhang zwischen kollektiver Intelligenz und dem sozialen Wahrnehmungs­vermögen der Gruppen­mitglieder konnte sogar in Online-Gruppen nachgewiesen werden. Das ist besonders erstaunlich, da die Teilnehmenden hier nur per Chat kommunizierten und die Emotionen der anderen Gruppen­mitglieder nicht sehen konnten.

In Bezug auf die Gruppen­interaktion konnte gezeigt werden, dass Gruppen, die eine höhere kollektive Intelligenz aufwiesen, mehr kommunizierten und die Partizipation gleichberechtigter geschah als in anderen Gruppen. Diese Gruppen schöpften mit einer höheren Wahrscheinlichkeit das vorhandene Wissen und die Fähigkeiten aller Gruppen­mitglieder aus. So wiesen Gruppen, die von wenigen Personen dominiert wurden, eine geringere kollektive Intelligenz auf als Gruppen, in denen die Gruppen­aktivität über alle Mitglieder verteilt war.

Insgesamt konnte sowohl die Leistung von Gruppen in komplexen Aufgaben als auch deren Lernzuwachs durch die kollektive Intelligenz vorhergesagt werden, selbst wenn die einzelnen Gruppen­mitglieder in Einzelarbeit keine verbesserte Leistung zeigten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Existenz einer kollektiven Intelligenz, analog zur Einzelintelligenz, in zahlreichen Studien nachgewiesen werden konnte. Die Zusammensetzung und die Interaktion einer Gruppe leisten einen Erklärungs­beitrag dazu, warum manche Gruppen bessere Leistungen erbringen als andere Gruppen. An dieser Stelle eröffnen sich viele Forschungs­möglichkeiten, insbesondere in Bezug auf die Frage, wie sich Gruppen­zusammensetzungen so verändern lassen, dass die kollektive Intelligenz und damit die Leistung einer Gruppe optimiert werden kann.

Woolley, A. W., Aggarwal, I., & Malone, T. W. (2015). Collective Intelligence and Group Performance. Current Directions in Psychological Science, 24(6), 420–424. doi: 10.1177/0963721415599543

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Anne Landhäußer*, Thomas Dyllick-Brenzinger

© Forschung erleben 2016, alle Rechte vorbehalten

Zurück