Better together
Von klein auf erleben wir Situationen, in denen wir Aufgaben nicht alleine, sondern in der Gruppe lösen – sei es bei der Schnitzeljagd auf dem Kindergeburtstag, während der Gruppenarbeit in der Schule oder in abteilungsübergreifenden Teams am Arbeitsplatz. Dabei haben die meisten von uns sicher bereits die Erfahrung gemacht, dass wir in manchen Gruppen sehr effektiv arbeiten, wohingegen wir in anderen Gruppen alleine bessere Leistungen erbringen würden.
Die Fähigkeit einer Gruppe, über verschiedene Aufgaben hinweg gute Leistungen zu zeigen, bezeichnen Forschende als kollektive Intelligenz. Warum aber genau erbringen manche Gruppen bessere Leistungen als andere? Zwei Aspekte beeinflussen die kollektive Intelligenz einer Gruppe maßgeblich: Die Gruppenzusammensetzung (wie z.B. die Charakteristika ihrer Mitglieder) und die Gruppeninteraktion (wie z.B. die Kommunikation innerhalb der Gruppe). Dabei sagt die Einzelintelligenz der Gruppenmitglieder (als Aspekt der Gruppenzusammensetzung) die Leistung der Gruppe nicht besonders gut vorher, vielmehr ist das soziale Wahrnehmungsvermögen der Gruppenmitglieder von Bedeutung, also wie gut sie in der Lage sind soziale Signale wahrzunehmen und zu verstehen. Personen mit gutem sozialem Wahrnehmungsvermögen können zum Beispiel sehr leicht anhand von Gesichtsausdruck, Gestik oder Verhalten die Emotionen ihrer Mitmenschen erkennen. Der Zusammenhang zwischen kollektiver Intelligenz und dem sozialen Wahrnehmungsvermögen der Gruppenmitglieder konnte sogar in Online-Gruppen nachgewiesen werden. Das ist besonders erstaunlich, da die Teilnehmenden hier nur per Chat kommunizierten und die Emotionen der anderen Gruppenmitglieder nicht sehen konnten.
In Bezug auf die Gruppeninteraktion konnte gezeigt werden, dass Gruppen, die eine höhere kollektive Intelligenz aufwiesen, mehr kommunizierten und die Partizipation gleichberechtigter geschah als in anderen Gruppen. Diese Gruppen schöpften mit einer höheren Wahrscheinlichkeit das vorhandene Wissen und die Fähigkeiten aller Gruppenmitglieder aus. So wiesen Gruppen, die von wenigen Personen dominiert wurden, eine geringere kollektive Intelligenz auf als Gruppen, in denen die Gruppenaktivität über alle Mitglieder verteilt war.
Insgesamt konnte sowohl die Leistung von Gruppen in komplexen Aufgaben als auch deren Lernzuwachs durch die kollektive Intelligenz vorhergesagt werden, selbst wenn die einzelnen Gruppenmitglieder in Einzelarbeit keine verbesserte Leistung zeigten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Existenz einer kollektiven Intelligenz, analog zur Einzelintelligenz, in zahlreichen Studien nachgewiesen werden konnte. Die Zusammensetzung und die Interaktion einer Gruppe leisten einen Erklärungsbeitrag dazu, warum manche Gruppen bessere Leistungen erbringen als andere Gruppen. An dieser Stelle eröffnen sich viele Forschungsmöglichkeiten, insbesondere in Bezug auf die Frage, wie sich Gruppenzusammensetzungen so verändern lassen, dass die kollektive Intelligenz und damit die Leistung einer Gruppe optimiert werden kann.
Woolley, A. W., Aggarwal, I., & Malone, T. W. (2015). Collective Intelligence and Group Performance. Current Directions in Psychological Science, 24(6), 420–424. doi: 10.1177/0963721415599543
Redaktion und AnsprechpartnerIn*: Anne Landhäußer*, Thomas Dyllick-Brenzinger
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