„Buddha sei mit uns!“

- Lydia Simon –

Buddhistische Konzepte fördern Hilfsbereitschaft und Toleranz.

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ lautet ein viel zitiertes Wort aus der Bibel, doch kann man sich fragen, ob Religion tatsächlich Hilfsbereitschaft erhöht und Toleranz gegenüber anderen fördert. Zahlreiche Untersuchungen im Bereich der drei großen monotheistischen Religionen haben diese Annahmen untersucht und sind dabei zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangt. So fanden ForscherInnen heraus, dass die subtile, unbewusste Beschäftigung mit christlichen Symbolen die Hilfsbereitschaft von Individuen beeinflusst, diese dann bei den Teilnehmenden der Studie jedoch zumeist nur für nahestehende oder ähnliche „Andere“ ansteigt, während gegenüber Mitgliedern anderer Ethnien und Religionen eher Vorurteile zunehmen.

Im Vergleich zu den monotheistischen Religionen legt der Buddhismus einen stärkeren Schwerpunkt auf die Verbundenheit aller Menschen und lehrt die Offenheit allen anderen Glaubensrichtungen gegenüber. Könnte eine buddhistische Denkweise oder die Beschäftigung mit buddhistischen Worten also eher Hilfsbereitschaft und Toleranz steigern? 

Diese Frage beschäftigte das Forschungs­team um Magali Clobert. Um zu untersuchen, wie sich buddhistische Konzepte auf das Verhalten auswirken, wurden Studien an einer belgischen Universität durchgeführt. Zunächst bearbeiteten die Teilnehmenden eine Wörter-Such-Aufgabe – diese enthielt entweder neutrale, christliche oder buddhistische Begriffe. So beschäftigten sich die Teilnehmenden unbewusst mit den entsprechenden, teils religiösen Inhalten. Anschließend bearbeiteten sie Persönlichkeits­fragen und einen computer­gestützten Test zur Erfassung negativer Assoziationen gegenüber Menschen afrikanischer Herkunft und islamischen Glaubens. Um Hilfsbereitschaft zu untersuchen wurden die Teilnehmenden dann gefragt, wie sie ein hypothetisches Preisgeld von 100'000€ verwenden würden – dabei war interessant, wie viel Geld davon nicht für die eigene Person, sondern für andere ausgegeben werden sollte. 

Die Ergebnisse bestätigten größtenteils die Erwartungen der Forschenden: Teilnehmende, die buddhistische Worte bearbeitet hatten, waren bereit, mehr Geld für die Hilfe unbekannter Fremder (z.B. NGOs) zu spenden als diejenigen, die mit christlichen Begriffen gearbeitet hatten. Beide Gruppen waren jedoch bereit, mehr Geld für die Hilfe bekannter Personen zu verwenden, als die Gruppe derjenigen Teilnehmenden, die neutrale Begriffe vorgefunden hatten. In der Studie verringerte nur die Wörter-Such-Aufgabe mit buddhistischen Begriffen außerdem negative Assoziationen und somit Vorurteile gegenüber Menschen afrikanischer Herkunft. Im Gegensatz zu den Erwartungen der Forschenden konnte dies jedoch nicht über ein gesteigertes Gefühl von Verbundenheit, sondern vielmehr über ein gesteigertes Mitgefühl erklärt werden.

Sollen wir nun also alle Buddhisten werden? Wohl kaum, denn schließlich handelte es sich bei den Versuchsteilnehmenden um meist christliche Studierende, deren Religiosität nicht unbedingt eine Rolle spielte. Doch könnte es sich vielleicht lohnen, sich in unserem Alltag mit buddhistischen Konzepten zu beschäftigen, um eventuell Mitgefühl und die Verbundenheit der Gesellschaft in unserer Kultur zu fördern.

Clobert, M., Saroglou, V., & Hwang, K. (2015). Buddhist concepts as implicitly reducing prejudice and increasing prosociality. Personality and Social Psychology Bulletin, 41(4), 513–525.

doi: 10.1177/0146167215571094

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Mariela Jaffé*, Anna Bruk

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