Denken Sie sich glücklich!

- Sofia Thai –

Anderen Gutes zu wünschen kann glücklicher machen, als sich mit anderen zu vergleichen.

Bisherige Studien weisen darauf hin, dass bereits die Art und Weise, wie wir über uns selbst und andere Personen nachdenken, einen Einfluss auf unser Wohlbefinden haben kann. Doch welche Gedanken machen uns glücklicher als andere?

Dieser Frage ging ein Forschungs­team der Iowa State University nach und untersuchte in einem Experiment, wie sich drei unterschiedliche Denk­strategien auf das Wohlbefinden auswirken. Bei der ersten Strategie drehen sich die Gedanken um den Vergleich mit anderen Menschen, die in irgendeiner Hinsicht schlechter gestellt sind als man selbst (z.B. weniger erfolgreich, gesund, usw.). Einige Studien zeigen, dass durch diesen sogenannten abwärts gerichteten sozialen Vergleich das Wohlbefinden gesteigert werden kann.

Die zweite Strategie umfasst die Vernetztheit aller Menschen (z.B., dass alle die gleiche Luft zum Atmen brauchen, die gleichen Gefühle teilen, usw.). Personen sollten sich dadurch weniger isoliert und einsam fühlen und ein höheres Wohlbefinden berichten. Die dritte Strategie beinhaltet die Einnahme einer wohlwollenden Haltung (liebevolle Güte) gegenüber anderen Menschen (z.B. „Mögest du glücklich sein“). Auch diese Strategie zeigte in früheren Studien positive Effekte auf das Wohlbefinden. Das Forschungs­team erwartete, dass die Strategien der Vernetztheit und der liebevollen Güte zu einem erhöhten Wohlbefinden führen sollten, während der abwärts gerichtete soziale Vergleich aufgrund seiner Wettbewerbs­orientierung ein vergleichsweise geringeres Wohlbefinden zur Folge haben sollte.

Die drei Strategien wurden in einem Experiment mit ca. 500 Studierenden untersucht. Die Versuchspersonen wurden einer der drei oben genannten Denk­strategien zugeteilt und sollten diese im Anschluss bei einem zwölfminütigen Spaziergang durch das Gebäude anwenden. Dabei sollten die Teilnehmenden bewusst auf andere (unbekannte) Menschen achten und ihre Gedanken entsprechend der jeweiligen Strategie auf diese richten. Ein Viertel der Versuchspersonen bekam keine Instruktion zu einer bestimmten Denk­strategie, sondern sollte bei dem Spaziergang lediglich auf andere Personen achten. Mit dieser Kontrollbedingung wurde die Möglichkeit berücksichtigt, dass alleine das Spazieren und Beobachten anderer Menschen positive Stimmungs­effekte haben könnte. Nach dem Spaziergang füllten alle Versuchspersonen einen Fragebogen über ihr Wohlbefinden aus (inklusive der momentanen Ängstlichkeit).

Die Ergebnisse bestätigten teilweise die Erwartungen. Während die Strategie der liebevollen Güte wie erwartet zu einem höheren Wohlbefinden im Vergleich zur Kontroll­gruppe führte, unterschied sich die Strategie der Vernetztheit aller Menschen nicht im Vergleich zur Kontroll­gruppe. Personen mit der Strategie des abwärts gerichteten sozialen Vergleichs zeigten wie erwartet keinen Unterschied zur Kontroll­gruppe und berichteten sogar mehr Ängstlichkeit im Vergleich zur Strategie der liebevollen Güte.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass bereits der Einsatz einer zwölfminütigen Denk­strategie das Wohlbefinden positiv beeinflussen kann. Den Ergebnissen zufolge macht es glücklicher, anderen Menschen wohlgesinnt zu sein und ihnen Glück zu wünschen, als sich mit ihnen zu vergleichen. Anderen Gutes zu wünschen könnte daher in einer wettbewerbs­orientierten Welt, in der viele Menschen gestresst und einsam sind, eine gute Methode darstellen, um das psychische Wohlbefinden zu steigern.

Gentile, D. A., Sweet, D. M., & He, L. (2019). Caring for others cares for the self: An experimental test of brief downward social comparison, loving-kindness, and interconnectedness contemplations. Journal of Happiness Studies, 1, 1–14. doi: 10.1007/s10902-019-00100-2

Redaktion und Ansprech­partner*in¹: Sebastian Butz¹, Lucia Boileau

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