Diät oder Sport?

- Eliane Tröndle –

Persönliche Theorien über die optimale Art der Gewichtsregulation beeinflussen das tatsächliche Gewicht.

Nicht erst seit dem medialen Aufschrei, der auf die Ergebnisse der Nationalen Verzehrstudie im Jahr 2008 folgte, ist Über­gewicht hierzulande ein häufig diskutiertes Problem. Doch was ist der effektivste Weg zur Gewichtsreduktion? Schwitzen im Fitnessstudio oder Pizza durch Gemüse zu ersetzen? Menschen haben verschiedene Theorien über die Ursache von Fettleibigkeit. Manche raten zu mehr Sport, andere schwören auf reduzierte Kalorienzufuhr. Obwohl solche persönlichen Theorien nicht immer mit wissenschaft­lichen Ergebnissen übereinstimmen, können sie einen starken Einfluss auf das Verhalten ihrer AnhängerInnen haben.

Die Forscher Brent McFerran und Anirban Mukhopadhyay unter­suchten, ob persönliche Theorien über die Ursache von Über­gewicht einen Einfluss auf Ernährungs­gewohnheiten und damit auch auf den individuellen Body Mass-Index (kurz: BMI; berechnet sich durch Gewicht geteilt durch Größe im Quadrat) haben. 

Die meisten Menschen hegen die Über­zeugung, dass Personen selbst für ihr Über­gewicht verantwortlich sind. Im Regelfall wird entweder eine fehlerhafte Ernährung, zu wenig Sport oder die Kombination aus beidem als Grund dafür gesehen. Tatsächlich haben die Unter­stützerInnen der „Ernährungs­theorie“ eher recht:  Die Aufnahme von zu vielen Kalorien ist auch aus wissenschaft­licher Sicht der Hauptgrund für Gewichtszunahme. Zwar kann Sport ebenfalls zu einer Gewichtsreduktion führen, jedoch wird der tatsächliche Einfluss von Sport auf das Gewicht häufig überschätzt.

Die Vermutung der Forscher, dass die persönlichen Theorien von Menschen ihren BMI beeinflussen,  wurde in einer Fragebogenstudie überprüft. Es zeigte sich, dass AnhängerInnen der „Sporttheorie“ tatsächlich einen höheren BMI aufwiesen als Menschen, welche die Ursachen in einer fehlerhaften Ernährung sahen. Um sicherzugehen, dass der Zusammenhang zwischen persönlicher Theorie und BMI tatsächlich dadurch zustande kommt, dass Über­zeugungen bezüglich der Ursachen von Über­gewicht das eigene Ess­verhalten beeinflussen, führten die Forscher eine weitere Unter­suchung durch. Hierbei lasen die Teilnehmenden einen angeblich wissenschaft­lichen Text, welcher entweder zu viel Essen oder zu wenig Sport als Ursache für Über­gewicht verantwortlich machte. Während die Teilnehmenden die Fragebögen beantworteten, standen neben ihnen neun Stück Schokolade, von denen sie so viel essen durften wie sie wollten. Es zeigte sich, dass Teilnehmende, welche zuvor die „Sporttheorie“ gelesen hatten, mehr Schokolade aßen als diejenigen, die die „Ernährungs­theorie“ gelesen hatten. 

Die Autoren interpretieren die Ergebnisse so, dass Menschen, die zu wenig Sport für den Verursacher halten, zwar tendenziell viel Sport treiben, um ihr Gewicht zu reduzieren, aber – da sie den Einfluss der Ernährung unter­schätzen – mehr Kalorien zu sich nehmen als die zusätzliche Bewegung verbrennt. Dies bedeutet aber natürlich nicht, dass alle Sportmuffel erleichtert ihren Joggingdress im Schrank verstauen können. Am effektivsten ist es wohl Sport als unter­stützende Komponente zu gesunder Ernährung zu sehen und sich trotzdem im Klaren zu sein, dass zehn Minuten Sport am Tag leider nicht ausreichen, um jede Ernährungs­sünde wieder wett zu machen. 

McFerran, B., & Mukhopadhyay, A. (2013). Lay theories of obesity predict actual body mass. Psychological Science, 24(8), 1428-1436.

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