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Divide et impera – Spalte die Gruppe und beherrsche sie besser?

Teamwork, Kooperation und Zusammenhalt spielen im beruflichen Kontext eine zunehmend wichtige Rolle. Der Erfolg vieler Gruppen hängt davon ab, wie gut einzelne Mitglieder zusammenarbeiten und ihre Handlungen koordinieren. Führungskräfte sollten demnach ein Interesse daran haben, diese positiven Gruppenprozesse zwischen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu fördern.
Jedoch scheint der Zusammenhalt einer Gruppe für Führungspersonen auch Nachteile mit sich bringen zu können. Ein Beispiel hierfür findet sich im Tierreich bei unseren nächsten Verwandten, den Schimpansen. Die Ranghöchsten in der Hierarchie, die sogenannten Alpha-Tiere, versuchen in bestimmten Situationen Bindungen zwischen dem Beta-Tier und anderen Gruppenmitgliedern zu verhindern, um ihre eigene Machtposition nicht zu gefährden.
Finden sich ähnliche Verhaltensweisen auch bei Menschen? Kann es beispielsweise Situationen am Arbeitsplatz geben, in denen Führungskräfte versuchen, Kooperationen und Bindungen zwischen Gruppenmitgliedern zu verhindern? Da Macht viele persönliche Vorteile mit sich bringt, könnten sich Führungspersonen mehr Sorgen um ihre Position als um das Erreichen von Gruppenzielen machen. Diesen Fragen sind Charleen Case und Jon Maner in mehreren Experimenten nachgegangen.
In einem dieser Experimente wurde den Teilnehmenden gesagt, dass sie bei einer gemeinschaftlichen, virtuellen Gruppenaufgabe die Führungsrolle übernehmen werden. Ihnen wurde ebenfalls gesagt, dass eines der vermeintlich anderen Gruppenmitglieder (die nicht existierten) für die zu bearbeitende Aufgabe besonders qualifiziert sei. Die Teilnehmenden durften dann, als Teil ihrer Führungsaufgabe, entscheiden, ob die anderen Gruppenmitglieder die virtuelle Aufgabe gemeinsam oder räumlich getrennt voneinander bearbeiten sollten. Dabei wurden alle Teilnehmenden darauf hingewiesen, dass gemeinsames Arbeiten die Leistung steigern würde.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Entscheidung der Teilnehmenden über die Bearbeitung der Aufgabe davon abhing, ob sie in ihrer Führungsrolle nach Dominanz strebten und für wie gesichert sie ihre Position hielten. Die dominanzorientierten Teilnehmenden, die unsicher waren, ob sie ihre Führungsposition beibehalten konnten, entschieden eher, dass das besonders begabte Gruppenmitglied in einem getrennten Raum sitzen und nicht mit den restlichen Mitgliedern kommunizieren können sollte. Das qualifizierte Gruppenmitglied wurde in diesem Fall eher durch die Führungskraft vom Rest der Gruppe isoliert, trotz der möglichen negativen Auswirkungen auf den Gruppenerfolg.
Bei der Wahrung der eigenen Machtposition könnte es gewisse Parallelen im Verhalten von Alpha-Tieren und Führungspersonen geben. Dominanzorientierte Führungspersonen, die besorgt um ihre Führungsposition sind, isolieren eventuell talentierte Gruppenmitglieder vom Rest der Gruppe. Am Arbeitsplatz ist es jedoch besonders destruktiv, wenn Führungskräfte die Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe unterbinden. Da talentierte MitarbeiterInnen einen großen Beitrag zum Gruppenerfolg leisten können, ist es fatal, wenn sie von den anderen ferngehalten werden. Führungskräfte sollten sich deshalb bewusst machen, dass ein solches Verhalten dem Gruppenerfolg in manchen Fällen im Wege stehen kann.
Case, C. R., & Maner, J. K. (2014). Divide and conquer: when and why leaders undermine the cohesive fabric of their group. Journal of Personality and Social Psychology, 107, 1033-1050. doi: 10.1037/a0038201
Redaktion und AnsprechpartnerIn*: Mariela Jaffé*, Julia Engel
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