Einfach (und) gut?!

- Daniela Dudescu –

Personen, die zuerst eine anstrengende Aufgabe bewältigen müssen, können in einer nachfolgenden Aufgabe gute Ergebnisse erzielen, wenn sie glauben dafür eine einfache Lösungs­strategie anzuwenden, mit der sie mentale Energie sparen.

Anna arbeitet in einer Werbeagentur und muss mehrere kreative Konzepte für eine Werbung erstellen. Allerdings hatte sie heute auch schon mehrere anstrengende Meetings. Anna überlegt, wie sie nun am besten vorgehen soll. Einerseits würde es ihr am leichtesten fallen einfach alle Ideen, die ihr in den Sinn kommen, aufzuschreiben. Andererseits könnte sie dabei gleichzeitig versuchen, die Kosten im Blick zu behalten, um die Ideen nicht im Nachhinein dahingehend prüfen zu müssen. Welche Strategie würde wohl besser funktionieren? Vielleicht hängt es davon ab, was Anna annimmt.

Nicht nur für körperliche Aktivität, sondern auch für unser Denken benötigen wir Energie. Diese wird auch als mentale Ressource bezeichnet. Diese Ressourcen sind limitiert, wir können nicht unbegrenzt Nachdenken oder Probleme lösen. Sind unsere Ressourcen aufgebraucht, so könnte es sein, dass wir in späteren Aufgaben eine schlechtere Leistung zeigen – wir haben zu wenig Energie. Das Forschungs­team um Giacomantonio, Ten Velden und De Dreu nahm an, dass dem Aufbrauchen mentaler Ressourcen ein Bedürfnis zum mentalen Energiesparen folgt. Nach einer anstrengenden Aufgabe könnte eine Präferenz für einfache, nicht anstrengende Strategien entstehen, mit der man die nächste Aufgabe lösen möchte. Im Falle von Anna haben die Meetings bereits ihre Ressourcen aufgebraucht, weshalb sie bemüht sein könnte, Energie zu sparen und eine einfach­ere Strategie zu wählen. 

Die Forschenden haben ihre Annahmen in einer Studie überprüft. Die Teilnehmenden der Studie wurden gebeten zwei vermeintlich unabhängige Aufgaben zu lösen. Die erste Aufgabe bestand darin einen kurzen Aufsatz zu schreiben, bei dem einige Teilnehmende nicht alle Buchstaben des Alphabets verwenden durften. Damit war für sie die Aufgabe anstrengender. Bei der zweiten, eher kreativen Aufgabe sollten die Teilnehmenden dann viele mögliche, aber untypische Einsatz­möglichkeiten für eine Schnur nennen. Für die Lösung dieser Aufgabe würden sie Ausdauer aufwenden müssen. Dabei wurde der Einsatz von Ausdauer entweder als eine schwierige oder als einfache Strategie beschrieben. Die Leistung der Teilnehmenden ergab sich dann aus der Anzahl an generierten Ideen.

Die Ergebnisse zeigten, dass mental erschöpfte Personen weniger Ideen generierten als nicht erschöpfte Personen. Die Beschreibung der anzuwendenden Strategie (einfach oder schwierig) hatte keinen Einfluss auf die Leistung der nicht mental erschöpften Personen. Dagegen haben mental erschöpfte Personen mehr Ideen generiert, wenn ihnen gesagt wurde, dass Ausdauer eine einfache Strategie ist – im Vergleich zu den Personen, die angenommen haben, dass die Strategie schwierig ist. Die erschöpften, aber mit einer einfachen Strategie arbeitenden Personen zeigten im Vergleich zu nicht erschöpften Personen die gleiche Leistung; sie generierten ungefähr gleich viele Ideen. 

Mit Blick auf die Ergebnisse der Studie, könnte Anna für die Generierung der Ideen eine Strategie wählen, die ihr leicht erscheint. Damit muss sie sich nicht sorgen, ihre mentale Energie zu sparen. Anna hätte so eine bessere Chance viele Ideen zu generieren, wenn sie alle ihr in den Sinn kommenden Ideen aufschreibt ohne dabei die geplanten Kosten für die Werbung zu berücksichtigen. Dabei ist nicht von Bedeutung, dass Annas gewählte Strategie tatsächlich einfach ist, sondern dass sie diese als einfach wahrnimmt. 

Giacomantonio, M., TenVelden, F. S., & De Dreu, C. K. W. (2016). Framing effortful strategies as easy enables depleted individuals to execute complex tasks effectively. Journal of Experimental Social Psychology, 62, 68–74.doi: 10.1016/j.jesp.2015.10.005

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Mariela Jaffé, Julia Engel

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