„Ernährungs­beratung ohne Psychologie ist wie Autofahren ohne Treibstoff“

- Alena Friedrich –

Um die Ernährung dauerhaft gesünder zu gestalten, bedarf es neben ernährungs­wissenschaft­lichen Informationen vor allem konkrete Motivations­strategien.

Neben sich die leere Chipstüte und Gummibärchen, daneben Cola und saure Fritten und zum Nachtisch noch ein großes Schokoladeneis? Überall bequem mit dem Auto hinfahren und die Abende gemütlich auf dem Sofa verbringen?  Das klingt nur so lange nach paradiesischen Zuständen bis die Lieblingsjeans zu eng geworden ist, der Hausarzt Warnungen ausspricht und man mit der dritten Erkältung dieses Jahr im Bett liegt. Dann kommt die Er­kenntnis – so ungesund kann es nichts weiter gehen. Neben regelmäßigem Sport soll auch die Ernährung umgestellt werden. Der Entschluss ist gefasst, Obst und Gemüse besorgt, ein paar Tage hält man tapfer durch – aber dann schleichen sich die alten Verhaltensmuster wieder ein. Das erste Stück Schokolade wird angeknabbert, am nächsten Tag eine Torte zum Nachtisch aufgetischt und dann das panierte Schnitzel mit Pommes zum Abendessen verspeist. Man hat es wieder nicht geschafft.

Wie kann man das Ziel einer gesunden Ernährung dauerhafter umsetzen? Die internationale Forscher­gruppe um Gertraut Stadler beschäftigte sich genau mit diesem Thema. Dazu erforschten sie in einer Langzeit­untersuchung Techniken, um die täglich verspeiste Obst- und Gemüsemenge dauerhaft zu erhöhen. Zu Beginn der Studie mussten die teilnehmenden Frauen in einem Tagebuch ihre momentan verspeiste Obst- und Gemüsemenge angeben. Anschließend bekamen sie von Ernährungs­experten Informationen über eine gesunde Ernährung und die empfohlene tägliche Menge Obst und Gemüse. Die Hälfte der Frauen bekam zusätzlich noch Motivations­strategien mit an die Hand. Sie sollten (1) ihren persönlichen Wunsch formulieren (z.B. mehr Obst und Gemüse essen), (2) sich das wichtigste positive Ergebnis aufgrund der Verhaltensänderung vorstellen (z.B. bessere Gesundheit), (3) sich das größte Hindernis vorstellen, das der Verhaltensänderung entgegen steht (z.B. kein Obst auf der Arbeit). Anschließend wurden konkrete Pläne erarbeitet, wie und wann Obst und Gemüse in den Alltag mit eingebaut und wie Hindernisse ausgeräumt werden können. Die Frauen sollten die Strategien und Pläne täglich anwenden. Um Veränderungen festzustellen, wurden sie nach einer Woche und nach einem, zwei, vier und 24 Monaten erneut befragt.

Im Vergleich zum Ausgangswert nahm bei allen Frauen die Menge an verspeistem Obst und Gemüse zu und dies hielt sich auch noch vier Monate später. Nach zwei Jahren jedoch war die Gruppe der Frauen, die nur Informationen über gesunde Ernährung bekommen hatte, wieder auf das Ursprungs­niveau herabgesunken. Lediglich die Frauen, denen zusätzliche Motivations­strategien an die Hand gegeben worden waren, konnten ihr gesundheitsförderliches Verhalten weiter aufrecht erhalten und aßen mehr Obst und Gemüse als vor Beginn der Studie. Besonders in schwierigeren Situationen (z.B. im Winter reduziertes und teureres Angebot an wenig schmackhaftem Obst und Gemüse) helfen obige Motivations­strategien, um am Ziel dran zu bleiben und Hindernissen besser aus dem Weg zu gehen.

Stadler, G.,Oettingen, G., Gollwitzer, P.M. (2010). Intervention effects of information and self-regulation on eating fruits and vegetables over two years. Health Psychology, 29 (3), 274–283.

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