Fast Food macht unglücklich!?

- Simona Maltese –

Die Konfrontation mit Fast Food macht ungeduldig und kann dadurch die Fähigkeit verringern, schöne Erlebnisse zu genießen.

Das Denken in der heutigen Zeit ist von Effizienz geprägt, welche scheinbar alle Lebens­bereiche durchdringt. Alles muss schnell gehen; selbst das Essen wird zum Zeitfaktor. Nicht selten heißt es: „schnell den Pizzaservice rufen oder das Fertiggericht in die Mikrowelle schieben“ – wenn man überhaupt zu Hause is(s)t. Schließlich bieten die meisten Cafés und Restaurants die Option „zum Mitnehmen“ an, welche den Verzehr unterwegs ermöglicht. Fast Food und „Coffee to go“ Symbole sind bereits von vielen Orten nicht mehr wegzudenken. Doch kann es sein, dass diese Symbole, die eigentlich Zeitersparnis signalisieren, uns paradoxer Weise gefühlt die Zeit rauben? 

Tatsächlich gibt es erste empirische Hinweise, dass allein die Konfrontation mit Fast Food zu Ungeduld führen kann. Fast Food scheint eine Versinnbildlichung der heutigen Schnelllebigkeit zu sein und als solche beim bloßen Betrachten Ungeduld auszulösen. Ein Forschungs­team um Julian House von der University of Toronto vermutete darauf aufbauend, dass Fast Food oder Fast Food Symbole nicht nur Ungeduld auslösen, sondern in der Folge auch unsere Fähigkeit beeinträchtigen, Glück in den kleinen Dingen des Alltags zu finden. Um sich an den Blumen am Wegesrand oder einem duftenden Kaffee zu erfreuen, muss man den Moment schließlich auskosten können. 

Eine erste Studie adressierte die Aus­wirkungen von Fast Food auf alltägliche Glücksempfindungen. Hierbei gingen die Forschenden davon aus, dass nicht die Lebens­mittel selbst entscheidend sind, sondern die Art ihrer Aufbereitung. So wurden die Teilnehmenden eines Experiments zu „Werbewirksamkeit“ unter anderem mit Bildern von einem Kaffee oder Hamburger konfrontiert – und das entweder in McDonald’s Verpackungen oder auf einem Keramikteller bzw. in einer Tasse. In einer anschließenden, angeblich unabhängigen Studie sollten die Teilnehmenden angeben, wie glücklich sie sich fühlen, wobei sich eine Hälfte der Befragten vorher schöne Naturbilder ansah. 

Das Ansehen der Naturbilder war offenbar ein positives Erlebnis, da sich diese Teilnehmenden glücklicher einschätzten als jene, die ihr Glücksempfinden direkt berichteten. Entsprechend der Annahmen des Forschungs­teams schätzten sich allerdings Befragte, die zuvor mit den Nahrungs­mitteln in der McDonald’s Verpackung konfrontiert waren, trotz der Naturbilder etwas weniger glücklich ein. 

Ohne vorheriges Ansehen der Naturbilder berichteten alle Teilnehmenden nur ein mittleres Ausmaß an Glücksgefühlen – unabhängig davon, wie die Lebens­mittel zuvor präsentiert wurden. Laut Autoren führt die Konfrontation mit Fast Food somit nicht allgemein zu weniger Glücksgefühlen. Sie beeinträchtigt aber das Genießen schöner Augenblicke. In einer weiteren Studie konnte dieser Effekt zudem auf das vermehrte Erleben von Ungeduld nach der Konfrontation mit Fast Food zurückgeführt werden.

Die Ergebnisse liefern erste Hinweise, dass sich Fast Food negativ auf unser persönliches Glück auswirken kann – selbst wenn wir nur mit entsprechenden Bildern konfrontiert werden. Da Fastfood-Symbole aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind, sei jede/-r aufgerufen, dem potenziell schädlichen Einfluss aktiv entgegenzusteuern, sich Zeit zu nehmen und schöne Momente bewusst zu genießen. Denn es sind oftmals die Alltagsfreuden, die für unser Wohlbefinden zentral sind.

House, J., DeVoe, S. E., & Zhong, C. B. (in press). Too impatient to smell the roses: exposure to fast-food impedes happiness. Social Psychology and Personality Sciences. doi: 10.1177/1948550613511498.

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