Frist verpasst?! Dennoch motiviert und schnell Aufgaben bearbeiten!

- Simona Maltese –

Personen, die sich als viel beschäftigt wahrnehmen, sind nach dem Verpassen einer Frist häufig motivierter und schneller darin, die Aufgabe noch zu erledigen, als Personen, die sich als wenig beschäftigt wahrnehmen.

Im täglichen Leben sind zu erledigende Aufgaben oft an Fristen geknüpft. Ab und zu kann es passieren, dass Fristen verpasst werden. Das eigene Versagen beim Verpassen einer Frist wirkt sich dann oft nachteilig auf die Motivation aus, die Aufgabe noch zu beenden. Spielt aber möglicherweise der Grund für das Verpassen der Frist eine Rolle beim Umgang mit dem eigenen Versagen und kann die Motivation zum Beenden der Aufgabe beeinflussen?

Die Forschenden um Keith Wilcox nahmen an, dass beschäftigte Menschen, die viele Aktivitäten verfolgen, eher das Gefühl haben, ihre Zeit effektiv zu nutzen. Sie sollten ihr Versagen beim Einhalten einer Frist demnach nicht auf schlechtes Zeit­management zurückführen und somit weniger entmutigt sein, die Aufgabe fortzusetzen. Wenn Personen, die sich als beschäftigt wahrnehmen, eine Frist verpassen, sollte sich das also weniger negativ auf deren Motivation und die benötigte Zeit, die Aufgabe noch zu beenden, auswirken.

Die Forschenden überprüften diese Annahme in einer Reihe von Experimenten. In einer Studie wurden die Teilnehmenden entweder nach einer Aufgabe gefragt, die diese in der letzten Woche beenden wollten, aber nicht konnten (verpasste Frist) oder nach einer Aufgabe, die diese nicht in der letzten, sondern in der laufenden Woche beenden wollten (keine verpasste Frist). Danach wurde die Selbstwahrnehmung der Teilnehmenden als viel oder wenig beschäftigt manipuliert. Dazu sollte eine Hälfte der Teilnehmenden abgestuft auswählen, ob sie in der letzten Woche „etwas“ oder „extrem beschäftigt“ waren (Wahrnehmung als beschäftigt). Die andere Hälfte sollte abgestuft zwischen „überhaupt nicht beschäftigt“ oder „etwas beschäftigt“ auswählen (Wahrnehmung als wenig beschäftigt). Außerdem wurde gemessen, ob die Teilnehmenden denken, dass sie ihre Zeit effektiv nutzen. Schließlich sollte die Aufgabe beschrieben werden und es wurde nach der Motivation gefragt, diese zu beenden.

Die Ergebnisse zeigten, dass Teilnehmende, die sich als wenig beschäftigt wahrnahmen, weniger motiviert waren Aufgaben zu beenden, deren Frist sie verpasst hatten, als solche, deren Frist sie nicht verpasst hatten. Umgekehrt waren Teilnehmende, die sich als viel beschäftigt wahrnahmen, tendenziell motivierter Aufgaben mit einer verpassten als mit einer noch ausstehenden Frist abzuschließen. Nur wenn eine Frist verpasst wurde, waren Teilnehmende, die sich als beschäftigt wahrnahmen, motivierter die Aufgabe noch abzuschließen als Teilnehmende, die sich als wenig beschäftigt wahrnahmen. Die erhöhte Motivation bei Teilnehmenden, die sich als beschäftigt wahrnahmen, wurde durch deren Gefühl vermittelt, ihre Zeit effektiv zu nutzen. In weiteren Studien zeigte sich, dass beschäftigte Personen Aufgaben mit einer verpassten Frist schneller beendeten als weniger beschäftigte Personen.

Sowohl im Alltag als auch in der Arbeits­welt könnte es also für die Erfüllung von fristgebundenen Aufgaben sogar förderlich sein, dass Gefühl zu haben, viel beschäftigt zu sein und seine Zeit effektiv zu nutzen. So könnte es zum Beispiel sinnvoll sein, größere Aufgaben in kleinere Teilaufgaben zu gliedern, um das Gefühl zu haben, sowohl viel beschäftigt zu sein als auch voranzukommen.

Wilcox, K., Laran, J., Stephen, A. T., & Zubcsek, P. P. (2016). How being busy can increase motivation and reduce task completion time. Journal of Personality and Social Psychology, 110, 371–384. doi: 10.1037/pspa0000045

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Jennifer Eck*, Sebastian Butz

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