Gefährliche „Bad Boys und Girls“

- Anna Bruk –

Menschen übernehmen gemäßigt negative Eigenschaften von Personen, an denen sie romantisch interessiert sind, vorausgesetzt dass diese zu jenen Eigenschaften stehen.

Wer kennt den Film Grease nicht? Das „Good Girl“ Sandy verliebt sich in den „Bad Boy“ Danny. Sandys blitzblankes Image hindert ihre Beziehung zu Danny, der seinen Ruf als „Bad Boy“ beibehalten möchte. Um ihn zu erobern, wechselt Sandy auf die „dunkle Seite“ und verwandelt sich mit Hilfe von Zigaretten und Lederjacken in eine weibliche Version von Danny.

Vor dem Hintergrund dieser und ähnlicher Geschichten fragten sich die Forscherinnen Erica Slotter und Wendi Gardner aus den USA, ob die Motivation, einer Person romantisch näher zu kommen, tatsächlich zur Übernahme negativer Eigenschaften führen kann. In einer Studie präsentierten sie deshalb heterosexuellen ledigen Teilnehmenden zunächst verschiedene sehr positive (zum Beispiel intelligent) bis sehr negative (zum Beispiel egoistisch) Eigenschaften. Die Teilnehmenden bewerteten, wie positiv/negativ und wie typisch für sie selbst diese Eigenschaften seien. Zu einem späteren Zeitpunkt bekamen die Befragten ein Persönlichkeits­profil einer Person des anderen Geschlechts vorgelegt. Dabei glaubte die Hälfte der Teilnehmenden, sie würde ein Kontaktbörsenprofil lesen (romantische Situation), während die andere Hälfte annahm, dass es sich um ein Profil einer für das Studierenden­parlament kandidierenden Person handele (neutrale Situation). Das Profil wurde dabei auf jeden/jede TeilnehmerIn einzeln zugeschnitten und enthielt vier Charakterzüge. Hiervon waren drei im Vortest als positiv und typisch, eine jedoch als negativ und untypisch für die eigene Person eingeschätzt worden. Anschließend bewerteten die Teilnehmenden noch einmal ihre schon im Vortest abgefragten Eigenschaften.

Befragte in der neutralen Situation blieben dabei bei ihrer ursprünglichen Selbsteinschätzung. In der romantischen Situation dagegen wurde die negative Eigenschaft des/der potentiellen PartnerIn als typischer für die eigene Person bewertet als bei der ersten Befragung. Wenn also zum Beispiel ein/eine TeilnehmerIn ein Profil eines ungeschickten Gegenübers las, das sonst aber eigene positive Eigenschaften teilte, bewertete er/sie sich selbst im Nachhinein als ungeschickter als zuvor. Dieser Effekt verstärkte sich bei höherem Interesse an dem Gegenüber.

Allerdings zeigte sich auch, dass die negative Eigenschaft nur dann verstärkt wurde, wenn der/die mögliche PartnerIn diese akzeptierte (zum Beispiel „Meine Unordnung ist Teil meiner kreativen Natur“). Wenn das Profil dagegen beinhaltete, dass die betrachtete Person diese Eigenschaft gerne verändern würde (zum Beispiel „Meine Unordnung behindert mich“), zeigte sich keine Anpassung. Darüber hinaus war der Effekt nicht bei extrem negativen Eigenschaften wie „egoistisch“ gegeben. 

Menschen scheinen also nur dann ihr Selbstbild an ihr romantisches Gegenüber anzupassen, wenn es ihnen hilft, diesem näher zu kommen. Wenn aber der/die mögliche PartnerIn versucht, genau diese Eigenschaft abzulegen oder selbige als unattraktiv ansieht, findet keine Anpassung statt. Insgesamt zeigt die Studie, dass „Bad Boys und Girls“ unser Selbstbild in der Tat negativ verändern können. Ob diese Er­kenntnis Sandy dabei geholfen hätte, auf Danny zu verzichten, steht allerdings auf einem ganz anderen Stern.

Slotter, E. B., & Gardner, W. L. (2012). The dangers of dating the “bad boy”(or girl): When does romantic desire encourage us to take on the negative qualities of potential partners?. Journal of Experimental Social Psychology, 48, 1173–1178.

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