Gelangweilt von der täglichen Routine? Trinken Sie Ihren Kaffee doch mal aus dem Sektglas!

- Leonie Ader –

Indem wir Gewohntes auf eine ungewöhnliche Art und Weise tun, können wir den Genuss ähnlich wie beim ersten Mal empfinden.

Der morgendliche Kaffee bietet inzwischen kein Genussmoment mehr, sondern wird zur täglichen Routine, um wachzuwerden; häufig getragene Kleidung wird uns oft langweilig, wohingegen eine neu gekaufte Hose uns ein frisches, gutes Gefühl verleiht. Der anfängliche Zauber verfliegt, sobald wir uns an etwas gewöhnt haben und es für uns alltäglich geworden ist. Es scheint dann unmöglich, etwas nochmal so zu erleben, als würden wir es zum ersten Mal tun. Doch wie kann man den Zauber des Anfangs wiederbeleben?

Zwei Forschende aus den USA haben untersucht, ob Versuchspersonen bei Gewohntem ein Erstes-Mal-Erlebnis und damit gesteigerte Freude erfahren können, indem sie das Gewohnte auf ungewohnte Art und Weise erleben. Ihre Idee bekam das Forschungs-Team durch das Konzept der „Dunkelrestaurants“, wo Gäste ihr Essen ausnahmsweise blind zu sich nehmen und danach ein ganz neues Geschmackserlebnis berichten.

Die Forschenden führten dazu einen Versuch durch, in dem sie die Versuchspersonen baten, Popcorn auf unterschiedliche Art und Weise zu essen. Eine Gruppe aß das Popcorn wie gewohnt mit den Händen, die andere Gruppe hingegen sollte dafür eine ungewöhnliche Methode verwenden – Essstäbchen. Im Anschluss wurden die Probanden über ihre Erfahrung befragt. Sie bewerteten unter anderem den Geschmack und die Freude am Essen des Popcorns. Diese Befragung erfolgte in mehreren Durchgängen. Es zeigte sich, dass die Personen, die das Popcorn mit Stäbchen gegessen hatten, größere Freude dabei empfanden als jene, die mit den Händen gegessen hatten. Beide Gruppen bewerteten den Geschmack des Popcorns gleich gut, sodass der Effekt nicht damit erklärt werden konnte, dass einer Gruppe das Popcorn besser schmeckte als der anderen. Ein wesentlicher Befund des Experiments war die Tatsache, dass sich die größere Freude der Stäbchen-Gruppe lediglich auf den ersten Durchgang des Versuchs beschränkte. Hätte dieser Effekt über mehrere Durchgänge hinweg angehalten, könnte nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei Stäbchen vielleicht generell um eine spaßigere Methode handelt, um Popcorn zu essen. So lassen die Ergebnisse aber vermuten, dass die größere Freude tatsächlich auf die erstmalige und ungewohnte Art, Popcorn mit Stäbchen zu essen, zurückgeführt werden kann. Darüber hinaus fanden die Forschenden auch heraus, dass eine ungewöhnliche Methode, die eine Handlung erschwert, z.B. eine Suppe mit einer Gabel zu essen, den gegenteiligen Effekt haben und somit zu einer verringerten Freude im Erleben führen kann.

Die Forschenden haben durch ihre Studie einen einfachen und günstigen Weg gefunden, die Freude an Dingen zu erhalten oder zurückzubringen, an die wir uns mit der Zeit gewöhnt haben. Wir müssen uns also nicht ständig neue Produkte kaufen und womöglich funktions­tüchtige Gegenstände dabei frühzeitig ersetzen, um Aufregung und Genuss zu erfahren. Doch auch ungewöhnliche Methoden scheinen nur beim ersten Anwenden einen Mehrwert an Freude zu bieten. Es bedarf also einiger Kreativität und verschiedener neuer Varianten, um die Freude an alltäglichen Produkten oder Aktivitäten aufrecht zu erhalten.

Versuchen Sie es doch auch mal und trinken Sie Ihren Kaffee aus dem Sektglas, kombinieren Sie ihre alte Hose neu, oder wagen Sie sich an die Kunst des Popcorn-Essens mit Stäbchen heran!

 

O’Brien, E., & Smith, R. W. (2019). Unconventional consumption methods and enjoying things consumed: Recapturing the “first-time” experience. Personality and Social Psychology Bulletin, 45(1), 67–80. doi:10.1177/0146167218779823

Redaktion und Asprech­partner*in¹: Sebastian Butz¹, Lucia Boileau

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