Geld macht länger glücklich, wenn Sie anderen damit helfen!
Stellen Sie sich vor, Sie würden einfach so ein kleines Geldgeschenk erhalten. Mit Sicherheit wären Sie darüber glücklich, nicht wahr? Jetzt stellen Sie sich vor, Sie würden dieses Geldgeschenk nicht einmalig, sondern in regelmäßigem Zeitabstand erhalten. Glauben Sie, Sie wären jedes Mal noch genauso glücklich wie zu Beginn? Vermutlich nicht, denn nachweislich empfinden wir bei einem positiven Erlebnis, das wiederholt eintritt, zunehmend weniger Glück. Dieser Gewöhnungseffekt wird auch „Hedonistische Tretmühle“ genannt und hat die Funktion, dass wieder mehr Ressourcen für die Suche und Verfolgung weiterer persönlicher Ziele zur Verfügung stehen. Ed O’Brien und Samantha Kassirer untersuchten, ob dieser Gewöhnungseffekt auch dann eintritt, wenn Personen ein Geldgeschenk nicht für sich selbst, sondern für andere ausgeben. Die Forschenden vermuteten, dass die Freude über das Geld in diesem Fall länger anhalten sollte, da es glücklich macht, anderen Menschen zu helfen.
In einer ersten Studie gaben die Forschenden allen Teilnehmenden fünf Umschläge mit je 5 Dollar mit nach Hause. Sie sollten das Geld in den folgenden fünf Tagen jeweils zur selben Uhrzeit für den gleichen Zweck ausgeben. Bei der Hälfte der Teilnehmenden musste dieser Zweck selbstdienlich sein (z.B. jeden Tag zur selben Uhrzeit das gleiche Mittagessen im gleichen Restaurant), bei der anderen Hälfte hingegen musste dieser Zweck die finanzielle Unterstützung einer anderen Person oder einer Organisation sein (z.B. jeden Tag zur selben Uhrzeit an die gleiche Organisation spenden). Eine tägliche Abfrage ergab, dass das empfundene Glück über die fünf Tage hinweg abnahm, wenn das Geld für sich selbst ausgegeben wurde. Das Glück hielt jedoch an, wenn es für andere ausgegeben wurde.
In einer zweiten, eintägigen Studie sollten die Teilnehmenden zehn einfache Aufgaben lösen, für die sie jeweils eine Bonuszahlung von 5 Cent erhielten. Der Hälfte der Teilnehmenden wurde dieses Geld für den eigenen Gebrauch überwiesen, die andere Hälfte musste es an eine von fünf vorgegebenen Wohltätigkeitsorganisationen spenden. Die resultierenden Glücksgefühle wurden in dieser Studie unmittelbar nach jedem Geldgewinn erfasst. Es zeigte sich, dass nun auch die spendenden Personen mit jeder Runde weniger glücklich waren als zuvor, die Glücksgefühle bei den Personen jedoch noch stärker abnahmen, die das Geld behalten durften.
Beide Studien legen nahe, dass die bei einer positiven Erfahrung empfundenen Glücksgefühle bei wiederholtem Erleben potenziell abnehmen, wir jedoch länger glücklich bleiben, wenn unsere Handlungen zum Wohle Anderer beitragen. Eine Erklärung hierfür kann unser stetiger Wunsch nach Zugehörigkeit sein. Ebenfalls denkbar ist, dass es schneller als langweilig empfunden wird, täglich das Gleiche zu kaufen als täglich einen Geldbetrag zum Wohle Anderer auszugeben. In jedem Fall sprechen die Ergebnisse dafür, dass wir uns häufiger prosozial verhalten sollten – in Form von Spenden oder anderem Hilfeverhalten – da es uns längerfristig glücklich macht.
O’Brien, E., & Kassirer, S. (2019). People are slow to adapt to the warm glow of giving. Psychological Science, 30(2), 193–204. doi:10.1177/0956797618814145
Redaktion und Ansprechpartner*in¹: Jennifer Eck¹, Selma Rudert
© Forschung erleben 2019, alle Rechte vorbehalten