Gesundheit beginnt im Kopf
In Deutschland gab der Staat 2013 mehr als 3 Milliarden Euro zur Unterstützung pflegebedürftiger Menschen aus, einen Großteil davon für ältere BürgerInnen (de.statista.com). Nicht mehr alleine für sich selbst sorgen zu können, verringert die Lebensqualität für Betroffene immens. Gibt es einen Weg, dies zu verhindern, indem man präventiv dafür sorgt, dass ältere Menschen länger fit bleiben?
In unserer Gesellschaft gibt es viele negative Stereotype über ältere Menschen. Ihnen wird zum Beispiel Vergesslichkeit, Langsamkeit und Hilflosigkeit zugeschrieben. Diese negative Einstellung zum Alter verinnerlichen viele Senioren, was schließlich dazu führen kann, dass sie tatsächlich weniger leistungsfähig sind. Ein Forschungsteam um Becca R. Levy untersuchte deshalb, ob ältere Menschen, die ein positives inneres Bild vom Altern übernehmen, körperlich fitter und aktiver werden. Dafür testeten sie zwei verschiedene Methoden: Die bewusste und die unterbewusste Auseinandersetzung mit einem positiven Altersbild. Das Forschungsteam erwartete einen stärkeren Effekt der unterbewussten Methode. Grund dafür ist die “Umgehung” bereits bestehender negativer Bilder des Alterns. Bei bewusster Auseinandersetzung mit dem Thema hingegen muss man sich auch mit diesen beschäftigen und die Wirkung der positiven Bilder wird geschwächt.
Um diese Annahme experimentell zu überprüfen, wurden über einen Zeitraum von vier Wochen 100 Menschen im Alter von 60 bis 99 Jahren einmal wöchentlich mit einem positiven Altersbild konfrontiert. Einer Gruppe wurden dafür positive Altersbild-Wörter (z.B. weise) unterbewusst, d.h. unterhalb der Wahrnehmungsschwelle für nur wenige Millisekunden, auf einem Computerbildschirm präsentiert. Um bewusst ein positives Bild vom Alter zu erzeugen, wurde eine zweite Gruppe gebeten, sich eine mental und körperlich gesunde ältere Person vorzustellen und einen Aufsatz über diese zu schreiben. Das Forschungsteam testete abschließend acht Wochen später die Fitness der Senioren mit Hilfe einiger einfacher Balance- und Laufübungen.
Tatsächlich konnten das Forschungsteam seine Annahmen bestätigen: Die unterbewusste Konfrontation mit den positiven Seiten des Alters verringerte die negativen Stereotype über das Alter, führte zu einer positiveren Selbstwahrnehmung und erhöhte dadurch schließlich die Fitness der Senioren. Auch in der zweiten Gruppe zeigten sich positive Effekte der bewussten Auseinandersetzung mit einem positiven Bild vom Alter. Allerdings war die Wirkung dieser Intervention deutlich schwächer.
Besonders überraschend sind diese Befunde auch im Vergleich zu einer ähnlichen Studie, die das körperliche Aktivitätsniveau älterer Menschen über 6 Monate durch Sport verbessern konnte. Die unterbewusste Konfrontation mit positiven Altersbild-Wörtern führte nämlich in kürzerer Zeit zu einer größeren Verbesserung als das sportliche Training. Die Ergebnisse dieser Studie machen deutlich, dass die richtige Einstellung sehr wichtig für die Gesundheit ist und damit auch der Kopf eine bedeutende Rolle spielt, wenn es um die Fitness im Alter geht.
Levy, B. R., Pilver, C., Pil H. Chung, P. H. & Slade, M. D. (2014). Subliminal Strengthening: Improving Older Individuals’ Physical Function Over Time With an Implicit-Age-Stereotype Intervention. Psychological Science, 25(12), 2127– 2135.
vdek. Juli 2014. Verteilung der Leistungsempfänger in der sozialen Pflegeversicherung (SPV) in Deutschland nach Altersgruppen im Jahr 2012. de.statista.com/statistik/daten/studie/322750/umfrage/verteilung-der-leistungsempfaenger-in-der-sozialen-pflegeversicherung-nach-altersgruppe/ (zugegriffen am 1. Februar 2015).
AnsprechpartnerIn* und Redaktion: Christiane Schöl*, Sebastian Butz
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