Gleich und gleich gesellt sich gern – aber nicht immer

- Andreas Nehrlich –

Wie stark Menschen sich PartnerInnen wünschen, die ihnen ähneln, hängt sowohl von ihren Persönlichkeits­eigenschaften ab als auch von der Kultur, in der sie leben.

Sicher ist Ihnen schon aufgefallen, dass Beziehungs­partner und -partnerinnen sich oft ähneln – ein Phänomen, das der Volksmund mit „Gleich und gleich gesellt sich gern“ treffend umschreibt. Doch manchmal finden auch Menschen zueinander, die sehr unter­schiedlich sind. Hängt es vielleicht von unserer Persönlichkeit ab, ob wir Personen bevorzugen, die uns selbst ähneln? Ein internationales Forschungs­team nahm an, dass das Gleich-und-gleich-gesellt-sich-gern-Prinzip zwar grundsätzlich gilt, jedoch je nach Persönlichkeit der Partnersuchenden und der Kultur des Landes unter­schiedlich stark zutrifft.

Um die Annahmen zu überprüfen, konzentrierte sich das Team auf zwei universell bedeutsame Persönlichkeits­eigenschaften, nämlich inwiefern Personen „agentisch“ (Oberbegriff für Ehrgeiz, Kompetenz, Individualität) und „kommunal“ (Oberbegriff für zwischenmenschliche Wärme, Empathie, Integrität) sind. Diesen Eigenschaften ähneln zudem Merkmale, die laut Forschung bei der Partnersuche besonders wichtig sind: sozialer Status und Attraktivität (agentisch) sowie zwischenmenschliche Wärme (kommunal). Nach dem Ähnlichkeits­prinzip sollten agentische Personen bei der Partnersuche einen besonderen Wert auf Status und Attraktivität legen, wohingegen kommunale Personen eine Vorliebe für Wärme zeigen sollten. Allerdings zeigt vorangegangene Forschung auch, dass agentische Personen tendenziell bestrebt sind, sich von kulturellen Normen abzugrenzen, während kommunale Personen sich Normen eher anpassen. Folglich sollten agentische Personen in einer Kultur, in der Status und Attraktivität generell für wichtig erachtet werden, diese Merkmale weniger präferieren, um sich von ihrem kulturellen Umfeld abzugrenzen. Kommunale Personen sollten in diesen Kulturen hingegen eine stärkere Vorliebe für Status und Attraktivität aufweisen, um sich anzupassen.

Unter­sucht wurde dieses Wechselspiel aus Persönlichkeit und Kultur an über 180.000 Personen aus elf europäischen Ländern, die bei der Partnervermittlung eDarling angemeldet waren. Die Auswertung ihrer Angaben zur eigenen Persönlichkeit und zu erwünschten Partnereigenschaften bestätigte zunächst das allgemeine Gleich-und-gleich-gesellt-sich-gern-Prinzip: Je agentischer Personen sich einschätzten, desto wichtiger war ihnen Status/Attraktivität eines Partners bzw. einer Partnerin. Mit höherer angegebener Kommunalität stieg hingegen besonders die Bedeutung von Wärme. Wie vorhergesagt schwankten diese Ähnlichkeits­präferenzen jedoch je nach den kulturellen Vorlieben der Länder. In Kulturen mit allgemein höheren Status-/Attraktivitätspräferenzen war die Bevorzugung von Status/Attraktivität bei agentischen Personen geringer ausgeprägt, hingegen berichteten kommunalere Personen dort eine größere Bedeutung dieser Merkmale. Für Wärme-Präferenzen fanden sich ähnliche Muster, hier waren kulturelle Schwankungen jedoch insgesamt klein. Die Ergebnisse waren für Männer und Frauen vergleichbar.

Die Studie zeigt einmal mehr, dass die Partnersuche ein komplexes Thema ist, das manchmal – aber nicht immer – einfachen Gesetzen wie „gleich und gleich gesellt sich gern“ folgt. Wo die Liebe hinfällt, hängt demnach auch von der eigenen Persönlichkeit und der umgebenden Kultur ab.

Gebauer, J. E., Leary, M. R., & Neberich, W. (2012). Big two personality and big three mate preferences: Similarity attracts, but country-level mate preferences crucially matter. Personality and Social Psychology Bulletin, 38, 1579–1593.

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