Gut, besser, am besten – und dann?

- Mona Salwender –

Bei Entscheidungen die Beste anstatt nur eine hinreichend gute treffen zu wollen, kann in anderen Situationen zu mehr Un­zufriedenheit und Bedauern führen, wenn das Ergebnis nicht optimal ist.

„Das beste Produkt auf dem Markt – greifen Sie zu“. „Die beste Altersvorsorge – zögern Sie nicht“. Die Betonung in unserer Gesellschaft liegt auf dem Superlativ; ständig werden wir mit dem Streben nach dem Besten konfrontiert. Doch ist es kaum möglich, immer das Beste zu erreichen. Entsprechend hat bisherige Forschung gezeigt, dass „MaximiererInnen“, die stets nach dem Besten streben, weniger glücklich und optimistisch sind als Menschen, die nicht auf das Beste fixiert sind.

Die Forschenden Jingjing Ma und Neil Roese gingen davon aus, dass es nicht nur Unter­schiede zwischen Personen hinsichtlich des Maximierens gibt, sondern dass jede/r von uns im Alltag in eine maximierende Denkweise gebracht werden könne. Doch was sind mögliche Folgen solch einer Denkweise?

Die Idee war folgende: Eine maximierende Denkart zielt darauf ab, die beste Alternative zu finden – sei es bei Aktionen im Super­markt, der Wahl einer Versicherung oder eines Urlaubspaketes. Deshalb vergleicht man mehr zwischen Entscheidungs­alternativen, insbesondere auf der Suche nach möglichen besseren Optionen. Ist die Entscheidung dann nicht die optimalste, denkt man nicht, man hätte immer noch eine sehr gute Wahl getroffen (schließlich hat man viel gegeneinander abgewogen!) – sondern ist darauf fokussiert, dass es eine noch bessere Alternative gegeben hätte (man hätte ein noch besseres Urlaubsangebot finden können). Eine maximierende Denkweise sollte folglich zu mehr Reue und Un­zufriedenheit führen.

Können Menschen tatsächlich einfach in solch ein Denkmuster gebracht werden? Ein Experiment sollte Aufschluss geben. Um eine maximierende Denkweise anzustoßen, wurden einige Teilnehmende gebeten, aus mehreren Angeboten (wie Prämienpaketen) jeweils das beste auszuwählen. Eine zweite Gruppe verglich die Angebote hingegen nur und gab an, ob sie sich unter­scheiden. Damit sollte eine vergleichende Denkweise angeregt werden, um zu unter­suchen, ob allein der Fokus auf Vergleiche negative Folgen haben kann. Eine dritte Gruppe erhielt an dieser Stelle keine Aufgabe. Nach diesem ersten Abschnitt folgte für alle die zentrale Entscheidungs­aufgabe, bei der aus mehreren Angeboten für Milchpackungen das günstigste ausgewählt werden sollte.

Laut den Ergebnissen scheint sich Vergleichen grundsätzlich auszuzahlen – sowohl Teilnehmende, die anfangs maximieren als auch bloß vergleichen sollten, trafen bei der letzten Aufgabe häufiger die richtige Entscheidung. Wurde allerdings ein suboptimales Angebot gewählt, bereuten die Teilnehmenden in der maximierenden Gruppe ihre Entscheidung deutlich mehr und waren un­zufriedener als jene in den anderen beiden Gruppen. Es scheint also spezifisch ein Fokus auf das Beste zu sein (und nicht nur bloßes Vergleichen), der negative Folgen haben kann.

Bemerkenswert ist zudem, dass die maximierende Denkweise offenbar mit der Wahl der besten Angebote in Aufgabe 1 ausgelöst wurde und sich dann auf eine folgende Entscheidungs­situation auswirkte. Weiterführende Studien deuten sogar darauf hin, dass maximierendes Denken in einem Bereich (z.B. Produktentscheidungen) sich auf einen anderen Bereich übertragen und negative Aus­wirkungen haben kann (z.B. gesteigerte Un­zufriedenheit nach einer nicht optimalen Leistung).

Mit Blick auf die Ergebnisse sollten Sie sich vielleicht ab und zu bewusst machen, dass die ständige Betonung des Besten (wie in der Werbung: „das beste Urlaubsangebot“, „die beste Altersvorsorge“, …) Sie in eine maximierende Denkweise bringen kann, welche eventuell mehr Un­zufriedenheit nach sich zieht. Muss es also wirklich immer das Beste sein oder können wir uns vielleicht auch mit einer (sehr) guten Alternative zufrieden geben?

Ma, J., & Roese, N. J. (2014). The maximizing mind-set. Journal of Consumer Research, 41, 71–92. doi:10.1086/674977

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Janin Rössel*, Anna Bruk

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