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Ich habe die Macht!

„Die sind doch alle korrupt!“; Wer hat diese Aussage über Politiker und Wirtschaftsbosse noch nicht gehört? Auch die Forschung zeigt, dass eine Machtposition dazu verleiten kann, nur die eigenen Interessen zu verfolgen und die Ziele der Gruppe außer Acht zu lassen. So können Personen, die über Macht verfügen, stärker nach ihrem freien Willen handeln, ohne soziale Konsequenzen befürchten zu müssen. Ihr Sozialverhalten ist deshalb oft enthemmter und sie nehmen weniger Rücksicht auf andere.
Jon Maner und Nicole Mead zeigen in einer aktuellen Studie jedoch, dass man das differenzierter betrachten muss. Nicht jede/
Um dies zu untersuchen, wies das Forscherteam Probanden jeweils die Führungsrolle in einer Dreiergruppe zu. Außerdem wurde gesagt, dass die ihnen zugewiesene Führungsposition nicht sicher sei und neu vergeben werden könne, je nachdem wie die Einzelleistungen aller Gruppenmitglieder während einer gemeinsamen Aufgabe ausfielen. Die Aufgabe der Dreiergruppe bestand darin, möglichst viele Worträtsel zu lösen. Für jede richtige Antwort erhielt die Gruppe $2, und der Gesamtgewinn wurde zu gleichen Teilen zwischen den Gruppenmitgliedern aufgeteilt. In einem Testdurchlauf wurden die Probanden mit der Aufgabe vertraut gemacht und erhielten im Anschluss Informationen über ihre eigenen Leistung und die der anderen TeilnehmerInnen. Dann wurde den Probanden mitgeteilt, dass sich zu viele TeilnehmerInnen für das Experiment angemeldet hätten, und sie mitentscheiden könnten, wer nicht zu ihrer Gruppe gehören sollte. Diese Information stellte ein Dilemma für diejenigen TeilnehmerInnen dar, deren Führungsposition nicht sicher war. Ein leistungsstarker Mitstreiter würde zwar stärker zum Gruppenerfolg beitragen, gleichzeitig aber auch eine größere Bedrohung für die eigene Stellung in der Gruppe darstellen. Es zeigte sich, dass vor allem Probanden mit einem ausgeprägten Dominanzstreben die Sicherung der eigenen Position wichtiger war als der Erfolg der Gruppe. Um die Konkurrenz auszuschalten, sprachen sie sich stärker gegen leistungsstarke Kandidaten aus.
Muss also eine Führungskraft mit hohem Dominanzstreben um ihre Vorherrschaft bangen, besteht die Gefahr, dass sie den Erfolg der Gruppe aufs Spiel setzt, nur um ihre eigene Position zu sichern. Maner und Mead zeigen aber auch einen möglichen Ausweg aus dieser Misere: Sobald eine andere Gruppe mit der eigenen in Konkurrenz tritt, werden die Gruppenmitglieder wieder zu Verbündeten und die Führungskraft besinnt sich auf das gemeinsame Gruppenziel. So wird aus dem Gegen-einander ein Gegen-andere und dadurch ein Miteinander.
Maner, J. K., & Mead, N. L. (2010). The essential tension between leadership and power: when leaders sacrifice group goals for the sake of self-interest. Journal of Personality and Social Psychology, 99, 482–497.
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