„Ich habe es nicht besser verdient!“

- Deniz Dericioglu –

Das Verheimlichen von Fehltaten kann zu selbstbestrafendem Verhalten führen.

Nahezu jeder hat sie – Geheimnisse. Diese drehen sich häufig um kleinere oder größere Fehltaten. Ob man heimlich das letzte Stück Kuchen gegessen oder gar jemanden betrogen hat, der Zweck  eines Geheimnisses ist oftmals, Bestrafung zu vermeiden, die beispielsweise in Form von Abwertung und Ausgrenzung durch nahestehende Personen oder auch der Öffentlichkeit auftreten kann. Menschen streben allerdings nach einer gerechten Welt und die Geheimhaltung eines Fehl­verhaltens steht nicht im Einklang mit dieser Bestrebung, weil man nicht von anderen für die Fehltat bestraft werden kann. Bestraft man sich also möglicherweise selbst, um wieder Gerechtigkeit herzustellen?

Michael Slepian und Brock Bastian haben diese Frage im Zusammenhang mit Partnerschaften unter­sucht, da Geheimnisse in Partnerschaften nicht unüblich sind und deren Enthüllung schwerwiegende Konsequenzen haben kann. Die Forscher haben angenommen, dass das Verheimlichen (vs. Gestehen) von Fehltaten, das Gefühl hervorruft, bestraft werden zu müssen, welches wiederum selbstbestrafendes Verhalten (Ablehnung von Belohnungen und Ausführen von bestrafenden Tätigkeiten) begünstigt.

Um diese Annahmen zu überprüfen, haben sie Personen in festen Partnerschaften gefragt, wie wohl sie sich mit Belohnungen fühlen würden (z. B. Urlaub, Geschenk von dem/der Partner/in erhalten) und wie groß ihr Bedürfnis nach bestrafenden Tätigkeiten sei (z. B. die nächste Mahlzeit auslassen, bis zur Erschöpfung arbeiten). Eine Gruppe der Teilnehmenden sollte sich jedoch vorher an Fehltaten erinnern, die dem/der Partner/in gestanden wurden, die andere Gruppe hingegen an Fehltaten, die dem/der Partner/in verschwiegen wurden (Geheimnisse). Zusätzlich sollten die Befragten das Ausmaß an Bestrafung angeben, welches sie für diese Fehltaten verdient hätten.

Die Teilnehmenden, die an Geheimnisse gedacht hatten, gaben tatsächlich an, für ihre Fehltaten eine größere Bestrafung zu verdienen und sich infolgedessen unwohler mit Belohnungen zu fühlen sowie ein größeres Bedürfnis nach bestrafenden Tätigkeiten zu haben. Diese Zusammenhänge zeigten sich allerdings nur für bedeutungs­volle Geheimnisse, deren Offenlegung schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen könnte.

Den Ergebnissen zufolge kann also das Verheimlichen (vs. Gestehen) von bedeutungs­vollen Fehltaten das Bedürfnis nach Selbstbestrafung erhöhen. Da Gedanken an das Geheimnis immer wieder hervorgerufen werden können, solange man es für sich behält, kann es sogar wiederholt zu selbstbestrafendem Verhalten kommen. Um langfristig Frieden mit sich selbst schließen zu können, könnte es daher ratsam sein, verheimlichte Fehltaten trotz der möglichen Konsequenzen früher oder später doch zu gestehen.

Slepian, M. L., & Bastian, B. (2017). Truth or punishment: Secrecy and punishing the self. Personality and Social Psychology Bulletin, 43, 1595-1611. doi:10.1177/0146167217717245

Redaktion und Ansprech­partnerIn*: Jennifer Eck*, Maria Douneva

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