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Ich habe nur ein bisschen gemogelt!

Vielen Menschen fällt es schwer, Fehlverhalten zuzugeben. Plagt einen das schlechte Gewissen allerdings zu sehr, ringt man sich häufig doch zu einem Geständnis durch, in der Hoffnung, damit seine Schuldgefühle verringern zu können.
Interessant dabei ist, dass bei einem Geständnis manchmal nur ein Teil des Vergehens gebeichtet wird. Beispielsweise wird nach viel zu schnellem Fahren angegeben, man sei ja nur ein paar km/
Um diese Frage zu beantworten, führte ein Forschungsteam um Eyal Peer eine Reihe von Studien durch. In einer Studie bat es die Teilnehmenden das Ergebnis von zehn Münzwürfen vorherzusagen. Im nächsten Schritt sollten sie mit Hilfe eines Computerprogramms selbst zehnmal eine Münze werfen und selbstständig überprüfen, wie oft sich ihre Vorhersage als korrekt erwies. Die Teilnehmenden glaubten dabei, dass das Ergebnis der Münzwürfe nicht gespeichert wurde. Für jede richtige Vorhersage erhielten sie zehn Cent. Es konnte somit ein Zusatzbetrag von bis zu einem Dollar erzielt werden, sodass ein Anreiz zum Schummeln bestand. Nachdem die Teilnehmenden angegeben hatten, wie viele ihrer Vorhersagen korrekt waren, wurde ihnen die Möglichkeit gegeben zu gestehen, falls sie bei der Anzahl richtig vorhergesagter Münzwürfe übertrieben hatten, um mehr Geld zu bekommen. Den Teilnehmenden wurde dabei versichert, dass ein Geständnis keinerlei negative Konsequenzen haben würde und sie den Zusatzbetrag in jedem Fall behalten dürften. Im Anschluss an die Möglichkeit zum Geständnis wurden sie zudem nach ihrer Gefühlslage gefragt.
Die Ergebnisse zeigen, dass etwa 44% der Teilnehmenden in der Studie schummelten, indem sie mehr korrekte Vorhersagen angaben, als sie tatsächlich gemacht hatten. Knapp 25% der „Schummelnden“ gaben auch zu, eine falsche Angabe gemacht zu haben. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen gestand die Schummelei in vollem Umfang, wohingegen die anderen ein Teilgeständnis ablegten, also weniger richtig vorhergesagte Münzwürfe angaben als zuvor, aber immer noch mehr als sie tatsächlich richtig hatten. Entgegen der Erwartung, dass ein Teilgeständnis negative Gefühle reduzieren sollte, zeigte sich aber, dass die teilweise Geständigen stärkere negative Emotionen durchlebten als Teilnehmende, die ein vollständiges oder gar kein Geständnis ablegten. Zwischen den Teilnehmenden, die vollständig gestanden, und denjenigen, die sich zu gar nichts bekannten, gab es hinsichtlich der empfundenen negativen Emotionen keine bedeutsamen Unterschiede.
Nach einem Teilgeständnis hat man zwar häufig geringere Konsequenzen zu befürchten als nach einem vollständigen Geständnis, aber laut Studienergebnissen fühlt man sich dafür deutlich schlechter. Dies könnte daran liegen, dass man sich nach einem Teilgeständnis schlecht fühlt, nicht die volle Verantwortung für sein Fehlverhalten übernommen zu haben. Sollte einen das schlechte Gewissen also so sehr plagen, dass man das Fehlverhalten zugibt, lohnt es sich darüber nachzudenken, nicht nur einen Teil, sondern das ganze Vergehen zu gestehen, wenn die zu befürchteten Konsequenzen hinnehmbar sind.
Peer, E., Acquisti, A., & Shalvi, S. (2014). “I cheated but only a little”: Partial confessions to unethical behavior. Journal of Personality and Social Psychology, 106(2), 202–217.
Redaktion und AnsprechpartnerIn*: Jennifer Eck*, Mariela Jaffé
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