Ist doch nur Spaß!?

- Nicole Fritz –

Witze, die auf Kosten anderer gehen, können bei Menschen mit einer unkritischen Einstellung zu Humor Vorurteile gegenüber der betroffenen Gruppe hervorrufen oder verstärken.

Was ist der Unter­schied zwischen einem toten Hund auf der Straße und einem toten Mexikaner auf der Straße? – Vor dem Hund befinden sich Bremsspuren.

Finden Sie diesen Witz lustig und harmlos oder einfach nur geschmacklos? Wenn ersteres zutrifft, haben Sie wohl eine eher unkritische Einstellung zu Humor. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass ein Witz einfach „nur als Witz“ wahrgenommen wird. Sein Inhalt wird wenig kritisch reflektiert und nicht so ernst genommen.

Aber woran macht sich denn fest, ob wir Witze, die auf Kosten anderer gehen, lustig und harmlos finden oder nicht? Und sind derartige Witze wirklich „nur Witze“ oder sind sie vielleicht Ausdruck von Vorurteilen und können diese gar erzeugen oder verstärken?

Die ForscherInnen Gordon Hodson, Jonathan Rush und Cara C. MacInnis gehen davon aus, dass die Bewertung solcher Witze als lustig und harmlos auch davon beeinflusst werden kann, wie stark eine Person an sozialer Dominanz orientiert ist. Stark an sozialer Dominanz orientierte Personen präferieren hierarchische Strukturen innerhalb einer Gesellschaft und wollen Unter­schiede im sozialen Status zwischen verschiedenen Gruppen aufrechterhalten (zum Beispiel indem sie statusniedrigere Gruppen abwerten). Die ForscherInnen nehmen an, dass eine unkritische Einstellung gegenüber Humor Personen mit einer starken Orientierung an sozialer Dominanz einen Deckmantel bietet: So können sie ihre Meinungen äußern, ohne damit rechnen zu müssen, dass diese von anderen missbilligt werden („Ist doch nur Spaß!“). Eine weitere Vermutung ist, dass negative Einstellungen gegenüber der betroffenen Gruppe durch solche Witze gefördert werden können.

Um diese Annahmen zu überprüfen, befragte das Forschungs­team kanadische Studierende nach ihrer Einstellung zu MexikanerInnen (eine statusniedrigere Gruppe in Kanada) und zu Humor und erfasste ihre Orientierung an sozialer Dominanz. Anschließend bekamen die Studierenden sowohl neutrale Witze als auch solche, die MexikanerInnen herabsetzen (wie der Witz zu Beginn des Artikels), dargeboten und sollten bei jedem Witz angeben, wie lustig und harmlos sie diesen fanden. Schließlich wurde die Einstellung gegenüber mexikanischen Personen erneut erfasst.

Es zeigte sich, dass Teilnehmende, welche stärker an sozialer Dominanz orientiert waren, zu einer unkritischeren Einstellung gegenüber Humor neigten und somit Witze über MexikanerInnen sowohl als amüsanter als auch als harmloser einschätzten als Teilnehmende, welche geringer an sozialer Dominanz orientiert waren. Weiter führte bei den Personen, die eine stärkere Orientierung an sozialer Dominanz aufzeigten, die Einschätzung der Witze über MexikanerInnen als harmloser zu einer Verschlechterung der Einstellung gegenüber dieser Personen­gruppe.

Die Befunde sprechen also dafür, dass wir auch im Kontext von Humor nicht ganz unkritisch sein sollten. Selbst wenn wir wirklich „nur einen Witz“ machen möchten, sollten wir uns die Frage stellen, ob dieser unbedingt auf Kosten anderer gehen muss. Durch den unkritischen Umgang mit Humor laufen wir nämlich Gefahr, bei der einen oder anderen Person eine negative Einstellung gegenüber der betroffenen Gruppe hervorzurufen oder zu verstärken.

Hodson, G., Rush, J., & McInnis, C. C. (2010). A joke is just a joke (except when it isn’t): Cavalier humor beliefs facilitate the expression of group dominance motives. Journal of Personality and Social Psychology, 99(4), 660–682.

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