Ist doch nur Spaß...?

- Ulrike Rangel –

Sexistischer Humor kann diskriminierendes Verhalten fördern.

Kennen Sie den? „Warum haben Frauen nur vier Gehirnzellen? – Für jede Herdplatte eine.“ Kein besonders guter Witz? Das vielleicht nicht, aber harmlos ist er doch – oder?

Immer wieder erleben wir in der Medienlandschaft Debatten darüber, welche Art von Humor erlaubt ist und was tabu sein sollte. Vor ein paar Jahren machte die hitzige Diskussion rund um den Talkmaster Harald Schmidt und dessen Affinität zu Polenwitzen Furore. Kürzlich wurden die Fernsehköche Johann Lafer und Horst Lichter für ihren sexistisch gefärbten Humor über Hühnerbrüstchen und zweibeinige Nougatpralinen mit dem Medien-Anti-Preis „Saure Gurke“ ausgezeichnet. Auf der einen Seite dieser Diskussion stehen die selbsternannten Medienwächter, die mahnen, dass mit solchen Witzen Vorurteile zementiert würden, auf der anderen Seite die Witze-Macher, die erwidern, dass man doch Spaß verstehen müsse und solcher Humor harmlos sei. Wer hat Recht?

Eine Forscher­gruppe um den Sozialpsychologen Thomas Ford testete die Idee, dass sexistischer Humor, in diesem Fall Witze über Frauen, der Auslöser für diskriminierendes Verhalten sein könnte. Dazu konfrontierten die Forscher männliche Studenten entweder mit Frauenwitzen wie dem obigen oder mit neutralen Witzen und erfassten anschließend die Tendenz der Teilnehmer zu frauenfeindlichem Verhalten. Beispielsweise wurden die Studierenden gebeten, Empfehlungen für die Höhe der Jahresbudgets verschiedener studentischer Einrichtungen abzugeben, dar­unter eine Organisation, die für die Förderung von Frauen eintritt. Als diskriminierendes Verhalten wurde gewertet, wenn die Teilnehmer dieser Organisation relativ zu den anderen Einrichtungen ein geringeres Budget zusprachen.

Es zeigte sich, dass insbesondere Männer, die allgemein eher negativ gegenüber Frauen eingestellt waren, ihr Verhalten nach den Frauenwitzen drastisch änderten: Während sie nach dem Hören der neutralen Witze keinen Unterschied zwischen der Frauen­organisation und den anderen Einrichtungen machten, sprachen sie dieser Organisation nach den Frauenwitzen ein deutlich geringeres Budget zu. Männer, die keine negativen Einstellungen gegenüber Frauen aufwiesen, zeigten hingegen keine Tendenz zur Ungleichbehandlung.

Warum ist das so? Im Allgemeinen ist uns bewusst, dass diskriminierendes Verhalten nicht angemessen ist und auf Ablehnung stößt. Deshalb versuchen wir, Verhaltensweisen, die als Diskriminierung eingestuft werden könnten, zu vermeiden – unabhängig von unserer privaten Einstellung. Humor als Mittel der Kommunikation verändert aber unsere Interpretation einer Situation: Er signalisiert, dass das, was gesagt oder getan wird, als „Spaß“ zu werten ist, und bietet deshalb die Möglichkeit, Dinge auszusprechen, die ansonsten Widerspruch hervorrufen würden. Nach den Frauenwitzen hatten die frauenfeindlich eingestellten Männer demnach eher den Eindruck, dass diskriminierendes Verhalten toleriert würde und verhielten sich ihrer Einstellung gemäß.

Sexistischer Humor ist also besonders dann problematisch, wenn er auf ein Publikum mit Vorurteilen trifft. Solange man das nicht ausschließen kann, sollte man vielleicht lieber auf solche Witze verzichten.

Ford, T. E., Boxer, C. F., Armstrong, J., & Edel, J. R. (2008). More than “just a joke”: The prejudice releasing function of sexist humor. In: Personality and Social Psychology Bulletin, 34, 2, 159–170.

Dieser Artikel ist in Psychologie heute erschienen (Juli 2008). www.psychologie-heute.de

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